Noch ist an der Brunnenstraße alles beim Alten: Vor dem „Love your Plants“-Geschäft stehen Rosmarin, Salbei und Lavendel; hinter dem Schaufenster ist über das vergangene Jahrzehnt eine Art grüne Oase mitten in Bilk entstanden, überall hängen und stehen verschiedenste Pflanzen. Mittendrin steht Geschäftsinhaber Jan Wolfrum, der seinen Laden nach fast genau zehn Jahren aufgeben wird. Dass dieser Ankündigung über das soziale Netzwerk Instagram zahlreiche Trauerbekundungen folgten, dürfte sicher viel mit der angebotenen Pflanzen-Vielfalt zu tun haben – doch besonders mit Wolfrum selbst.
„Der beste Pflanzenladen mit dem liebsten Personal in Düsseldorf“, schreibt ein Nutzer. Eine andere Nutzerin kommentiert: „Danke für die Beratung, die viele Pflänzchen gerettet hat, und für die gute Laune, die uns bei jedem Besuch den Tag versüßt hat.“ Wolfrum sagt dazu, merklich gerührt: „Das Feedback war sehr warmherzig, das ist wirklich schön.“ Er fühle sich wertgeschätzt für seine Arbeit der vergangenen Jahre.
Das „Love your Plants“ schließt er im Sommer, „Ende Juni, Ende Juli“, aus persönlichen Gründen, doch auch, weil die Arbeit als Soloselbstständiger nicht immer leicht sei. „Ein bisschen fällt mir das Dach auf den Kopf“, so Wolfrum. Auch wirtschaftlich sei es in den vergangenen Jahren schwieriger geworden, sagt er. „Viele Menschen kaufen heute vor allem Geschenke und Mitbringsel, für sich selber sparen sich viele dann lieber das Geld“, so der 48-Jährige. Mit seinem Service- und Beratungsangebot hat er offenbar dennoch viele Kunden halten können, manche seien „seit der ersten Stunde dabei“, sagt er. Gleichzeitig sei seine Kundschaft sehr jung, zwischen Anfang 20 und Mitte 30, viele davon Studierende, die nach ihrem Studium die Stadt auch mal wieder verlassen.
Auch wenn die Arbeit manchmal stressig war, die Verantwortung groß, sagt Wolfrum: „Ich bereue nichts.“ Seine erste Selbstständigkeit habe ihm viel Freude bereitet – besonders die Kunden, die sein Highlight der letzten Jahre waren und die ihm fehlen werden. Trotzdem sei jetzt der richtige Zeitpunkt, um noch mal etwas anderes zu machen. „Ich werde 49, mit Mitte oder Ende 50 mache ich das dann vielleicht nicht mehr“, so der Pflanzenexperte. Der Branche bleibt er, der „eigentlich immer schon in dem Bereich“ gearbeitet hat, erhalten. Künftig wird er für ein Schweizer Unternehmen biologischen und „naturnahen“ Pflanzenschutz in Deutschland vertreiben. „Die haben so ein bisschen eine Weltverbesserer-Attitüde. Das gefällt mir gut“, so Wolfrum.
Wer in dem Geschäft nachfolgt, ist noch nicht bekannt, doch der Brunnenstraße und seinen Kunden wird das charmante Geschäft mit seinem herzlichen Betreiber so oder so fehlen – und auch Hund Enzo. Wolfrum: „Da hat es immer Beschwerden gegeben, wenn der samstags mal nicht da war.“