Stefanie Böttcher.

AUDIO: Kunsthalle Kiel: Neue Direktorin bringt frische Ideen mit (6 Min)

Stand: 29.10.2025 15:51 Uhr

Die Sanierung der Kunsthalle Kiel dauert noch bis 2029. Auch personell wird umgebaut, denn Stefanie Böttcher wird in knapp einem Jahr die bisherige Direktorin Anette Hüsch ersetzen. Im Interview spricht Böttcher über ihre neue Aufgabe.

Frau Böttcher, ist es eigentlich von Vorteil, wenn man als Neue auf so eine Baustelle kommt, weil man da viel mehr gestalten kann, als wenn alles schon fertig wäre?

Stefanie Böttcher: Das lasse ich auf mich zukommen. Es ist eine total spannende Zeit eines Neuaufbruchs für ein Haus, auch eine anspruchsvolle Zeit. Ich habe in der Kunsthalle Mainz auch ein paar Umbaumaßnahmen mitbetreut – Sanierung der Lichtdecke, Umbau des Foyers -, aber in diesem Maße ist das für mich ein Novum. Ich bin gespannt, was das an Chancen, aber auch an Herausforderungen bereithält. Diese Vorstellung, an ein Haus zu gehen, wo eine energetische Sanierung bereits begonnen hat, wo die ganzen Vorarbeiten schon stattgefunden haben und jetzt massiv daran gearbeitet wird, das Haus zukunftsfähig und attraktiv zu machen – das ist eine ganz tolle Ausgangssituation.

Kunsthalle Kiel

Stefanie Böttcher wird die Leitung der Kunsthalle ab September 2026 übernehmen. Sie folgt damit auf Anette Hüsch.

Baumaßnahmen an öffentlichen Gebäuden bringen fast immer auch Probleme mit sich: Es wird wieder was teurer, dann dauert wieder was länger und so weiter. Haben Sie nicht Sorge, dass Sie schon Pressekonferenzen mit schlechten Nachrichten geben müssen, bevor überhaupt ein Mensch einen Fuß in Ihr Museum reingesetzt hat?

Böttcher: Die erste Pressekonferenz mit schlechter Nachricht war ja schon, dass sich die Eröffnung um ein Jahr verschiebt. Natürlich hoffe ich, aber auch alle Beteiligten, dass das die letzte derartige Nachricht war. Aber wie Sie sagen: Man kann sich da nicht sicher sein. Wenn man mit der Gegenwartskunst zu tun hat, wie ich seit ein paar Jahren, ist man es gewohnt, in Unsicherheiten reinzusteuern und Lösungen für unlösbare Probleme zu finden.

Sie haben wahrscheinlich noch keine konkreten Konzepte vorliegen, aber was schwebt Ihnen vor, in welche Richtung soll das Ganze gehen?

Böttcher: Ich habe natürlich tausende von Ideen, und die werden sich durch den Abgleich vor Ort wahrscheinlich noch mannigfaltig verändern, werden verworfen und dann kommen neue dazu. Was ich total spannend finde, ist dieser Bezug zum Meer. Wenn man aus der Kunsthalle rausschaut oder vor ihr steht, sieht man schon das Meer. Das Meer ist heutzutage ein wichtiger Raum – das war er schon immer. Aber es ist in den letzten Jahren immer klarer geworden, dass das Meer ein Spiegel ist für so viele beängstigende, auch bedrängende Entwicklungen wie Klimawandel, kriegerische Auseinandersetzungen, aber auch ein Raum der Meditation, ein Raum, der jahrhundertelang auch für Abenteuerlust, für Fantasie und auch für verborgene Mächte und Kräfte stand. Das ist eine ganz tolle Ausgangssituation, eine Konstellation, die in Deutschland einzigartig ist, und das möchte ich unbedingt im Programm aufgreifen.

Ich komme aus der Gegenwartskunst, und auch dort merkt man, dass der Meerraum, auch Flüsse, Wasser im Allgemeinen, in der Auseinandersetzung zeitgenössischer Künstler*innen zunehmend an Relevanz gewinnt. Daran möchte ich auch in den Wechselausstellungen ganz stark anknüpfen.

Kunsthalle zu Kiel Außenansicht

Wegen Verzögerungen beim Baubeginn verschiebt sich die Sanierung der Kunsthalle zu Kiel. Gelder vom Bund sind nicht freigegeben.

Sie kommen aus Neustadt am Rübenberge. Was bedeutet das für Sie persönlich, dass Sie Ihren Lebensmittelpunkt wieder nach Norddeutschland verlagern?

Böttcher: Ich komme aus der Nähe von Hannover – so sage ich es immer -, und das fühlt sich eher an wie Hochdeutschland und nicht wie Norddeutschland. Aber ich habe lange in Bremen gelebt und freue mich total, wieder zurück in den Norden zu kommen, auch in die nördlichste Stadt, in der ich je gelebt habe. Das ist schon ein Stück Heimat, und ich freue mich auch auf den neuen Einzugsbereich, die Nähe nicht nur zur See, sondern zum ganzen Ostseeraum. Die baltischen Staaten, Skandinavien – das sind wahnsinnig interessante Länder für Kunst. Das finde ich toll, da so viel näher dran zu sein, als ich das jetzt bin.

Das Gespräch führte Jan Wiedemann.