Berlin/Den Haag – Wahlkrimi in den Niederlanden!
Die Partei von Rechtspopulist Geert Wilders und die linksliberale D66 liefern sich bei der Parlamentswahl in den Niederlanden ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Nach der neuesten, am frühen Morgen veröffentlichten Hochrechnung, die auf Auszählung von rund 90 Prozent der Stimmen beruht, hat Wilders Partei aufgeholt und liegt nun mit D66 gleichauf.
Beide Parteien könnten demnach je auf 26 der 150 Sitze im Parlament kommen. Das vorläufige Endergebnis wird im Laufe des Tages erwartet.
Wilders hatte noch am Abend zuvor eingeräumt, dass sein Ergebnis bei der niederländischen Parlamentswahl hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. „Der Wähler hat gesprochen“, schrieb er am Abend auf X. „Wir hatten auf ein anderes Ergebnis gehofft.“
Rob Jetten will für die Partei Demokraten 66 Ministerpräsident werden
Foto: Piroschka Van De Wouw/REUTERS
Die vorgezogene Wahl war nötig geworden, weil Wilders die vorherige Vier-Parteien-Koalition im Juni im Streit um eine strengere Asylpolitik hatte platzen lassen und seine Partei für die Freiheit (PVV) aus der Regierung zurückgezogen hatte. Bei der letzten Wahl 2023 war der Rechtspopulist erstmals die Nummer 1 geworden, damals mit 37 Sitzen. Anders als damals hatten diesmal im Vorfeld der Wahl alle größeren Parteien eine Koalition mit ihm ausgeschlossen.
Im Wahlkampf teilte Jetten auch gegen Wilders aus. In einer Fernsehsendung warf er dem Rechtspopulisten vor: „20 Jahre haben wir Ihren griesgrämigen Hass anhören müssen, ohne dass etwas gelöst wurde.“
Sollte sich die Prognose bewahrheiten, hätte der 38-jährige D66-Chef Rob Jetten die besten Aussichten darauf, Regierungschef zu werden.
Wer ist Rob Jetten?
Jetten galt als Sportwunderkind. Laut Nachrichtenagentur AFP war er früher Tempomacher der späteren Marathon-Olympiasiegerin im Sifan Hassan (32). Den Vorsitz der D66 hat Jetten mit nur 31 Jahren übernommen.
Zu Beginn seiner politischen Karriere wurde er spöttisch „Roboter Jetten“ genannt – mit strenger Brille, ernstem Gesicht und einstudierten Phrasen wirkte er wie ein Sprechautomat. Doch dieses Image legte er schnell ab. „Der beste Rat, den ich damals bekam, war: Erzähle deine Geschichte so, als würdest du mit Freunden am Tisch sitzen“, sagt er.
Rob Jetten bei einer Klimaschutz-Demo kurz vor der Parlamentswahl
Foto: AP
Seit einer Laser-Operation braucht Jetten keine Brille mehr, heute wirkt er entspannt und fröhlich. Die Niederländer lernten ihn nicht nur bei Wahlkampfauftritten kennen. Kurz vor der Abstimmung kam Jetten auch ins Finale einer beliebten TV-Quizshow. Seit 2022 ist der Politiker mit dem argentinischen Hockey-Star Nicolás Keenan liiert. Nächsten Sommer wollen die beiden Männer in Spanien heiraten.
Spitzen-Politiker tritt zurück
Frans Timmermans (64), Ex-Vizepräsident der EU-Kommission und Spitzenkandidat des rot-grünen Bündnisses GroenLinks-PvdA hat nach der ersten Prognose seinen Rücktritt erklärt. „Ich nehme heute Abend meinen Abschied als euer Parteichef“, sagte er am Abend vor Anhängern. „Es ist mir nicht gelungen, genug Menschen davon zu überzeugen, uns ihre Stimme zu geben.“ Sein Bündnis ist wohl nur als viertstärkste Kraft aus der Wahl hervorgegangen (20 von 150 Parlamentssitzen).