Es sollte der große Befreiungsschlag werden, heraus kam die nächste Horror-Pleite! Die Dresdner Eislöwen wurden am Mittwoch gegen die Nürnberg Ice Tigers mit 5:1 vom eigenen Eis gefegt. Das Fanlager ließ seinem Ärger diesmal freien Lauf…

Hauptproblem des Tabellen-Schlusslichts: Trotz durchaus guter Chancen ging die Partie nicht etwa spät verloren. Sondern schon nach 31 Minuten und dem 0:3 war die Messe gelesen.

Trainer Niklas Sundblad (52): „Wir verlieren einfach zu viele Zweikämpfe, waren zu langsam. Das zweite Drittel war einfach sehr, sehr schlecht.“

Mehr zum Thema

Die Muster ähneln sich zu oft, der Torwartwechsel von Julius Hudacek auf Jussi Olkinuora hat auch nicht die Wende gebracht. Angesichts der zwölften Pleite in Folge stellten die Eislöwen-Anhänger nach dem dritten Gegentor erstmals den Support ein.

Der Fan-Vorsänger machte noch eine Ansage, kurzer Applaus von der eigenen Nordkurve dafür. Und da war sie: die Totenstille beim absoluten Stimmungsboykott.

Währenddessen rannten die Profis auf dem Eis weiter ins Unheil. Vorn wurde die nächste Mega-Möglichkeit verballert, hinten klingelte es zum 0:4. Die mentale Situation ist auch für Profis extrem schwer.

Hier beginnt das Unheil: Justus Böttner trifft zum 1:0 für Nürnberg (16.).

Hier beginnt das Unheil: Justus Böttner trifft zum 1:0 für Nürnberg (16.).

Foto: Thomas Heide

Kapitän Travis Turnbull (39): „Es geht doch auch um unsere Jobs, mit denen wir unsere Familien ernähren. Wir wollen hart und gut spielen und niemals verlieren. Es ist gerade echt hart.“

Allerdings war die gefühlte Selbstaufgabe beim 0:5 (35.) durchaus schlecht fürs Erscheinungsbild. Zur zweiten Drittelpause schrieben die Fans ein Banner und hielten es hoch: „Wir für euch! Ihr für uns? Arsch aufreißen!!“

Turnbull reagiert auf Fan-Kritik

Turnbull meinte: „Ich kann die Fans absolut verstehen. Seit ich in Dresden bin, sind sie echt großartig. Wir wollen es doch gerade auch für sie besser machen. Wir kämpfen wirklich darum.“

Auch wenn die Fangesänge im Schlussabschnitt wiederkamen, sprachen die Szenen nach Ende Bände. Die Anhänger zitierten die Spieler nochmal ran, um sie kurz danach abtreten zu lassen. Auch herbe Beleidigungen sollen gefallen sein.

Travis Turnbull (li.) konnte mit den Eislöwen erneut punktechnisch nichts reißen.

Travis Turnbull (li.) konnte mit den Eislöwen erneut punktechnisch nichts reißen.

Foto: Thomas Heide

So stark, dass sich die Fans danach teils selbst auf dem offiziellen Facebook-Account des Vereins entschuldigten. Dort schreibt ein Anhänger und bedauert sein Verhalten: „Das, was ich am Ende vom Stapel gelassen habe, war eindeutig über dem Ziel hinaus. Dafür übernehme ich die vollste Verantwortung. In dem Moment sind bei mir die Emotionen durchgebrannt und ich habe Sachen gesagt, die nicht angebracht waren. Egal wann, egal wo – wir und ich werden auch weiterhin alles für den Verein geben.“

Dresden am Freitag schon gegen Frankfurt

Von den Eiscracks kommt ein Versprechen. „Als wir letzte Saison Meister geworden sind, hat dich jeder geliebt. Jetzt sagen die Leute, was sie halt sagen wollen. Wir haben den Glauben an uns nicht verloren. Ich sehe keinen einzigen in der Kabine, der das tut“, erklärt Turnbull und fügt an: „Eins kann ich euch sagen: Ich werde niemals aufgeben und für die Jungs und die Trainer hier jeden Tag weiterkämpfen.“

Fakt ist: Der Klassenerhalt kann nur über absoluten Zusammenhalt funktionieren. Der Traum DEL ist für die Dresdner Eislöwen noch nicht vorbei, wenn alle an einem Strang ziehen und gemeinsam für ein Wunder sorgen. Diesen Freitag (19.30 Uhr) kommt schon Frankfurt, das am Mittwoch ebenfalls 1:6 in Schwenningen abgewatscht wurde. Iserlohn ist im Schneckenrennen nur drei Punkte weg.