Künstler hatte «möglicherweise» Hilfe –

Das Gauguin-Selbstporträt im Kunstmuseum Basel ist echt

Publiziert heute um 10:12 UhrPorträt eines Mannes mit Brille, Bart und weissem Hemd, im impressionistischen Stil gemalt.

Das Selbstporträt Gauguins ist laut einer Untersuchung des Kunstmuseums Basel keine Fälschung.

Foto: Kunstmuseum Basel

Der französische Kunsthändler und Gauguin-Experte Fabrice Fourmanoir hatte im Frühling behauptet, das mutmasslich letzte Selbstporträt des französischen Malers, das seit 1945 im Kunstmuseum Basel hängt, sei eine Fälschung. Nun kommt das Museum nach eingehender Untersuchung, die «Provenienzforschung, kunsttechnologische Analysen und die Konsultation internationaler Experten» umfasste, wie es in einer Medienmitteilung heisst, zum Schluss: Der Gauguin ist echt.

Fourmanoir ist der Ansicht, alle seit 1903 datierten Werke von Gauguin seien Fälschungen. Der Künstler sei zu diesem Zeitpunkt zu krank gewesen, um noch zu arbeiten. Gauguin starb am 8. Mai 1903 in Atuona in Französisch-Polynesien. Der Kunsthändler vermutete, das Werk sei von Gauguins Freund und Pfleger Ky-Dong, mit richtigem Namen Nguyen Van Cam, gemalt worden. Fourmanoir konnte bereits vier Gauguin-Fälschungen in Museen nachweisen.

Untersuchung des Selbstporträts

In den vergangenen Monaten untersuchte die Restaurierungsabteilung des Kunstmuseums Basel das Gemälde mikroskopisch. Das Porträt wurde mit den «bildgebenden Verfahren der technischen Fotografie», unter anderem Radiografie und Normal- und UV-Beleuchtung, analysiert. Ebenso wurden Mikroproben der Malschicht entnommen, die durch das Kunsttechnologische Labor der Berner Hochschule der Künste geprüft wurde.

Dabei kamen die Experten zum Schluss, dass die «wesentlichen Malmaterialien» des Porträts der Zeit um 1900 entsprechen. Diese sind auch in anderen Werken Gauguins aus dieser Phase zu finden.

Allerdings zeigte die Untersuchung auch, dass das Werk nach seinem Tod im Gesichtsbereich überarbeitet wurde – es wurden Spuren von Titanweiss gefunden, das erst ab 1918 Verbreitung fand. Grund dafür könnte ein anstehender Verkauf gewesen sein.

Fazit: Keine Fälschung

Ebenso konsultierte das Kunstmuseum verschiedene Experten, so das Gauguin-Komitee des Wildenstein Plattner Institute in Paris. Für das international zusammengesetzte Expertengremium handelt es sich «ohne Zweifel», wie das Kunstmuseum schreibt, um einen echten Gauguin. Die Biografin Nguyen Van Cams, Lorraine M. Paterson, ergänzte die Recherchen des Kunstmuseums mit weiteren Hinweisen zum Freund und Pfleger Gauguins.

Das Kunstmuseum zieht das Fazit, dass es «höchst unwahrscheinlich» sei, dass das Werk eine spätere Fälschung ist. Vermutlich sei das Werk 1903 von Gauguin selbst geschaffen worden, «möglicherweise mit der Unterstützung Nguyen Van Cams.» Eine Fälschungsabsicht sei nicht zu erkennen.

Gauguin und das Kunstmuseum Basel

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EinloggenNic Engel ist Redaktor im Ressort Politik und Wirtschaft.

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