Die Gewalt in der besetzten Stadt El Fasher im Sudan weitet sich aus. Jüngstes Ziel der RSF-Miliz ist nach UN-Angaben ausgerechnet ein Entbindungskrankenhaus. Die Rede ist von Hunderten Toten.
Bei einem Angriff auf ein Krankenhaus in der von der islamistischen RSF-Miliz besetzten Stadt El Fasher im Sudan sollen nach Informationen der Weltgesundheitsorganisation WHO mehr als 460 Menschen getötet worden sein. WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus schrieb am Mittwoch auf der Plattform X, die WHO sei „entsetzt und zutiefst schockiert über die Berichte über den tragischen Tod von mehr als 460 Patientinnen und Begleitpersonen“. Es soll sich um das Saudi Maternity Hospital handeln. Weitere Angaben machte die WHO zunächst nicht.
Laut der UN-Organisation wurden seit Kriegsbeginn im April 2023 bereits 185 Gesundheitseinrichtungen im Sudan angegriffen. 1204 Menschen starben und 416 wurden verletzt. Alleine im Jahr 2025 seien dabei 966 Menschen ums Leben gekommen. Patienten, Gesundheitspersonal und Gesundheitseinrichtungen müssten gemäß dem humanitären Völkerrecht unverzüglich geschützt werden, forderte die WHO.
Kämpfe und Gewalt in El Fasher
El Fasher, Regionalhauptstadt von Nord-Darfur im Osten des Sudan, wurde am Wochenende von den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) eingenommen. Direkt im Anschluss gab es erste Berichte über willkürliche Hinrichtungen von Zivilisten. Die Kämpfe halten an. Verschiedenen Organisationen zufolge sind in den vergangenen Tagen rund 260.000 Menschen aus der Stadt geflohen, um Schutz in umliegenden Orten zu suchen.
Ein Ziel ist die Stadt Tawila, die bereits bis Ende September nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration mehr als 650.000 Geflüchtete aufnahm. „Unsere Teams berichten von einer starken Zunahme der Vertreibungen. Die meisten Familien erreichen Tawila völlig erschöpft, traumatisiert und ohne jegliche Habe. Die humanitäre Situation ist katastrophal“, sagte Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe, laut Pressemitteilung am Mittwoch.
Die Organisation bezeichnete die Versorgungssysteme für die vielen Geflüchteten als „längst überfordert“. Wasser- und Lebensmittelversorgung seien zusammengebrochen, sanitäre Einrichtungen unzureichend; die medizinische Betreuung reiche bei Weitem nicht aus. Besonders gefährdet seien Frauen und Mädchen.
Im Sudan herrscht seit April 2023 ein brutaler Machtkampf zwischen De-facto-Machthaber Abdel-Fattah al-Burhan und seinem einstigen Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, der die RSF kommandiert. Während die Armee zwischenzeitlich die Hauptstadt Khartum zurückerobern konnte, hat die RSF-Miliz ihre Kontrolle über die Region Darfur an der Grenze zum Tschad verfestigt. Beobachter fürchten eine dauerhafte Spaltung des Landes.
Mehr als zwölf Millionen Menschen auf der Flucht
Die RSF ist aus arabischen Reitermilizen hervorgegangen, denen vorgeworfen wird, vor gut 20 Jahren für einen Genozid an nichtarabischen Bevölkerungsgruppen in Darfur mit bis zu 300.000 Toten verantwortlich zu sein. Damals kämpften sie noch gemeinsam mit der sudanesischen Armee.
Für den aktuellen Bürgerkrieg seit 2023 gibt es keine belastbaren Opferzahlen, nach einer von den USA zitierten Schätzung könnten aber bis zu 150.000 Menschen ums Leben gekommen sein. Mehr als zwölf Millionen Menschen sind auf der Flucht. Mehr als 26 Millionen Menschen, etwa die Hälfte der Bevölkerung, sind von Hunger bedroht.
KNA/saha