Spitzenwert im Glücksatlas
Wohlstand in Hamburg? Nicht für alle
30.10.2025 – 15:37 UhrLesedauer: 3 Min.
Das Treppenviertel in Blankenese (Symbolbild): Hamburger, die dort leben, sind sozial und wirtschaftlich eher gut gestellt. (Quelle: IMAGO / Westend61 / Christina Falkenberg)
Hamburg führt erneut den Glücksatlas an. Doch hinter der Fassade der zufriedenen, wohlhabenden Metropole verbergen sich gravierende soziale Unterschiede.
Hamburg gilt laut aktuellem Glücksatlas erneut als das zufriedenste Bundesland Deutschlands. Die Befragten gaben ihrer Lebenszufriedenheit durchschnittlich 7,33 von 10 Punkten – der bundesweit beste Wert. Die Forscher der Universität Freiburg erklären das vor allem mit Wohlstand, sozialer Sicherheit und einer „gleichmäßigen Verteilung des Glücks“.
Doch innerhalb der Stadt zeigt sich eine andere Realität. Zwischen den Stadtteilen herrschen deutliche soziale Unterschiede. Auch die Einkommensverteilung spaltet die Metropole.
Seit 2010 veröffentlicht Hamburg jährlich den Sozialmonitoring-Bericht. Er erfasst die Entwicklung sozialer Unterschiede in 857 Gebieten mit jeweils mindestens 300 Einwohnerinnen und Einwohnern. 2024 lebten laut aktueller Ausgabe rund 356.000 Menschen – also 18,2 Prozent der Bevölkerung – in Gebieten mit niedrigem oder sehr niedrigem sozialem Status. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um etwa 9.500 Personen (+0,3 Prozent). Gegenüber 2010 bedeutet das allerdings einen Rückgang um 22.500 Menschen (-5,9 Prozent).
Das Muster bleibt vertraut: Wohlhabende Quartiere liegen vor allem nördlich der Elbe – etwa in den Elbvororten, rund um die Außenalster und in den Walddörfern. Gebiete mit niedrigerem Status finden sich überwiegend im Osten (Billstedt, Jenfeld, Horn), auf den Elbinseln (Wilhelmsburg, Veddel) und im Süden (Harburg, Neugraben). In Clustern wie der „östlichen inneren Stadt“ (Borgfelde, Hamm, St. Georg) oder dem „östlichen Stadtrand“ (Billstedt, Jenfeld, Rahlstedt) ist die Zahl sozial schwacher Gebiete zuletzt sogar leicht gestiegen.
Aus diesen Ergebnissen zieht die Stadt Konsequenzen für die RISE-Fördergebiete – ein Rahmenprogramm zur integrierten Stadtteilentwicklung, das gezielt benachteiligte Quartiere stärken soll. Dazu zählen Investitionen in Bildung, Sport, Radwege, Versorgungseinrichtungen und Grünanlagen – also Faktoren, die auch die Lebenszufriedenheit beeinflussen und damit indirekt im Glücksatlas eine Rolle spielen.
Doch der Bericht zeigt auch: Die Wirkung bleibt überschaubar. In den vergangenen 15 Jahren flossen rund 765 Millionen Euro in entsprechende Maßnahmen. Trotzdem bleibt die Zahl der sozial schwachen Gebiete weitgehend konstant. Nur wenige Stadtteile verbessern ihren Status spürbar. Die soziale Schere öffnet sich zwar nicht weiter, aber sie schließt sich auch nicht.
Auch die aktuelle Einkommensteuerstatistik des Statistikamts Nord zeigt, wie ungleich die Lebensverhältnisse in Hamburg sind. Das verfügbare Nettoeinkommen liegt laut Glücksatlas im Schnitt bei 27.500 Euro pro Person – bundesweit sind es 25.040 Euro.
Allerdings lag der Median der Bruttojahreseinkommen 2021 laut Statistikamt lediglich bei 32.072 Euro. Das bedeutet: Die Hälfte der steuerpflichtigen Hamburgerinnen und Hamburger lag unter diesem Wert.
 
				
	
