Thomas Ring steht vor einer Wand der Polizeidirektion Braunschweig

Stand: 30.10.2025 14:01 Uhr

In Braunschweig ist im September ein Polizist in einer Kneipe von einem Fußballfan rassistisch beleidigt worden. Im NDR Interview spricht Polizeipräsident Thomas Ring darüber, wie die Polizei mit solchen Vorfällen umgeht.

Gegen den Fußballfan aus der Kneipe läuft mittlerweile ein Ermittlungsverfahren. Die Polizei sagt, sie ist auf solche Fälle gut vorbereitet. In der Polizeidirektion arbeiten nach eigenen Angaben derzeit etwa 200 Polizistinnen und Polizisten mit ausländischen Wurzeln. Das entspreche etwa acht Prozent der Polizeibeamten.

Herr Ring, wie oft kommt es vor, dass Polizisten mit Migrationshintergrund rassistisch beleidigt werden?

Thomas Ring: Was konkret solche Fälle angeht, haben wir keine Statistik. Das wird nicht erfasst. Allgemein kann ich sagen: Der Ton in unserer Gesellschaft ist rauer geworden. Ich glaube, das ist überall so: in Arztpraxen, an den Supermarktkassen, im öffentlichen Leben. Und auch wir merken das als Polizei, dass der Respekt gegenüber den Beamten abnimmt. Aber unsere Polizisten sind gut auf solche Fälle vorbereitet, wenn sie selbst Opfer von beleidigenden Straftaten oder von Respektlosigkeit werden. Sie sind darauf vorbereitet, auch auf diese Situation einzugehen. Aber ich sage auch, was den Vorfall hier in Braunschweig im September angeht, da geht es ja auch um Straftaten mit rassistischem, volksverhetzendem Hintergrund, da gehen wir klar gegen vor. Hier handelt die Polizei konsequent.

Heißt das, die Polizeibeamtinnen und -beamten werden auch in der Ausbildung oder in Workshops geschult, wie sie mit Übergriffen oder rassistischen Beleidigungen umgehen ist?

Thomas Ring: Ja, in der Ausbildung, also während des Studiums, haben wir genau solche Trainings. Und auch später bei uns in der Polizeidirektion. Wir haben uns selbst Programme auferlegt, was unsere eigene Resilienzschulung angeht. Da geht es darum, wie die Kollegen reagieren, wenn sie mit beleidigenden Aussagen konfrontiert werden. Das gilt übrigens auch innen, also unter den Kollegen. Wir haben ein breites Netzwerk innerhalb der Polizei aufgebaut mit Beratungsstellen und mit Möglichkeiten, sich an Vorgesetzte zu wenden, wenn solche Situationen auftauchen sollten. Wir unterstützen unsere Kolleginnen und Kollegen, sie sind da nicht allein. 

Der Anteil der jungen Polizistinnen und Polizisten, die einen Migrationshintergrund haben, wird größer. Haben diese Kollegen einen anderen Zugang zu Menschen in der Gesellschaft, mit denen sie tagtäglich umgehen?

Thomas Ring: Natürlich und das ist von Vorteil. Der Anteil von Polizisten mit Migrationshintergrund liegt in der Polizeidirektion Braunschweig aktuell bei acht bis zehn Prozent. Aber er wächst, in der Ausbildung sind wir bei über 15 Prozent. In drei Jahren, nach ihrem Studium, kommen diese Menschen dann zu uns in die Polizei. Das brauchen wir auch vor dem Hintergrund, dass unsere Bevölkerung ja immer vielfältiger wird. Wir können dann natürlich auch in den einzelnen Situationen besser mit den Menschen agieren, wenn wir zielgerichtet auch Kollegen mit Migrationshintergrund in die Einsätze bringen können. 

Diese rassistischen Beleidigungen von außen sind das eine, aber es gibt auch Vorfälle in internen Chatgruppen. Da gab es auch eine Hausdurchsuchung in Ihrem Bereich. Wie gehen Sie damit um? Gibt es rassistische Beleidigungen innerhalb der Polizei? 

Thomas Ring: Gott sei Dank zu einem sehr geringen Teil, aber trotzdem spreche ich uns da auch nicht von frei. Für mich ist es aber das wichtig, dass wir solchen Fällen dann entsprechend auch auf den Grund gehen. Wir haben zum Beispiel bei uns eine Dienstvereinbarung zum Verhalten am Arbeitsplatz und ich erwarte von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dass sie dieses auch tatsächlich leben. Das heißt, professionell und kollegial untereinander umzugehen und wenn wir rassistische Beleidigungen unter Kollegen feststellen, dann hat sowas natürlich auch innerdienstliche Konsequenzen.

Das Interview führte Ute Andres.

Schriftzug Polizei steht auf dem Rücken an der Uniform eines Polizisten.

Der Vorfall ereignete sich an einer Kneipe. Der Leiter der Polizeiinspektion verurteilt das Verhalten auf das Schärfste.

Zwei Hände von einem Smartphone angestrahlt.

Hakenkreuze, Holocaust-Verleugnungen und unter anderem Beleidigungen von Schwarzen und asiatischen Menschen wurden gepostet. 

Ein Polizeihund von hinten, dem zwei Personen gegenüber stehen.

Forschende haben die niedersächsische Polizei ein Jahr begleitet. Die Gewerkschaft der Polizei warnt vor vorschnellen Schlüssen.