Von links nach rechts: Domenica Wuthe, Jens Nentwig und Dr. med. Isabelle Renger, schauen sich die Bilder des Tumors an (der graue Fleck auf der linken Seite des Monitors), in Rengers Büro im KRH Klinikum Siloah.

Von links nach rechts: Domenica Wuthe, Jens Nentwig und Dr. Isabelle Renger, schauen sich die Bilder des Tumors an (der graue Fleck auf der linken Seite des Monitors), in Rengers Büro im KRH Klinikum Siloah.

Jens Nentwig war es gewohnt, von früh bis spät in der Küche auf den Beinen zu sein und den ganzen Tag zwischen Herd und Arbeitstisch zu pendeln. Doch im März 2023 kam alles ins Stocken. Er erkrankte an Corona und die folgenden Monate waren alles andere als gewöhnlich. Statt zurück zu alter Stärke zu finden, wurde Nentwig von Frühjahr bis Herbst immer schwächer, verlor Gewicht, seine Beine schmerzten, und die Kraft reichte kaum noch für den Alltag. Für den Koch aus Wunstorf, der seit 1992 bei ContiTech arbeitet und sonst zehn bis zwölf Stunden täglich aktiv war, war dies ein völlig neuer Zustand.

Ende 2023 erhielt Nentwig von seiner Hausärztin in Wunstorf die Diagnose: ein bösartiger Tumor in der Lunge, welcher um die 12 cm groß war. Sie schickte ihn in das KRH Klinikum Siloah, um sich dort behandeln zu lassen, da sie dort bereits von vielen positiven Erfahrungen mit Krebspatienten gehört hatte. „Diese Empfehlung nahm mir ein bisschen die Angst und gab mir das Gefühl von Sicherheit und Orientierung für die nächsten Schritte“, sagt Nentwig. Ein Jahr später sagte ihm seine Hausärztin im Vertrauen „Damals dachte ich, Sie hätten vielleicht nur noch ein paar Monate zu leben. Umso schöner ist es, Sie heute so gesund und voller Energie zu sehen.“

Im interdisziplinären Lungenkrebszentrum am KRH Klinikum Siloah begannen Dr.  Isabelle Renger und Domencia Wuthe mit einer umfassenden Diagnostik. CT-Scans, MRT-Aufnahmen und Gewebeproben wurden entnommen, um den Tumor genau zu erfassen. „Wir hätten zu diesem Zeitpunkt nicht gedacht, dass der Tumor sich in einer so kurzen Zeit in diesem Ausmaß behandeln lässt“, sagt Wuthe. Der Tumor war mit 12 cm zu groß für eine Operation. „Unser Ziel war es auszuschließen, dass der Tumor gestreut hat und diesen zu verkleinern“, sagte Dr. Renger.

Mit diesem Ziel besprach das interdisziplinäre Team in der hiesigen pneumo-onkologischen interdisziplinären Tumorkonferenz den Behandlungsplan. Ursprünglich war vorgesehen, zunächst eine Systemtherapie durchzuführen und danach mit einer Bestrahlung weiter fortzufahren. Nach nur zwei Chemo-/Immuntherapie-Kursen geschah etwas Faszinierendes. „Der Tumor reagierte außergewöhnlich gut auf die Behandlung und war bereits nach der ersten Chemo-/Immuntherapie um mehr als die Hälfte geschrumpft“, sagte Wuthe. „Mit so einer guten und sehr schnellen Wirkung hätten wir bei der Größe des Tumors nicht gerechnet“, sagte Dr. Renger. Die Ärztinnen und Ärzte trafen daraufhin eine außerplanmäßige Entscheidung, statt die Bestrahlung durchzuführen, sollte der Tumor nun operativ entfernt werden. Für Nentwig war dies ein Moment des Aufatmens: Ein Schritt näher an der Hoffnung, die Krankheit zu besiegen.

Jens Nentwig strahlt eine ansteckende Lebensfreude aus. Trotz der schweren Behandlungen ist er offen und herzlich immer bereit für ein Lächeln oder einen kleinen Scherz, der die Stimmung auflockert. Wer ihn trifft, merkt sofort: Er nimmt die Dinge mit Humor, ohne die Ernsthaftigkeit seiner Situation zu verlieren, und schafft es so, auch anderen Mut zu machen. Er ist ein Mensch voller Energie, er ließ sich von dem Tumor nicht unterkriegen. Zudem hält er sich immer noch fit und schon nach der ersten Immuntherapie stieg er aufs Fahrrad. „Seine lebensbejahende Einstellung ist bewundernswert, sie hat nicht nur ihm, sondern auch dem gesamten Team Kraft gegeben“, sagte Frau Wuthe.

Nachdem die Chemo-/Immuntherapie sehr gut wirkte, wurde die Operation durch die Ärzte und Ärztinnen der Klinik für Thorax Chirurgie am KRH Klinikum Siloah durchgeführt und wurde schließlich zu einem positiven Wendepunkt. Die Ärztinnen und Ärzte konnten nach dem Eingriff keine einzige lebende Tumorzelle mehr finden. Dank der Kombination aus Chemo- und Immuntherapie und Operation war der Tumor vollständig zerstört worden. Insgesamt war Nentwig drei Monate in stationärer Behandlung. „Egal, was war, ich wurde hier immer gut aufgenommen“, betont Nentwig. „Auf jeder Station habe ich mich wohlgefühlt. Alle Mitarbeitenden waren herzlich, nett und aufmerksam. Man merkt, dass sie ihren Job mit Herz machen und das hat mir wirklich viel Kraft gegeben.“ Er lächelt: „Es war ein anstrengender Weg, aber das Team hat mir geholfen, immer positiv zu bleiben.“

Heute ist der 58-jährige tumorfrei. Alle drei Monate kommt er zur Kontrolle ins Lungenkrebszentrum des KRH Klinikum Siloah. Im November steht eine dreiwöchige Reha an, um Körper und Seele weiter zu stärken. Seine Ärztinnen und Ärzte sehen in ihm ein Mut machendes Beispiel: „Er gibt uns Hoffnung für zukünftige Patientinnen und Patienten, dass auch sie es schaffen können“, sagt Renger.

Für Nentwig selbst hat sich in dieser Zeit vieles verändert. In der Überzeugung, den Tumor nicht zu überleben, hatte er seine Immobilie in Steinhude verkauft. Ein Haus mit zwei Etagen, Garten und einem selbst gebautem Pool. „Das Wichtigste ist, ich habe mein Leben noch und genieße es“, sagt Nentwig.

Mit seiner Familie, vor allem seiner Tochter, die in Hannover lebt und ihn auf seinem Weg unterstützt, blickt Nentwig heute voller Zuversicht nach vorn. Er freut sich auf viele schöne Jahre, auf gemeinsame Momente und auf alles, was das Leben noch bereithält. Wer ihm begegnet, spürt sofort seine positive Ausstrahlung: ein lebensfroher Mensch, der trotz schwerer Krankheit nie den Glauben an sich verloren hat und anderen zeigt, dass Hoffnung stärker sein kann als jede Diagnose.