Ist „Blutgräfin“ auch ein Stück über die Frauenbilder, die sich vor allem eine Männerwelt über Frauen macht?
Absolut. Das, wofür die Gräfin heute bekannt ist – dass sie in dem Blut dieser vielen Jungfrauen gebadet haben soll, um zu ewiger Jugend und Schönheit zu kommen – dieser Mythos ist erst 100 Jahre nach ihrem Tod geschaffen worden. Zu ihren Lebzeiten war das nie Thema. Da waren diese Morde Thema und Grausamkeiten gegenüber jungen Frauen und Bediensteten.
Aber diese Blutbäder kamen später auf, als ein Jesuitenmönch die versiegelten Gerichtsdokumente zu diesem Prozess von damals gefunden hat. Der hat sich dann ein paar Dinge zurechtgereimt. Er hat sich überlegt: Diese Frau hat getötet, was kann der Grund dafür sein, dass Frauen töten? Es ist eigentlich nur logisch, dass die das gemacht hat wegen ihrer Schönheit. Es gibt dafür keinen anderen Grund…
Sie haben den Text für das Stück geschrieben, Regie geführt und stehen selbst in diesem Monolog auf der Bühne. Warum machen Sie das alles gleichzeitig?
Es ist schon anstrengend, aber es ist auch wirklich sehr, sehr erfüllend und inspirierend. Ich muss da ein bisschen ein Künstlerinnenklischee erfüllen. Wenn es einen treibt, kann man nicht anders. Ich habe angefangen zu lesen und habe gemerkt, dass die Figur der Gräfin mich sehr fesselt. Ich habe keine Theaterstücke zu ihr gefunden, die ihr meiner Meinung nach gerecht wurden. Und dann habe ich schon automatisch angefangen zu schreiben.
Ich habe vorher keine Theaterstücke gefunden, die der Gräfin gerecht wurden.
Regisseurin und Schauspielerin Sandra Maria Huimann
Ich habe das Stück bei unserer Theaterleitung an den Landesbühnen gepitcht und die waren begeistert. Dann habe ich weitergeschrieben. Im Schreiben ist dann automatisch eine Konzeption, ein Regiekonzept gewachsen – und dann war das Stück fertig. Im Endeffekt glitt eines ins andere hinein.
Ist Dresden ein guter Ort für Theater oder vermissen Sie Wien, Ihre Geburtsstadt, wo vielleicht mehr Experiment möglich wäre?
Dresden ist ein super Ort für Theater. Ich finde auch, dass hier tatsächlich viel Experiment möglich ist. Ich habe immer mal wieder Heimweh nach Wien. Aber ich würde sagen: In meiner Theaterwelt, die ich jetzt hier in Dresden habe und auch in Chemnitz, fühle ich mich sehr gewertschätzt. Mir werden viele Möglichkeiten eröffnet von den Theatern, auch mit spannenden Leuten zu arbeiten. Und ich habe auch den Eindruck, dass das Publikum sehr zugänglich ist für diese Themen.