In den Augen von Richard David Precht ist Nürnberg eine „Problemstadt“. Da hat der Philosoph zwar etwas übertrieben, aber Probleme hat die Stadt allemal.
Welche Erlebnisse Precht mit der Nürnberger U-Bahn genau verbindet und wo er im Stadtgebiet unterwegs war, verrät er in dem Podcast mit Markus Lanz nicht. Vielleicht ist Precht am Hauptbahnhof angekommen, durch die Königstorpassage gegangen und dort in eine U-Bahn eingestiegen.
Dort trifft man neben Pendlern auch auf Obdachlose, Alkohol- und Drogenabhängige – kein Weg, auf dem man sich wohlfühlt. Polizei und Stadt versuchen, die Lage in der Passage seit Jahren in den Griff zu bekommen, mit mäßigem Erfolg.
Erst Anfang des Jahres war in dem schmuddeligen Untergeschoss des Hauptbahnhofs die hiesige Politikprominenz mit Polizei und Presse im Schlepptau unterwegs. Eigentlich um zu verkünden, dass die Maßnahmen Wirkung zeigten und die Kriminalitätszahlen zurückgingen.
Als die Schar um Ministerpräsident Söder eine Bäckereiverkäuferin in der Königstorpassage ansprach und fragte, wie die Situation sei, schleuderte die den Politikern entgegen: „Schlimm“. Immer wieder verrichteten Obdachlose außerhalb der Toiletten ihre Notdurft, zudem werde sie wegen ihres Migrationshintergrundes regelmäßig bei ihrer Arbeit beschimpft.
Wer jetzt Precht vorwirft, keine Ahnung von Nürnberg zu haben, verschließt die Augen vor dem eigentlichen Problem: Es gibt U-Bahn-Stationen, in denen sich Besucher wie Bewohner unserer sonst schönen Stadt unwohl fühlen. Allem voran an den großen Knotenpunkten wie Hauptbahnhof und Plärrer.
Stadt, VAG und Polizei sollten ihre Energie jetzt lieber darauf verwenden, sich zu fragen, wie sie die Situation verbessern können – statt die Aussage von Precht mit Verweis auf Rekordfahrgastzahlen zu kontern.
