Der Name Carla Vistarini hat in Italien nicht nur phonetisch einen guten Klang. Man kennt sie dort als Krimi-Autorin, als Texterin für italienische Sängerstars und als künstlerische Kommissarin des Schlagerfestivals von Sanremo im Jahr 1997.

In Düsseldorf ist sie vor allem den Studentinnen und Studenten des Übersetzerstudiengangs Italienisch an der Heine-Uni ein Begriff. Als sie jetzt im Haus der Universität am Schadowplatz vor ein überwiegend italienischsprachiges Publikum trat, schlug ihr spürbar Sympathie entgegen. Die überwiegend jungen Leute nutzten die Gunst der Stunde dazu, mit Carla Vistarini ins Fachgespräch zu kommen, nachdem diese fast eine Stunde lang auf Italienisch von ihrer Arbeit berichtet hatte, unterbrochen lediglich durch kurze Einwürfe ihrer Übersetzerin Birgit Ulmer.

Eingeladen hatte Rolf Lohse, als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Heine-Uni zuständig für die Ausbildung von literarischen Übersetzern aus dem Italienischen, und als Herausgeber des Verlagslabors Bonn. Als Herausgeber mehrerer Bücher mit Texten zur Geschichte des italienischen Theaters, die in Düsseldorf ins Deutsche übersetzt wurden, wies er auf die hierzulande kaum bekannte Bedeutung des Italienischen für das europäische Theater hin. Im 16. Jahrhundert, so führte er aus, habe sich das Theater erstmals an ein Massenpublikum gewandt, alle anderen Nationen hätten nachgezogen und die Italiener erst ein Jahrhundert später eingeholt – als Italien mit der Oper schon wieder vorn lag.

Übersetzerin Ulmer las anschließend aus Carla Vistarinis neuem Krimi „Nimm mich an der Hand, wenn ich mich fürchte“. Er setzt mit der Beschreibung eines Überfalls auf einen Supermarkt ein, bei dem eine junge Frau ums Leben kommt. Ein ehemaliger Börsenstar hat sich unter den Brücken Roms eingerichtet, wird aber aus dieser Beschaulichkeit herausgerissen und findet sich in Begleitung eines kleinen Mädchens wieder, das ihn auf die Spur eines grausamen Verbrechens bringt.

Durchweg auf Italienisch gab Carla Vistarini dann Einblick in ihre Poetenwerkstatt. Ihre Arbeit bestehe vor allem darin, Indizien genau zu streuen. Der Leser müsse immer ein bisschen mehr wissen als die Figuren des Krimis, müsse die Schlusspointe ahnen und, wenn es so weit sei, doch noch überrascht sein.

Der schönste Satz des Abends entstammt ebenfalls dem Mund der Autorin. In ihrer kurzen Begrüßung auf Deutsch hatte sie dem Publikum vorab bekundet: „Ich danke Ihnen für Ihre liebevolle Anwesenheit.“

Info Carla Vistarini: „Nimm mich an der Hand, wenn ich mich fürchte“, Verlagslabor, Bonn, 268 Seiten, 16,90 Euro.