„Ich habe mich eine Woche lang nicht getraut, mein Auto aus der Garage zu holen. Die Situation bei uns in Botzdorf ist im Moment so chaotisch, das war schon so, bevor der Hohlenberg abgesperrt wurde“, schilderte eine verzweifelte Anwohnerin des Blütenwegs der Rundschau. Sie gehe stattdessen den Hang zu Fuß hinunter oder nutze die Bahn, doch um Einkäufe bei den Geschäften am Hellenkreuz zu erledigen, musste sie sich nun doch mit ihrem Wagen durch die schmalen Straßen schlängeln.

Ortsfremde blicken mitunter gar nicht mehr durch, in welche Richtung sie noch fahren können. Seit Montag ist die Straße Hohlenberg abgesperrt und jetzt herrscht Chaos. Ein Baustoffhändler hatte Probleme, mit seinem großen Laster zwischen Mühlenstraße und Stationenweg zu wenden. Die enge Mühlenstraße ist zu einem Nadelöhr geworden, da viele Ortskundige die schmale Straße, die durch eine Straßenbahnunterführung führt, Richtung Königstraße fahren, um aus Botzdorf herauszukommen.

Morgens und abends ist die Herausforderung am größten

Vor allem zu Spitzenzeiten morgens und abends geht es kaum vor und zurück, zumal in der Mühlenstraße auch viele Pkw parken. Bornheims Ortsvorsteher Dominik Pinsdorf sprach der Rundschau gegenüber von einer „sehr herausfordernden Situation“ für Anwohner und die Verkehrssicherheit. Das Chaos schien programmiert, als die Stadt vergangene Woche ankündigte, die Straße Hohlenberg zu sperren. Sie gilt als wichtige Zuwegung nach Botzdorf, ausgehend vom Hellenkreuz, und ist als Umleitungsempfehlung für den derzeit gesperrten Kreuzungsbereich mit dem Bahnübergang der Linie 18 Pohlhausenstraße/Om Jeeßeberch ausgewiesen.

Viele Botzdorfer fühlen sich seitdem wie von der Außenwelt abgeschnitten, was auch in den sozialen Netzwerken für Empörung und emotionale Beiträge sorgt. Hintergrund: Derzeit gibt es zwei parallel laufende Baustellen in Botzdorf. Besagter Bereich auf der Pohlhausenstraße ist bereits seit einigen Wochen gesperrt. Dort wird der Kanal erneuert.

Der aktuelle Bauabschnitt soll bis zum 14. November abgeschlossen sein, so Pressesprecher Christoph Lüttgen von der Stadt Bornheim. Danach wandere die Baustelle und werde bis Mitte 2026 sukzessive fortgeführt: „Hierbei werden jedoch jeweils nur kurze Abschnitte voll gesperrt, so dass eine alternative Verkehrsführung stetig gewährleistet ist“, betonte Lüttgen: „Auf dem Hohlenberg wird aktuell eine dringend notwendige Straßensanierung durchgeführt. Die Maßnahme wird voraussichtlich bis spätestens 10. November abgeschlossen sein.“

Der Bahnübergang Pohlhausenstraße/Om Jeeßeberch ist aktuell wegen Kanalbaumaßnahmen gesperrt.

Der Bahnübergang Pohlhausenstraße/Om Jeeßeberch ist aktuell wegen Kanalbaumaßnahmen gesperrt.

Doch warum werden zwei große Baustellen zeitgleich geplant? Es handele sich laut Lüttgen um Maßnahmen zweier unterschiedlicher Akteure. Die beiden Maßnahmen seien eigentlich so geplant gewesen, dass sie nacheinander abgearbeitet werden sollten, doch die Baumaßnahme in der Pohlhausenstraße konnte laut Stadt nicht wie vorgesehen und straßenverkehrlich genehmigt vor Beginn der Baumaßnahme am Hohlenberg beendet werden und musste verlängert werden: „Dies wurde der Verkehrsbehörde allerdings erst nach Ablauf der ursprünglichen Genehmigung auf Nachfrage mitgeteilt. Zu diesem Zeitpunkt war mit der Baustelle Hohenberg bereits begonnen worden. Daher konnte die übrige Planung nicht mehr rechtzeitig angepasst werden, so dass die beiden Baustellen nun parallel existieren“, heißt es aus dem Rathaus.

Bedauerlicherweise ist durch einen Kommunikationsfehler eine vor allem für die Anwohner unangenehme Situation entstanden.

Christoph Lüttgen, Sprecher der Stadt Bornheim

An den Planungen beteiligt seien der Stadtbetrieb Bornheim (SBB), das Tiefbauamt und die bauausführende Firma: „Bedauerlicherweise ist durch einen Kommunikationsfehler eine vor allem für die Anwohner unangenehme Situation entstanden. Die Beteiligten sind sehr bemüht, eine für alle annehmbare Lösung zu finden, und können die Verärgerung der Betroffenen gut nachvollziehen“, sagte Lüttgen. Es werde kurzfristig geprüft, ob die bereits begonnene Maßnahme am Hohlenberg gestoppt werden könne. Hier stehe man jedoch unter Zeitdruck, weil die Asphaltfirmen aufgrund der Jahreszeit nicht mehr lange lieferten.

Verschiebung würde 45.000 Euro mehr kosten

In der Konsequenz würden bei einer zeitlichen Verschiebung zudem Mehrkosten in Höhe von rund 45.000 Euro entstehen, und die Stadt könnte die Maßnahme erst 2026 umsetzen. Und weil nach einem Baustopp auch noch ein paar Werktage bis zur Verkehrsfreigabe vergehen, wurde für die Fortführung der Maßnahme entschieden: „Stadt, Stadtbetrieb und die ausführende Firma bitten insbesondere die Anwohnerinnen und Anwohner sowie weitere Betroffene um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten, die durch einen sicherlich vermeidbaren Kommunikationsfehler entstanden sind“, betonte Lüttgen.

Die offizielle Umleitung führe über den oberen Teil des Hohlenbergs, durch den Ortsteil Brenig auf den Rankenberg. Die Mühlenstraße wurde bewusst nicht als Umleitungsstrecke ausgewiesen. Zusätzlich bestünden Lüttgen zufolge die Verbindungen nach Botzdorf und aus Botzdorf heraus selbstverständlich weiter, zum Beispiel über die Aeltersgasse nach Botzdorf oder über Brenig über die Straßen Kummenberg, Hellstraße über die Kalkstraße nach Botzdorf. Anwohner sorgen sich, dass im Notfall Rettungsfahrzeuge nicht rechtzeitig zum Einsatzort kommen könnten. Lüttgen dazu: „Rettungskräfte und die Feuerwehr können jederzeit über den Hohlenberg anfahren. Der betroffene Bereich ist lediglich für den Durchgangsverkehr gesperrt. Somit ist eine Erreichbarkeit jederzeit gegeben.“

Müllabfuhr gewährleistet

Im Vorfeld zu Vollsperrungen werde immer auch die Rhein-Sieg-Abfall-Gesellschaft (RSAG) beteiligt. So auch in diesem Fall. Die Müllabfuhr sei also ebenfalls gewährleistet. Darüber hinaus wurde auch für den Linienverkehr eine Umleitung über den normalerweise gesperrten Wirtschaftsweg zwischen Hohlenberg und Königsstraße eingerichtet. Ein Problem bleibe die Mühlenstraße, bei der es sich bekanntermaßen um eine teilweise sehr enge Straße handele. Zudem habe die Straßenbahnunterführung eine Höhenbeschränkung von 3,40 Metern. Größere Fahrzeuge seien daher dazu gezwungen, den etwas längeren offiziellen Umleitungsweg zu nehmen. Dort habe die Stadt nun auch gehandelt, wie Lüttgen erklärte: „Da die Mühlenstraße trotzdem von vielen Anwohnern als Ausweichstrecke genutzt wird, wurde das bestehende Halteverbot noch einmal mit mobilen Verkehrszeichen verdeutlicht und stellenweise ausgeweitet, um den Verkehrsfluss zu verbessern.“

Verstärkte Kontrolle soll helfen

Zudem werde der Ordnungsaußendienst den ruhenden Verkehr im betroffenen Bereich verstärkt kontrollieren. „Neben den bereits umgesetzten Maßnahmen soll der Blütenweg in Richtung Roisdorf Ehrental temporär für den Kfz-Verkehr freigeben werden, um die Verkehrsverhältnisse weiter zu entschärfen.“ Der Wirtschaftsweg werde aus Botzdorf kommend Einbahnstraße. Dominik Pinsdorf hatte sich bereits an die Behörden gewandt. „Ich bin der Meinung, dass das Baustellenmanagement der Stadt Bornheim neu gedacht werden sollte. Es fehlt die nötige Transparenz über die Baustellen im Stadtgebiet.“ Er regt eine interaktive Baustellenkarte als Gesamtübersicht an.