Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die Armee angewiesen, sofort „intensive Angriffe“ im Gazastreifen auszuführen. Dies teilte das Büro Netanjahus nach einer Sicherheitsberatung des Regierungschefs mit. Über die genauen Gründe informierte das Büro nicht.
Augenzeugen zufolge kommt es bereits zu Angriffen aus der Luft auf ein Gebiet in der Nähe des größten noch funktionierenden Krankenhauses im Norden von Gaza-Stadt. Die Zahl möglicher Opfer sei nicht bekannt, sagten Menschen vor Ort der Nachrichtenagentur Reuters. Auch Medien der radikal-islamischen Hamas berichteten von diesem Beschuss.
Am Nachmittag war es im südlichen Gazastreifen ungeachtet der Waffenruhe zu einem Feuergefecht gekommen. Der israelische Armeesender meldete, bewaffnete Mitglieder der Terrororganisation Hamas hätten auf israelische Soldaten geschossen. Nach Angaben palästinensischer Augenzeugen kam es anschließend zu Artilleriebeschuss und israelischen Luftangriffen mehrerer Gebiete im Bereich von Rafah. Laut israelischen Medienberichten wurden auch Tunnel der Hamas angegriffen.
Israel wertete den Vorfall schon am Nachmittag als Bruch der Waffenruhe.
Als Bruch des Friedensplans von Donald Trump hatte Israel zuvor auch die schleppende Übergabe der Hamas von toten israelischen Geiseln bezeichnet. Am Montagabend hatte die Hamas die Leichenteile eines schon vor zwei Jahren beigesetzten Israelis übergeben. Zuvor hatte sie ein fingiertes Grab ausgehoben, um Mitarbeiter des Roten Kreuzes zu täuschen.
Minister der israelischen Regierung forderten Netanjahu am Dienstag auf, die Hamas zu „zerstören“. „Die Tatsache, dass die Hamas weiterhin Spielchen spielt und nicht sofort alle Leichen unserer Gefallenen übergibt, ist an sich schon ein Beweis dafür, dass die Terrororganisation noch immer existiert“, erklärt der Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben Gvir.
Finanzminister Bezalel Smotrich forderte: Wir brauchen ein „Paket entschlossener und entschiedener Maßnahmen, um sicherzustellen, dass wir an dem zentralen Ziel des Krieges festhalten: die Zerschlagung der Hamas und die Beseitigung der von Gaza ausgehenden Bedrohung für die Bürger Israels.“
Die Hamas wiederum beschuldigte Israel, das nötige Gerät für die Bergung der Leichen zurückzuhalten. Die Hamas rief die arabischen Staaten auf, Israel unter Druck zu setzen, seinen Teil der Zusagen für die Waffenruhe einzuhalten. Zudem erklärt die Hamas, nicht zu wissen, wo sich die Leichen der noch fehlenden 13 Geiseln befinden. Israel bezeichnete das als Lüge.
Der bewaffnete Teil der Hamas teilte kurz nach Netanjahus Angriffsbefehl mit, die für Dienstag geplante Übergabe der entdeckten sterblichen Überreste einer Geisel werde verschoben. Zur Begründung heißt es, Israel habe gegen die Waffenruhe verstoßen.
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Seit Beginn einer Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas am 10. Oktober im Rahmen des Friedensplans von US-Präsident Donald Trump gab es immer wieder tödliche Zwischenfälle. Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bereits mehr als 90 Palästinenser getötet. Vor gut einer Woche wurden zwei israelische Soldaten bei einem Angriff mit einer Panzerfaust getötet. (ben, mit Agenturen)