marktbericht

Stand: 23.04.2025 07:40 Uhr

Der DAX dürfte seinen Erholungskurs zur Wochenmitte mit neuem Schwung fortsetzen. Zuvor hatte US-Präsident Trump erklärt, er habe keine Pläne, den Chef der US-Notenbank zu entlassen.

Der DAX dürfte gut erholt in den Handel zur Wochenmitte starten. Der Broker IG taxiert die deutschen Standardwerte zur Stunde 2,2 Prozent höher bei 21.765 Punkten. Gestern hatte sich der DAX mit einem Plus von 0,4 Prozent auf 21.293 Zähler aus dem langen Osterwochenende zurückgemeldet.

Der DAX könnte heute nun sein Vorwochenhoch vom Gründonnerstag bei 21.436 Punkten spielend überwinden und damit ein frisches Kaufsignal senden. Der deutsche Leitindex schickt sich somit an, weiter Boden gutzumachen und seine V-förmige Erholung seit dem Crash-Tief vom „Panic Monday“ am 4. April auf 18.489 Punkte fortzusetzen. Das Gros seines Kurssturzes hat der DAX bereits wieder wettmachen können.

Hintergrund des sich nun anbahnenden Kurssprungs nach oben sind Aussagen von Donald Trump. Nach seinen wiederholten persönlichen Angriffen gegen Fed-Chef Jerome Powell hat der US-Präsident nun versöhnliche Töne angeschlagen. Er habe „nicht die Absicht“, Powell zu entlassen, sagte Trump gestern.

„Ich würde es gerne sehen, wenn er etwas aktiver wäre hinsichtlich seiner Idee, die Zinssätze zu senken“, fügte der US-Präsident hinzu. Derzeit sei „der perfekte Zeitpunkt“ dafür. „Wenn er es nicht tut, ist das das Ende? Nein.“

Trump hatte Powell zuvor mehrfach scharf angegriffen. Der 72-jährige Powell sei ein „Loser“, schrieb Trump am Montag in seinem Onlinenetzwerk Truth Social. Zuvor hatte er dem Fed-Chef mit Entlassung gedroht, wenn er nicht sofort die Leitzinsen senke.

Damit stellte Trump die Unabhängigkeit der US-Notenbank in Frage – entsprechend empfindlich reagierten die Märkte darauf. Nun, da Trump zurückgerudert ist, ist die Erleichterung an den Börsen mit Händen greifbar.

Die US-Futures ziehen am Morgen entsprechend deutlich an. Der Future auf den Dow Jones gewinnt aktuell 1,2 Prozent, der Future auf den Nasdaq 100 zieht um 1,8 Prozent an. Bereits im regulären Handel an der Wall Street hatten die großen Börsenindizes Gewinne eingefahren. Marktbeobachter sprachen von einer Gegenreaktion auf die jüngste Schwäche bei US-Aktien.

Die Standardwerte im Dow Jones verabschiedeten sich mit einem Plus von 2,7 Prozent bei 39.186 Punkten aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 gewann 2,5 Prozent auf 5.287 Zähler, und der technologielastige Nasdaq zog um 2,7 Prozent auf 16.300 Stellen an.

Auch an den Asien-Börsen geht es zur Wochenmitte steil aufwärts. Zumal Trump nicht nur in der Personalie Powell, sondern auch in Sachen Zölle zurückruderte. Der Republikaner deutete niedrigere Zölle für China an. Er erklärte gegenüber Reportern, er werde in den Verhandlungen mit China sehr freundlich sein. Die Zölle auf Importe aus dem Land würden nach einem Abkommen deutlich sinken, jedoch nicht auf null.

„Die Stimmung am Markt ändert sich offensichtlich, auch wenn es noch früh ist“, sagte Chris Weston, Forschungsleiter beim Broker Pepperstone. Die starke „Verkauft Amerika“-Stimmung, die gestern durch die Märkte ging, habe sich teilweise umgekehrt. „Die Märkte gewöhnen sich immer mehr daran, dass der Präsident aus der Hüfte schießt und dann seine Haltung zurücknimmt, als wäre es nie ein großes Problem gewesen“, erklärte Weston.

Der japanische Nikkei-Index erreicht ein Drei-Wochen-Hoch, Technologiewerte führen den Anstieg an. Der 225 Werte umfassende Börsenindex liegt im späten Tokioter Handel 2,0 Prozent höher bei 34.891 Punkten. Die Börse in Shanghai notiert aktuell nahezu unverändert. Der Hang Seng in Hongkong schnellt um 2,6 Prozent in die Höhe.

Auch an den Devisenmärkten kehrt das Vertrauen in den Dollar wieder etwas zurück, nachdem Trump seine Drohungen zurückgenommen hatte, Fed-Chef Jerome Powell zu entlassen. Der Dollar zeigt im asiatischen Devisenhandel Stärke. Der Euro kann dennoch 0,3 Prozent auf 1,1389 Dollar gutmachen.

Auch am Rohstoffmarkt macht sich die nahlassende Risikoaversion der Anleger bemerkbar. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verteuert sich am Morgen um 0,9 Prozent auf 68,05 Dollar je Barrel (159 Liter).

Die Feinunze Gold kostet am Morgen 3.343 Dollar und damit 0,2 Prozent mehr als am Vorabend.

Unter den DAX-Unternehmen macht SAP auf sich aufmerksam. Europas größter Softwarehersteller hat im ersten Quartal von seinem großen Stellenabbau aus dem Vorjahr profitiert. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern stieg um 60 Prozent auf 2,46 Milliarden Euro. Die entsprechende Marge zog stark auf 27,1 Prozent an. Der Konzern bekräftigte seine Jahresziele.

In der ostchinesischen Metropole Shanghai stellen von heute an Hunderte Firmen aus der Autobranche ihre neuen Produkte aus. Dabei werden auch große deutsche Konzerne wie Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz ihre neuen Autos präsentieren. Die Automesse in China zählt mittlerweile zu den wichtigsten Branchentreffen. Die Volksrepublik ist der größte Automarkt der Welt.

Tech-Milliardär Elon Musk leitet den Rückzug aus Washington ein. Ab Mai werde er „erheblich“ weniger Zeit als Kostensenker von Präsident Donald Trump im Regierungsapparat verbringen, sagte der Tesla-Chef. Stattdessen werde es sich wieder mehr um die Belange des Elektroauto-Herstellers kümmern. Tesla hatte zuvor einen Gewinneinbruch für das vergangene Quartal gemeldet. Tesla verdiente unterm Strich 409 Millionen Dollar und damit 71 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.