Mehr Platz, neue Heimat
Noch vor Kurzem stand die Zukunft des Museums auf der Kippe. Der frühere Standort an der Hertha-Lindner-Straße musste aufgegeben werden, ausgerechnet kurz vor dem 25-jährigen Vereinsjubiläum. „Wegen der Eigentumsverhältnisse im Gebäude wurde uns damals gekündigt“, erinnert sich Klinke. „Wir mussten auf die Suche nach neuen Räumen gehen und das war gar nicht so einfach.“ Lange hätten die Vereinsmitglieder nach einem geeigneten Ort gesucht, der groß genug ist, um die umfangreiche Sammlung unterzubringen.
Fündig wurden sie schließlich im ehemaligen Telekom-Technikgebäude am Postplatz. Dort, wo früher digitale Vermittlungstechnik arbeitete, stehen heute Telefone, Kabelschränke und Schaltanlagen aus mehr als 100 Jahren Fernmeldegeschichte. „Durch den Umzug haben wir ein Dreiviertel mehr an Platz gewonnen“, sagt Klinke stolz. „Jetzt können wir Exponate zeigen, die vorher im Lager standen. Stück für Stück gestalten wir die Räume weiter.“
Wir gestalten das Museum Stück für Stück weiter.
Andreas Klinke
Sprecher Fernmeldemuseum
Von der Handvermittlung zur Selbstwahl
Wer die Ausstellung besucht, kann eine Zeitreise durch die Geschichte des Telefonierens machen. Vom ersten Kurbeltelefon über die Handvermittlung bis zur automatischen Wählscheibe steht alles in Glasvitrinen und Regalen. Besonders faszinierend: Die Besucher dürfen vieles selbst ausprobieren. „Etwas, was wir besonders gern Schülern zeigen, ist die Entwicklung vom Handbetrieb zur Selbstwahl“, erklärt Vereinsmitglied Jörg Müller.
Er erzählt die Geschichte vom amerikanischen Bestattungsunternehmer Almon Strowger, der 1892 die Selbstwahl erfand. Weil er sich von einer Telefonistin benachteiligt fühlte. „Damals mussten die Leute ihre Nummer noch mit Tasten wählen. Erst 1896 kam die Wählscheibe und das hat alles verändert.“ Müller lacht, wenn er Besucher am alten Wähler scheitern sieht. „Probieren Sie mal, eine Sieben zu wählen, das ist gar nicht so einfach.“
Lebendige Technik
Im Museum wird nicht nur gezeigt, sondern auch gearbeitet. Dienstags und donnerstags treffen sich die Mitglieder, um Geräte zu warten, zu reparieren und instand zu halten. Viele von ihnen haben jahrzehntelang im Fernmeldebereich gearbeitet und bringen ihr Wissen mit ein. „Die Kollegen, die das alles aufgebaut haben, werden älter. Einige können mit der Brille kaum noch richtig sehen, aber sie machen weiter“, sagt Klinke. „Ohne sie gäbe es das Museum nicht.“
Ohne die älteren Kollegen gäbe es das Museum nicht.
Andreas Klinke
Sprecher Fernmeldemuseum
Umso wichtiger sei Nachwuchs. „Wir suchen immer junge Leute, die Lust auf Technik und Geschichte haben. Man kann einfach vorbeikommen, einen Schnuppertag machen und sehen, ob es passt.“
Erinnerungen, die klingeln
Für Klinke ist das Fernmeldemuseum mehr als ein Hobby. „Ich war zu DDR-Zeiten Nebenstellenpfleger für Telefonanlagen“, erzählt er. „Eine dieser alten Anlagen habe ich damals selbst betreut. Sie hängt heute hier im Museum – funktionstüchtig.“ Dass er im Ruhestand weiter zwischen Kabeln und Klingeln arbeitet, ist für ihn selbstverständlich. „Man sagt mir, ich hätte Telefonblut in den Adern. Da kann man nicht einfach aufhören.“
Besuch im Fernmeldemuseum
Das Fernmeldemuseum Dresden am Postplatz auf der Annenstraße ist an jedem ersten Sonnabend im Monat von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Wer sich vorab anmelden möchte, kann über die Website www.fernmeldemuseum-dresden.de einen Termin buchen.