Eigentlich scheint die Hertha aus Berlin einer der Lieblingsgegner der SV Elversberg zu sein. Denn in den vergangenen vier Aufeinandertreffen in der zweiten Bundesliga gingen die Saarländer jedes Mal als Sieger vom Platz, die SVE schoss in diesen vier Partien satte 14 Tore – und kassierte gerade einmal drei. Doch wer daraus schließt, dass das DFB-Pokalspiel heute Abend ein Selbstläufer wird, könnte sich täuschen.

„Sie haben sich auf jeden Fall deutlich stabilisiert“, warnt SVE-Trainer Vincent Wagner. Berlins Trainer Stefan Leitl sieht das ähnlich: „Bei uns hat sich einiges getan“, sagt der 48-Jährige mit Blick auf das vergangene Duell der beiden am vierten Spieltag dieser Zweitliga-Spielzeit, das die SVE im Berliner Olympiastadion mit 2:0 gewann.

Vier Siege, 14 Tore – Hertha der SVE-Lieblingsgegner?

Generell scheinen sich die beiden Cheftrainer vor dem Aufeinandertreffen in der zweiten Runde des DFB-Pokals in vielen Dingen einig. „Die letzten Wochen haben gezeigt, dass wir Spiele gewinnen können“, sagt Leitl. Die Hauptstädter holten in den vergangenen knapp fünf Wochen ihre ersten vier Ligasiege und damit zwölf ihrer bislang 14 Punkte dieser Saison.

Vor allem, weil die Verletztenliste der Berliner seit dem Aufeinandertreffen Ende August wieder deutlich kürzer geworden ist, ist die Hertha nach holprigem Saisonstart zurück in der Spur. „Es wird also mindestens eine ähnlich schwere Aufgabe wie zuvor in der Liga, wenn nicht sogar etwas schwieriger“, lautet das warnende Fazit von Elversbergs Vincent Wagner.

Hertha und das „geile Gefühl“

Die vergangenen Wochen liefen aber auch für die SV Elversberg sehr gut. Die Saarländer waren bis zur 0:2-Niederlage in Bielefeld am vergangenen Samstag sieben Spiele in Serie ungeschlagen, feierten dabei sechs Siege und obendrauf die zwischenzeitliche Tabellenführung.

Jetzt warten insgesamt drei Partien in acht Tagen – die Gefühlslage nach dem Auftakt in diese englische Woche könnte unterschiedlicher jedoch kaum sein. Während Elversberg die erste Niederlage seit dem zweiten Spieltag hinnehmen musste, gelang der Hertha der erst zweite Heimsieg der Saison – und das dank Last-Minute-Drama zuhause gegen Fortuna Düsseldorf (1:0).

„Emotional war dieses Spiel für uns absolut top“, sagt Hertha-Coach Stefan Leitl. Dessen Stürmer Maurice Krattenmacher hatte spät in der Nachspielzeit mit einem Traumtor aus 16 Metern zum Berliner Heimsieg getroffen und seine gesamte Mannschaft samt Trainerteam von den Bänken aufspringen lassen.

„Das war ein geiles Gefühl“, schwärmt Leitl vor dem Zweitrunden-Spiel im DFB-Pokal gegen Elversberg. „Das positive Erlebnis wollen wir in dieses Spiel transportieren und aufrechterhalten.“

Drei Spiele in acht Tagen

Während Leitl und die Hertha diese Emotionen aus der Liga jetzt auch in den Pokalwettbewerb mitnehmen wollen, hofft SVE-Trainer Wagner auf eine Reaktion seiner Mannschaft auf das 0:2 auf der Bielefelder Alm. Der Tatsache, dass gerade einmal drei Tage zwischen den beiden Spielen liegen, kann der 39-Jährige auch etwas Positives abgewinnen. „Es ist immer gut, wenn es direkt weitergeht“, sagt Wagner. „Wir haben halt nur nicht so viel Zeit zum Regenerieren.“

Das gilt allerdings für beide Teams – Berlin hatte sogar das Samstagabendspiel und damit noch einmal ein paar Stunden weniger Regenerationszeit, spielt aber wieder zuhause. Die SV Elversberg dagegen muss direkt wieder auf die Reise.

Wagners Jungs „haben Bock“

„Aber unsere Jungs haben Bock, extra motivieren muss man niemanden mehr“, sagt Wagner und freut sich auf den Pokalabend im Olympiastadion. „Dienstagabend, 18.30 Uhr in Berlin. Da gibt es schon deutlich schlechtere Dinge“, sagt Wagner mit verschmitztem Grinsen.

Ähnlich sieht es auch sein Gegenüber – obwohl das Pokalspiel für die Berliner durchaus eine Umstellung zum Liga-Topspiel gegen Düsseldorf werden könnte. Hatte man am Samstagabend noch bestes Fußballwetter vor mit 75.000 Zuschauern ausverkauftem Haus, warten nun einstellige Temperaturen, Regen und ein mit gerade einmal 30.000 erwarteten Besuchern halbleeres Olympiastadion auf die Leitl-Elf.

Der will sich davon aber überhaupt nicht beirren lassen: „Das ist die perfekte Zeit, das perfekte Wetter, um ein gutes Spiel zu machen“, so die Ansage des Hertha-Trainers.

Ebnoutalib im Fokus

Inwiefern für Elversberg und Berlin die Belastungssteuerung ein Thema am Dienstagabend wird, ließen beide Trainer offen.

Bei den Saarländern stehen lediglich hinter dem erkrankten Luca Pfeiffer und dem verletzten Luis Seifert Fragezeichen. Stefan Leitl hat im Mittelfeld-Zentrum langsam wieder die Qual der Wahl – zum derzeit stark aufspielenden Kenneth Eichhorn könnten sich die lange ausgefallenen Diego Demme oder Paul Seguin gesellen. Fehlen werden den Berlinern dagegen weiterhin unter anderem Stürmer Dawid Kownacki, Außenverteidiger Deyovaisio Zeefuik und Leon Jensen.

Elversberg will die Siegesserie gegen die Hertha am Leben halten. Beim jüngsten Aufeinandertreffen feierte Younes Ebnoutalib nicht nur sein Startelfdebüt für die SVE sondern auch seine ersten beiden Treffer in der zweiten Bundesliga. Mittlerweile führt er die ligaweite Torjägerliste mit neun Treffern in zehn Spielen an. Im DFB-Pokal wartet der 21-jährige noch auf sein Premierentor.

Wagner: „Wird ein besonderes Spiel“

Herthas Defensive hat sich in den vergangenen Wochen aber stabilisiert, einzig die Effizienz vor dem gegnerischen Tor ist bei den Berlinern weiterhin ausbaufähig. Die Hertha kommt in zehn Liga-Spielen auf gerade einmal zwölf erzielte Tore.

„Es wird morgen im Olympiastadion ein besonderes Spiel“, prophezeit SVE-Coach Wagner. Auch Hertha-Trainer Leitl ist auf alle Eventualitäten vorbereitet – auch auf ein mögliches Elfmeterschießen: „Ich würde mir aber schon wünschen, dass es vorher erledigt ist“ – noch etwas, dass Stefan Leitl und Vincent Wagner in diesen Tagen gemeinsam haben dürften.

Das Spiel gibt es live als Audiostream ab 18.15 Uhr auf Sportschau.de und in der Sportschau-App. Eine ausführliche Zusammenfassung gibt es nach Abpfiff auf SR.de – die ersten Bilder zum Spiel zeigt der SR ab 21.45 Uhr im SR Fernsehen.

Über dieses Thema wurde auch in der Sendung „aktueller bericht“ im SR Fernsehen am 27.10.2025 berichtet.