Neuaufbau unter Teichmann und Kost gerät ins Wanken
Nach dem Abstieg in die Oberliga wollte Viktoria Berlin eigentlich einen Neuanfang wagen. Das zuvor eröffnete Insolvenzverfahren war kurz vor Saisonbeginn eingestellt worden, anschließend kehrte Rocco Teichmann (39) überraschend als Sportlicher Leiter zurück. Gemeinsam mit Trainer Thomas Kost (56) stellte er innerhalb weniger Wochen fast ein komplett neues Team zusammen.
Sportlich blieb der erhoffte Aufschwung jedoch aus: Nach schwachen Auftritten in der Liga und dem Pokal-Aus gegen den Berlin-Ligisten Polar Pinguin rangiert der Traditionsverein derzeit am Tabellenende.
Spieler klagen auf ausstehende Gehälter
Wie Rechtsanwalt Golle mitteilt, vertritt er zehn Spieler, die seit Saisonbeginn kein Gehalt erhalten haben sollen. Teilweise seien sogar noch Zahlungen aus dem Juli offen. Trotz mehrfacher Mahnungen und Fristsetzungen sei bislang kein Geld geflossen.
Nach Angaben des Juristen sollen einige Akteure, die keine rechtlichen Schritte eingeleitet haben, mittlerweile ihr Geld erhalten haben. Die Kläger warteten dagegen weiter. Auch Trainer Thomas Kost soll laut Golle noch auf seine Vergütung warten. Inzwischen wurde die Trennung vom Coach offiziell bestätigt (FuPa Berlin berichtet)
Güteverhandlung ohne Ergebnis
Der erste Gütetermin fand vor Gericht nicht statt, weil beide Anwälte entschieden haben, dass zunächst noch Fragen geklärt werden müssen. Es sind Einzelklagen beim Arbeitsgericht anhängig.
Parallel dazu sei am 22. Oktober eine Strafanzeige wegen des Verdachts des sogenannten Eingehungsbetrugs gestellt worden. Nach Darstellung von Golle lautet der Vorwurf, die Klubführung habe Spieler unter Vertrag genommen, obwohl der Zahlungswillen des Vereins möglicherweise nicht gegeben war. Laut Golle sollte die Staatsanwaltschaft nun über die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens entscheiden
Stellungnahme des Vereins
FuPa Berlin hat den Sportlichen Leiter Rocco Teichmann nach der 3:10-Niederlage bei Tasmania Berlin mit den Vorwürfen konfrontiert. Teichmann erklärte am Telefon, der Schock über das Spiel sei noch zu groß, um sich unmittelbar zu äußern. Zudem wies er darauf hin, dass Rechtsanwalt Golle der Vater eines Viktoria-Spielers sei.
Eine weitergehende Stellungnahme des Vereins zu den laufenden Verfahren und den finanziellen Vorwürfen steht bislang aus
Drohender Spielerstreik
Da die Gehälter über Monate ausblieben, diskutieren einige Spieler laut Golle inzwischen über einen möglichen Streik. Nach § 273 BGB könnten Arbeitnehmer ihre Arbeitsleistung verweigern, wenn sie längere Zeit nicht bezahlt werden. Golle zeigte sich dennoch optimistisch, dass „die Verantwortlichen den Worst Case vermeiden werden“.
Vom Drittliga-Traum zum wirtschaftlichen Absturz
Noch in der Saison 2021/22 spielte Viktoria Berlin in der 3. Liga. Drei Jahre später droht der Absturz in die Berlin-Liga – begleitet von erheblichen wirtschaftlichen Problemen.
Viktoria Berlin steht sportlich wie finanziell vor einer ungewissen Zukunft.
