Wenn Demokratie erkämpft, gelebt oder verteidigt wird, dann hat sie auch einen Klang. Das ist die Idee der Performance „Klang der Demokratie“. Ein Jahr lang wurde an dem Projekt gearbeitet. Es ist eine Kooperation der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte und dem Freiraum Syndikat in Zusammenarbeit mit KampradMedia.

Leipzig: Auftakt in Philippuskirche

Nun ist sie hörbar: Eine Zeitreise durch die Geschichte der Demokratie. Am Montag fand die erste Aufführung in der Leipziger Philippuskirche statt. Sie richtet sich an Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse. Mit einer Mischung aus Videos, Präsentation und Musik geht es darum, erlebbar zu machen durch welche Ereignisse, Personen und Orte die heutige Demokratie entstanden ist.

„Die Grundidee ist letztendlich, dass wir den Wert der Demokratie ein wenig aus dem Auge verlieren. Besonders auch in der jüngeren Generation„, sagt Klaus-Jürgen Kamprad bei MDR KULTUR. Diese Selbstverständlichkeit, bedeute aber auch, dass wir um sie kämpfen müssen, wenn wir sie behalten wollen, so Kamprad: „Dafür müssen wir erstmal ein Bewusstsein wecken.“

Reiner Haseloff spricht über Wittenberg

Die einstündige Performance soll zeigen, wie es zu der heutigen Demokratie kam und schlägt dabei gleich mehrere Bögen: Von der Idee der Demokratie im antiken Griechenland geht es über die Verfassung in der Paulskirche bis hin zur ersten Bundeskanzlerin. Eine Sängerin übernimmt die Moderation und historische Schauplätze werden durch einen TV-Moderator vorgestellt. Eingespielte Schalt-Gespräche mit Experten des jeweiligen Ortes werden imitiert. So kommt auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff zu Wort, der über die Rolle Wittenbergs in der Reformation berichtet.

Doch der „Klang der Demokratie“ will mehr als aufbereite Geschichte sein. Im Mittelpunkt steht die Musik: Vier Celli, ein Akkordeon, Schlagzeug und Bass führen gemeinsam mit der Sängerin durch die Demokratiegeschichte. Jeder Schauplatz bekommt sein eigenes Musikstück. Die Stücke stammen nicht plakativ aus der jeweiligen Zeit, sondern sollen die dazugehörigen Emotionen ausdrücken.

Mit Cello, Akkordeon und Co. die Demokratie fühlbar machen

„Eigentlich sollte es ein mutmachendes Projekt werden“, erzählt der musikalische Leiter Lukas Dreyer bei MDR KULTUR. „Aber tatsächlich gibt es auch viele dunkle Töne. Wir haben versucht alles abzubilden, was die Gefühlswelt von Demokratie musikalisch anregt.“ Möglichst viele verschiedene und überraschende Klänge sollten es sein. Dabei war die Suche nach dem „Klang der Demokratie“ auch für die Musikerinnen und Musiker keine gradlinige.

Lukas Dreyer habe sofort an Beethoven denken müssen: „Aber Beethovens Neunte, die konnten wir nicht machen. Also habe ich was arrangiert, was im Prinzip aus dem Soloklavier dann plötzlich so ein Bandstück gemacht hat.“

Beethoven trifft „Die Gedanken sind frei“

Beethoven kann also nach Demokratie klingen – genauso wie „Die Gedanken sind frei“ oder auch die Hymne der englischen Frauenbewegung „The March of the Women“. Viele Stücke sind von dem Komponisten Moritz Eggert, dessen Musik vergangenes Jahr am 9. Oktober im Gewandhaus zu hören war. „Wenn wir gute Musik wollen, dann müssen wir im Grunde alle mitdenken und nicht sagen, ‚Das hören die einen oder anderen nicht.‘ Das geht gar nicht.“

Die einstündige Performance lädt zum Mitmachen ein. Die Schülerinnen und Schüler kreieren etwa klatschend gemeinsam einen Takt, der die Musik auf der Bühne trägt. Eine Wirksamkeit, die unmittelbar spürbar ist. Die Musikerinnen und Musiker hatten selbst mit der Demokratie zu tun, in den Proben bei der Improvisation zum Beispiel.

Schlagzeug sorgt für Recht und Ordnung

Einfach irgendwie zu spielen, das ginge zwar auch, „aber es ist schöner, wenn du sagst, zum Beispiel die Streicher sind die Kontinuität“, erklärt Lukas Dreyer, „wir haben gestrichene Töne, das könnte Kontinuität bedeuten. Das ist ja ein wichtiges Element.“ Der Schlagzeuger hingegen könne für Recht und Ordnung sorgen. Aber auch der Bassmann könne dies: „Der hat die Verstärkung und kann dich im tiefen Bereich sprachlos machen.“

Das Projekt „Klang der Demokratie“ soll bis kommendes Jahr durch alle Bundesländer touren. Es ist ein akustisches Wimmelbild, in dem jede und jeder seinen eigenen Bezug finden kann.

Redaktionelle Bearbeitung: tis