Berlin – Die Kritik am ZDF wird nach Bekanntwerden des Terror-Skandals immer lauter. Am Montag bestätigte das ZDF, dass ein langjähriger Mitarbeiter einer Partnerfirma in Gaza ein islamistischer Hamas-Terrorist war. Jetzt greifen die Mitglieder der wichtigsten Kontrollinstanzen des öffentlich-rechtlichen Senders ein!
Am Dienstag ging Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (71, CDU), der dem 12-köpfigen ZDF-Verwaltungsrat angehört, hart mit Chefredakteurin Bettina Schausten ins Gericht: Er sehe es „kritisch“, dass es nach der „militärischen Ausschaltung dieser Person durch die israelische Armee“ sofort Kritik von Schausten an Israel gab.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident und ZDF-Verwaltungsratsmitglied Reiner Haseloff (71)
Foto: Christian Schroedter
Haseloff: „Das zeigt, dass der israelische Geheimdienst und der Abwehrdienst dort wesentlich effektiver sind als unsere Infokanäle bei der Akquirierung von Personal. Das sollte man für die Zukunft als Erfahrung mitnehmen, wenn es darum geht, politisch spontane Bewertungen zu Vorgängen außerhalb Deutschlands vornehmen zu müssen.“
ZDF-Journalist nannte Hamas-Terrorist „unsere Augen in Gaza“
DENN: Direkt nach der Tötung des Terroristen am 19. Oktober verurteilte ZDF-Chefredakteurin Schausten Israels Vorgehen sofort scharf und sprach von einem Angriff auf „Medienschaffende“. Im TV sprachen ZDF-Journalisten von „Kollegen“, die „Opfer eines israelischen Luftschlags“ wurden. „heute journal“-Moderator Christian Sievers nach dem Angriff auf X: „Unsere Augen in Gaza. Wir arbeiten seit Jahrzehnten schon mit den Kollegen zusammen. Heute trauern wir mit ihnen.“
Israels Erklärung, man habe gezielt einen Terroristen ausgeschaltet, wurde in der ZDF-Berichterstattung mit größter Skepsis behandelt und als haltlose Behauptung abgetan. Eigene Nachforschungen hätten „keine Anhaltspunkte“ für die Hamas-Mitgliedschaft des Mannes ergeben, erklärte das ZDF auf BILD-Nachfrage.
Doch dann bestätigte der Sender nach Erhalt eines Beleg-Dokuments aus Israel, dass der Mitarbeiter tatsächlich ein Hamas-Terrorist war. Der Sender hatte fast 30 Jahre mit der Firma zusammengearbeitet, der Terrorist war dort 12 Jahre lang angestellt und half dabei, den deutschen Sender mit Bildern aus Gaza zu versorgen.
ZDF-Fernsehrat greift ein
Auch zwei prominente Mitglieder des ZDF-Fernsehrats melden sich zu Wort und wollen den Skandal aufarbeiten.
NRW-Medienminister Nathanael Liminski (CDU) sagte zu BILD: „Mit Blick auf die Tragweite werde ich dieses Thema auch im Fernsehrat noch einmal auf die Tagesordnung bringen.“
NRW-Medienminister Nathanael Liminski (40, CDU)
Foto: David Young/dpa
Über den Hamas-Terroristen sagte er: „Die Beitragszahler sind nachvollziehbar verunsichert, insofern war die Stellungnahme des ZDF, wonach das Hamas-Mitglied keinerlei Einfluss auf die Berichterstattung hatte, dringend notwendig, ja überfällig.“
Liminski macht klar, welche Verantwortung das ZDF trage: „So wie sich jedes Unternehmen den Vorgaben des Lieferkettengesetzes stellen muss, um strenge Standards bei der Wertschöpfungskette einzuhalten, so muss erst recht eine öffentlich-rechtliche Medienanstalt wie das ZDF auch nur den Anschein eines Zweifels an der Einhaltung von Standards vermeiden. Dazu gehört, dass an keiner Stelle der ZDF-Wertschöpfungskette das Mitglied einer Terrororganisation wie der Hamas eine wie auch immer geartete Funktion übernimmt.“ Es sei „gut, dass der Sender dazu kommuniziert“.
Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus (63, CDU)
Foto: Arne Dedert/dpa
Transparente Aufklärung fordert Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus (CDU), ebenfalls Mitglied der ZDF-Aufsicht, in BILD: „Unabhängige und freie Berichterstattung ist ein tragendes Fundament des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Daher muss dieser auch tragische Vorfall vollständig und transparent aufgeklärt werden. Die Beendigung der Zusammenarbeit mit der Produktionsfirma ist daher der erste richtige Schritt.“