Landrat: „Wir wollen alle ordentliche Verbindungen haben“

Natürlich sei das eine große Einschränkung, sagt Landrat Steve Kanitz (SPD), aber: „Wir wollen alle ordentliche Verbindungen haben. Das gilt für Straßen wie für Schienen. Und natürlich müssen die auch mal gebaut werden. Das Grundübel ist ja im Grunde, dass die Hamburg-Amerika-Linie noch nicht zweigleisig ausgebaut ist. Wenn sie das wäre, hätten wir das Problem ja nicht.“

Hamburg-Amerika-Linie
Den Namen verdankt die Bahnlinie Berlin-Stendal-Uelzen-Bremen den Zügen voller Auswanderer, die Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts in Bremerhaven Richtung Amerika aufgebrochen sind. Durch die deutsche Teilung verlor die Strecke ihre Bedeutung. Das zweite Gleis wurde abgebaut. Erst nach der Wiedervereinigung wurde der Ost-West-Korridor als Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nummer 3 wiederaufgebaut und 1999 in Betrieb genommen. Der Abschnitt Stendal-Uelzen ist mittlerweile elektrifiziert und für Geschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometern pro Stunde ausgebaut. Allerdings sind Teile der Verbindung weiterhin eingleisig. Neben dem Regionalverkehr ist die Amerikalinie heute vor allem für den Güterverkehr von Bedeutung. Sie ist Teil des sogenannten Ostkorridors Nord, der die Nordseehäfen mit dem mitteldeutschen Güter-Drehkreuz Halle verbindet.

Bus statt Bahn – oder im teuren ICE

Jetzt räche sich der schleppende Ausbau der Bahn – und nicht nur dort, sagt Sachsen-Anhalts Verkehrs- und Infrastrukturministerin Lydia Hüskens. Weil sie Umleitungsverkehr kaum aufnehmen können und deshalb Busse eingesetzt werden müssen. „Von daher ist das eine Phase, die für jeden Pendler eine echte Herausforderung ist“, sagt die FDP-Politikerin. „Und wir können als Landesverkehrsminister hier gerade alles geben, um auf den Bund einerseits und die Bahn andererseits einzuwirken, um das Angebot so gut wie möglich zu machen. Ich habe ein bisschen Zweifel daran, dass es dann in der Realisierung wirklich so wird.“

Durch die Umleitung des Fernverkehrs gibt es zwar deutlich mehr ICE-Halte in Salzwedel und Stendal – das Deutschlandticket aber wird in den schnellen Zügen nicht akzeptiert. Eine Ausnahme für die von der Trassensanierung besonders betroffenen Altmärker sei trotz aller Bemühungen nicht möglich gewesen, heißt es.

Pro Bahn: Fahrgäste in Salzwedel werden im Stich gelassen

Ein Unding, findet Tom Bruchholz vom Fahrgastverband Pro Bahn. Dass Fahrgäste, die dort täglich pendeln müssten zur Arbeit im Regionalverkehr, so im Stich gelassen würden, das gehe überhaupt nicht, schimpft er. „Da muss die Deutsche Bahn Kulanz zeigen, da müssen die Nahverkehrstickets anerkannt werden – egal, ob das das Deutschlandticket oder eine andere Schülerfahrkarte oder was auch immer ist. Es kann nicht sein, dass die Kunden sozusagen für die Versäumnisse der Bahn bezahlen müssen, indem sie teilweise doppelt so lange Fahrzeiten in Kauf nehmen müssen.“

Er befürchtet, viele Nutzerinnen und Nutzer des ÖPNV zu verlieren und den Erfolg des Deutschlandtickets einzubüßen, weil unter diesen Umständen dann doch wieder das eigene Auto genutzt werden wird.