Liebe Leserin, lieber Leser,

ich
habe ein Monster geschaffen. Das ist durchaus schon vorgekommen, etwa
wenn ich Freunden Gesellschaftsspiele beibrachte und kurz darauf
chancenlos gegen sie verlor.
Diesmal
ging es noch schneller. 

Aber
von vorn: Der Herbst macht Herbstdinge, er lässt Blätter und viele
Liter Regen auf die Straße fallen und mich nach Feierabend aufs
Sofa. Wo ich liegen bleibe und Veggie-Mortadella ohne Brot esse.

Eigentlich
fühle ich mich ganz gut aufgestellt, damit das nicht zu häufig
passiert: Statt Vorräten habe ich Tickets in meinen
Bau geschleppt, um sie im Herbst und Winter einzulösen. Übernächste
Woche gehe ich zum Beispiel auf das Konzert dieser tollen
Band

Vorige
Woche war ich bei einem – Vorsicht, Gruselwort –
After-Work-Event. Für mich war es eigentlich Work-Work-Event, also
ein Pressetermin, aber immerhin begleitete mich eine Freundin: zu
Lego. An ausgewählten Abenden können in dem sogenannten Discovery
Centre im Westfield jetzt die Erwachsenen mit den bunten Klötzchen
spielen.

Ich
fand es rührend, wie ausgewachsene Menschen vor Steine-Becken
kauerten und in großen Teile-Pools nach dem perfekten Baustein
gruben. An der Raketenstation scannten Ü30-Jungs und -Mädchen
selbst gebaute Apollos ein, die dann als Computeranimation auf einer
Leinwand ins All starteten. Gesprochen wurde eher wenig, dafür
leierte in Endlosschleife ein unerträglich fröhlicher
Melodiesingsang über die Fläche. Meine Freundin machte das
zunehmend mürbe, Zitat: „Die Musik macht mich irre!“

Viele
der Angebote waren eindeutig für Kinder. Aber toll und
erwachsenengerecht fand ich die Ausstellung, eine Art
Miniatur-Hamburg aus Lego. Es gab eine Elbphilharmonie, den
Fischmarkt, sogar das Radisson-Hotel und U-Bahn-Stationen. Im
Millerntor-Stadion stand es im Stadtduell 3:0 gegen den HSV, im
Mini-Volksparkstadion sollte man eigentlich wie mit einem Flipper
aufs Tor schießen können. War leider defekt, wohl Probleme in der
Offensive.

© ZON

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Und
dann gingen wir zum Workshop. Immer in Zweierteams bekamen wir ein
kleines Set Steine, zehn Minuten Zeit und den Auftrag: „Baut
ein Monster.“ Meine Freundin machte sich sofort an Gesicht und
Beine, ich baute unserem Wesen laaaange Arme und eine Art Geweih.

Am
Ende wurde der Reihe nach vorgestellt: Aus identischen Sets waren
sehr unterschiedliche Zeitgenossen entstanden. „Das ist ein Zombie,
der die ganze Welt ausrottet“, präsentierte die erste Monster-AG.
Von anderen Teams folgten „Zombiehase“, „Ohne-Kopf-Monster“, das
„Dreiarmige Monster mit seinem Haustier Alienhund“, sowie
„Schnottenmonster“.

Meine
Freundin übernahm die Präsentation von unserem Ungeheuer: „Das ist
Robert“, sagte sie, „Robert mag Umarmungen.“

Ich
wünsche Ihnen einen schönen Start in den Tag. Morgen
pausiert der Newsletter. Haben Sie einen gemütlichen Feiertag (oder
wahlweise ein gruseliges Halloween).

Ihre
Viola Diem

WAS HEUTE WICHTIG IST

© Daniel Bockwoldt/​AP/​dpa

Morgen
wird die Polizei
zu Halloween erstmals in einigen Teilen der Stadt Drohnen fliegen
lassen, um aus der Luft mögliche Gefahrensituationen schneller zu erkennen.

Zusätzlich werden verstärkt Kräfte, unter anderem in Harburg,
Wilhelmsburg, Billstedt und Steilshoop, eingesetzt. In den
vergangenen Jahren war es an Halloween in mehreren Städten zu
Vorfällen gekommen, in Hamburg etwa in Harburg (Foto), wo Flaschen
und Böller geworfen wurden.

Nach
langen Verhandlungen haben sich die Stadt
und die Gewerkschaften auf neue Zulagen für städtische Beschäftigte
geeinigt.

So sollen etwa diejenigen mit „direktem Bürgerkontakt“ ab Februar
2026 monatlich 100 Euro erhalten. Zudem erhalten ab April 2026 alle
städtischen Beschäftigten einen steuerfreien Mobilitätszuschuss
von 15,75 Euro für das Deutschlandticket. Die Regelungen sollen auch
für Beamtinnen und Beamte gelten und laut Finanzsenator Dressel
(SPD) Wertschätzung und Personalgewinnung fördern.

Sportspaß
hat Insolvenz angemeldet.

Der mit rund 23.000 Mitgliedern größte Freizeitsportverein in
Hamburg soll jedoch vollständig weiterlaufen.
Mitgliedschaften
sollen gültig bleiben, auch die Gehälter sind durch Insolvenzgeld
zunächst gesichert.
Die wirtschaftlichen Probleme sollen vor allem auf hohe Verluste und
Mitgliederrückgänge während der Pandemie zurückgehen.

In aller Kürze

• Wegen
der Ausbreitung der Geflügelpest gilt ab
morgen in Hamburg Stallpflicht für alle in Gefangenschaft gehaltenen
Geflügelarten
wie
Hühner, Enten und Gänse. Bislang sind drei Fälle von Geflügelpest
bei Wildvögeln in der Stadt nachgewiesen, zudem gibt es 14
Verdachtsfälle

Am Samstag
startet das Winternotprogramm für obdachlose Menschen.

Neben Schlafplätzen stehen wieder
Mahlzeiten und Sozialberatung in
städtischen Unterkünften und Wohncontainern zur Verfügung

AUS DER HAMBURG-AUSGABE

© Bettina Theuerkauf für DIE ZEIT

Wenn zu Hause mal wieder die Lampe flackert

Daniela
Dick ist promovierte Biologin – und verkauft in ihrem Laden Steine
und Kräuter. Damit könnte diese Geschichte enden. Aber da ist noch
mehr. Lesen Sie hier einen Ausschnitt über den ungewöhnlichen
Ortsbesuch von ZEIT:Hamburg-Redakteurin
Viola Diem.

Auf
den ersten Blick ist die Dorotheenstraße in Winterhude eine Straße
wie viele andere in Hamburg. Hier gibt es eine Bäckerei, einen
Biomarkt, ein Nagelstudio, ein Reisebüro. Dazwischen aber gibt es
einen Laden mit eher ungewöhnlichem Sortiment: Pendel und Kerzen,
Tarotkarten, Federn und Rasseln. In einer Auslage liegt eine große
Auswahl sogenannter Kraft- und Schutzsteine – von dunkelrot und
grün gesprenkelt bis gefleckt wie ein Dalmatiner. Auf kleinen
Zetteln neben den Steinen stehen die Eigenschaften, die ihnen
zugeschrieben werden. Der grüne Serpentin zum Beispiel „beruhigt
bei Streit und Stimmungsschwankungen“, der dunkelblaue Sodalith
„fördert Ausdauer und Mut“ und „hilft bei Blockaden“. Wie in
einer alten Apotheke stehen in dunklen Holzregalen große und kleine
Gläser mit getrockneten Kräutern, Früchten, Blüten und Harzen,
außerdem selbst zusammengestellte Räuchermischungen. Der Name
dieses Ladens: Hexerey.

Ein
Pop-up-Store zu Halloween?

Könnte
man meinen. Doch im Gegenteil: Die Kunden kommen über das ganze Jahr
hinweg.

An
einem Nachmittag im Oktober steht Daniela Dick hinter dem Tresen, sie
füllt eine Mischung aus Wacholdernadeln, Lavendel, Veilchen,
Kornblumen und Eukalyptus in kleine Reagenzgläser um – der Mix
soll zu „Klarheit“ verhelfen. Die 42-Jährige ist
Co-Geschäftsführerin des Ladens – und studierte Biologin, die
über Naturschutz promoviert hat. Die Sache mit den Steinen und
Kräutern ist für sie keineswegs nur eine einträgliche
Geschäftsidee. Sondern, das merkt man schnell, wenn man mit ihr
spricht: ihr voller Ernst.

Sie
sei in einem Dorf im Südschwarzwald aufgewachsen, erzählt Daniela Dick. In ihrer Jugend begann sie, sich mit heidnischen,
naturspirituellen Bräuchen und dem in vielen alten Kulturen
bekannten Jahreskreis zu beschäftigen – dem Kalender, der sich
nach dem Stand der Sonne richtet. Ein bisschen „anders“ sei sie
immer schon gewesen, sagt sie. Mit Anfang 20 fand sie Menschen, die
sich für ähnliche Themen interessierten. Eine „Hexe“, die sie
kennenlernte, habe ihr Grundlagen der Hexerei beigebracht, sagt sie
und zählt einige auf: „Rituale durchführen, Jahreskreisfeste
feiern, Seelen ins Licht schicken“.

Seelen
ins Licht schicken? Wer jetzt aus Prinzip den Laden verlässt,
verpasst eine Menge interessante Geschichten. Lesen Sie selbst ab
heute in der neuen Ausgabe von ZEIT:Hamburg oder hier
in der ungekürzten Fassung auf zeit.de. (Z+) 

DER SATZ

© Marcus Golejewski/​AP/​dpa

„Hamburg ist eine Industriestadt und soll es bleiben“

Nach dem Klimaentscheid muss Hamburgs Industrie bereits bis 2040 auf
grünen Wasserstoff umstellen. In Moorburg, beim Bau des Elektrolyseurs,
zeigen sich die Hürden der Energiewende. Welche Sorgen die Firmen
plagen, hat ZEIT:Hamburg-Autorin Kristina Läsker aufgeschrieben, ihren
Artikel lesen Sie hier (Z+).

DAS KÖNNTE SIE INTERESSIEREN

Mit
dem Vortrag „Moorburg
– 650 Jahre Geschichte: Von Vorherrschaft auf der Elbe, viel Kampf
und viel Schlick“
setzt das Archäologische Museum Hamburg seine Veranstaltungsreihe in
Harburg fort. Der Moorburger Manfred Brandt wird neben dem
Spannungsfeld aus Tradition und Moderne auch über den Blick in die
Zukunft sprechen.

30.10.,
18 Uhr; Planet Harburg, Herbert-und-Greta-Wehner-Platz; weitere
Infos zum Vortrag
.

MEINE STADT

Was er davon wohl halten würde? © Doris Liebschwager

HAMBURGER SCHNACK

Mein
Mann und ich tauschen uns gerne über Nachrichten aus unseren
unterschiedlichen Quellen aus. Ich zu ihm: „Hast du das auch schon
gelesen: Das Rebhuhn ist Vogel des Jahres 2026!“ Er: „In der
Gastronomie oder wo?“

Gehört
von Franziska Lorenz

Das war
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