Stefan Hartung hat Ärger mit der Arbeitnehmervertretung – die Aufsichtsgremien stehen jedoch hinter ihm. Foto: dpa/Sven Hoppe
Unter Stefan Hartung baut der Stuttgart Bosch-Konzern Zehntausende Stellen ab und zieht sich massive Kritik zu. Die Verlängerung seines Vertrags gilt vor nun als Vertrauensbeweis.
Mitten in der Krise stärkt Bosch dem Konzernchef Stefan Hartung durch eine frühzeitige Vertragsverlängerung den Rücken. Der Vertrag sei bereits vor geraumer Zeit verlängert worden, erklärte eine Unternehmenssprecherin. Mit harten Sparmaßnahmen und einem Personalabbau in deutlich fünfstelliger Höhe zieht sich Hartung bereits seit Längerem den Zorn der Arbeitnehmervertretung zu, die bei Bosch ein gewichtiges Wort mitzureden hat. Sie wirft Hartung vor, im Umgang mit den Beschäftigten die sozialen Grundwerte des Unternehmensgründers Robert Bosch zu verletzen.
Angesichts der vor wenigen Wochen erfolgten Ankündigung, über den bereits erfolgten Abbau von 9000 Arbeitsplätzen hinaus weitere 13 000 Stellen abzubauen, verschärfte die Arbeitnehmervertretung zuletzt ihre Kritik an der Unternehmensleitung. In Bereichen wie der Werkzeugsparte Power Tools in Leinfelden-Echterdingen, in denen ganze Unternehmensteile geschlossen werden, drohen nun auch betriebsbedingte Kündigungen. Das gilt auch für die Produktion von Verbindungstechnik im Werk in Waiblingen.
In Waiblingen protestieren Beschäftigte gegen den Verlust ihrer Arbeitsplätze. Foto: dpa
In diesem scharfen Konflikt ist die Vertragsverlängerung ein deutliches Signal, dass die Aufsichtsgremien Hartungs Kurs mittragen und die Kritik an seiner Vorgehensweise nur wenig Resonanz findet. Als entscheidendes Gremium für Aufsicht und Strategie gilt bei Bosch die Industrietreuhand KG, die nahezu alle Stimmrechte der Robert Bosch Stiftung ausübt, der das Unternehmen zu 94 Prozent gehört. Anders als bei Aufsichtsräten vieler börsennotierter Unternehmen finden sich an ihrer Spitze oft Top-Manager, die direkt nach ihrem Ausscheiden in das Gremium wechseln.
Ex-Finanzchef ist heute Bosch-Chefaufseher
Geschäftsführender Gesellschafter ist seit vier Jahren Stefan Asenkerschbaumer, der zuvor neun Jahre lang Vizechef des Konzerns war und als Geschäftsführer das Finanzressort geleitet hatte. Auch der Aufsichtsrat, das offizielle Kontrollgremium von Bosch, wird von Asenkerschbaumer geleitet. Der gegenwärtige Bosch-Konzernchef Hartung gehört zudem auch der Industrietreuhand KG an. Hartung kontrolliert sich gewissermaßen also auch selbst.
Die Dauer der Verlängerung des Vertrags teilte Bosch nicht mit. Nach Informationen des „Handelsblatts“ erfolgte die Verlängerung über weitere fünf Jahre, so dass Hartung bis ins Jahr 2031 Chef bleiben soll. Seine Vorgänger Franz Fehrenbach und Volkmar Denner waren nach neun beziehungsweise neuneinhalb Jahren ausgeschieden.