Benjamin Netanjahu

Stand: 28.10.2025 18:11 Uhr

Israels Premier Netanjahu hat sofortige und „intensive“ Angriffe im Gazastreifen angeordnet. Zuvor war ein Feuergefecht gemeldet worden. Auch wegen der verzögerten Übergabe toter Geiseln hatten die Spannungen zuletzt zugenommen.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat der militant-islamistischen Hamas Verstöße gegen die Waffenruhe im Gazastreifen vorgeworfen und neue Angriffe angeordnet. Die Armee sei angewiesen worden, umgehend „intensive“ Angriffe im Gazastreifen auszuführen, teilte sein Büro mit.

Im südlichen Gazastreifen war es zuvor laut einem Medienbericht trotz Waffenruhe zu einem Feuergefecht gekommen. Der israelische Armeesender meldete, bewaffnete Mitglieder der Hamas hätten auf Soldaten geschossen. Nach Informationen der Jerusalem Post wurde auch eine Panzerabwehrrakete eingesetzt.

Nach Angaben palästinensischer Augenzeugen kam es anschließend zu Artilleriebeschuss mehrerer Gebiete im Bereich von Rafah. Alle Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden.

Hamas verschiebt Übergabe toter Geisel

Der bewaffnete Arm der Hamas teilte nach Netanjahus Anordnung mit, die für heute geplante Übergabe sterblicher Überreste einer Geisel werde verschoben. Zur Begründung erklärte die Terrorgruppe, Israel habe gegen die Waffenruhe verstoßen. Bei Suchaktionen in einem Tunnel im Süden des Gazastreifens sei zuvor eine Leiche gefunden worden. Neue Angriffe Israels würden die Sucharbeiten behindern und die Rückgabe verzögern.

Empörung um Rückgabe von Leichnam

Wegen der verzögerten Rückgabe toter Geiseln an Israel hatten die Spannungen zuletzt zugenommen. So übergab die Hamas am Montagabend sterbliche Überreste eines Mannes, der laut Netanjahu schon beigesetzt wurde.

Auf israelischer Seite war zunächst der Eindruck entstanden, gemäß der Waffenruhevereinbarung sei die 16. getötete Geisel übergeben worden. Nach der Identifizierung durch die Gerichtsmedizin stellte sich jedoch heraus, dass es sich um weitere sterbliche Überreste von Ofir Tsarfati handelte – dessen Leichnam vor zwei Jahren von der israelischen Armee im Gazastreifen teilweise geborgen und nach Israel gebracht worden war.

Netanjahu hatte den Vorgang als einen „eindeutigen Verstoß“ gegen die getroffene Waffenruhe-Vereinbarung bezeichnet. Die Regierung werde sich mit den Spitzen der Sicherheitsbehörden treffen, „um Israels Schritte als Reaktion auf die Verstöße zu besprechen“, hatte es weiter geheißen.

Waffenruhe seit 10. Oktober

Das Forum der Geisel-Familien forderte die israelische Regierung auf, „entschlossen“ gegen die Hamas vorzugehen. „Angesichts des schweren Verstoßes der Hamas gegen die Vereinbarung gestern Abend (…) kann und darf die israelische Regierung dies nicht ignorieren und muss entschlossen gegen diese Verstöße vorgehen“, erklärte das Forum.

Am 10. Oktober war die maßgeblich von den USA vermittelte Waffenruhe in Kraft getreten. Von Beginn an gab es aber immer wieder tödliche Zwischenfälle. Die Übergabe aller in den Gazastreifen verschleppten Geiseln – auch der sterblichen Überreste der toten Geiseln – an Israel ist Teil der Vereinbarung.