Berlin – Was auf den ersten Blick wie eine trostlose Knastmauer aussieht, sieht auch auf den zweiten Blick nicht viel besser aus: Lichtenbergs neuster Spielplatz ist ein Mauer-Monster. Hinter 3,50 Meter hohen Betonwänden sollen Kinder noch in diesem Jahr fröhlich toben.
Die Pläne und Visualisierungen hatten es bereits angedeutet, doch wie brachial die Betonteile tatsächlich wirken, wird erst seit Beginn der Aufstellung am vergangenen Samstag klar.
Den Planungen zufolge sollen die Kinder nach Fertigstellung an den Mauern klettern können
Foto: pro Garten Landschaftsarchitekten
Auf der Brache neben der neuen Kita an der Gudrunstraße begannen Mitarbeiter einer Gartenbaufirma mit den Arbeiten für den öffentlichen Spielplatz „Kidspark“. Und das Ungetüm, das den Platz umschließt, ist eine Lärmschutzwand.
„Ich musste mir mehrmals die Erklärung auf dem gerade angebrachten Bauschild durchlesen. Die 3,50 Meter hohe Lärmschutzwand aus Beton soll wohl Kita und Spielplatz vom Lärm der nahen Bahnanlagen abschirmen“, sagt Anwohner Lutz Lemke. Tatsächlich befindet sich gegenüber der Bahnhof Lichtenberg.
Objektleiter Udo K. (63) ist als Anwohner nicht begeistert von der Optik des Spielplatzes
Foto: Christian Lohse/Bild
Geplant ist der Spielplatz schon länger. Erst verzögerte sich der Bau der angrenzenden Kita, dann ruhte die Einrichtung der öffentlichen Spielanlage.
Wie die Grafik zeigt, soll die Innenseite der Betonmauer künftig auch zum Klettern genutzt werden. Spaziergängern und Anwohnern dagegen bleibt aber künftig der Blick auf ein Stück graues Beton vorbehalten.
Noch laufen die Bauarbeiten rund um die Spielplatzmauer. Bis Ende des Jahres soll die Anlage dann fertig sein
Foto: Christian Lohse/Bild
Mauer soll an Eisschollen erinnern
Bezirk und Senat allerdings schwärmen von der Beton-Barrikade: „Die Mauer besteht aus Betonscheiben, angeordnet in Vor- und Rücksprüngen mit leichter Schräge. Sie erinnern an sich überlagernde Eisschollen und bieten auf der in Gelb, Orange und Rot gestalteten Innenseite Möglichkeiten zum Bouldern, Klettern und für Kraftsport sowie für inklusives Spiel mit einer rotierenden Effektscheibe“, erklären die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und das Bezirksamt Lichtenberg.
Schwärmen kann Anwohner Udo K. (63) nicht: „Das ist nicht als Lärmschutz erkennbar. Das sieht aus wie die Mauer. Die dann spielenden Kinder befinden sich ja irgendwie im Gefängnis.“
Gedacht ist der Spielplatz für Drei- bis Zehnjährige. Kosten: 850.000 Euro, finanziert aus Fördermitteln aus dem Programm Nachhaltige Erneuerung sowie bezirklichen Mitteln. Bis Ende des Jahres soll die Anlage fertig sein.