Der Start des Kartenvorverkaufs für die Jazz Open 2026 mit Stars wie Katy Perry und Jamiroquai hat bei vielen Fans für Frust gesorgt: Am ersten Verkaufstag war das Bestellsystem völlig überlastet. Viele Interessierte kamen nicht durch oder erhielten Fehlermeldungen. Der Server brach unter dem rekordverdächtigen Ansturm zeitweise zusammen. Die Veranstalter entschuldigten sich fürs lange Warten.
Mittlerweile ist das Chaos überwunden, der Ticketverkauf läuft nach Angaben der Verantwortlichen wieder stabil.
Kunden können selbst entscheiden
Was die Reservierungen so kompliziert gemacht hat, war der Umstand, dass Karten auf Wunsch des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) personalisiert werden müssen. Nun haben sich die Jazz Open und der VVS auf eine „pragmatische Lösung“ geeinigt. Beim Kauf können Kundinnen und Kunst künftig selbst entscheiden, ob sie das VVS-Kombiticket nutzen möchten.
Wer den öffentlichen Nahverkehr in Anspruch nimmt, erhält weiterhin ein personalisiertes Ticket. Wer darauf verzichtet, muss bei der Bestellung nicht mehr seinen Namen angeben, was also wesentlich schneller geht – in diesem Fall aber muss man selbst für die Fahrtkosten aufkommen. Etwa die Hälfte der Jazz-Open-Besucher reist nach Befragungen gar nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln an.
Katy Perry tritt am 8. Juli auf dem Schlossplatz auf . Foto: Chris Pizzello/Invision/AP/dpa
Auch wenn das Chaos des ersten Tages überwunden ist, als etwa 18 000 Karten verkauft worden sind, und der Ticketverkauf nach Angaben des Veranstalters wieder stabil läuft, sorgt die Frage, wer für die Pannen verantwortlich war, weiter für Diskussionen.
Der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) weist die Schuld von sich. Pressesprecher Niklas Hetfleisch erklärte gegenüber unserer Redaktion, man bedauere die Schwierigkeiten beim Vorverkauf und könne den Unmut der Betroffenen nachvollziehen. „Nicht nachvollziehen können wir hingegen die Aussage, dass es an den VVS-Servern lag“, betont Hetfleisch.
Nach internen Prüfungen habe es zwar am 29. Oktober eine außergewöhnlich hohe Zahl an Anfragen gegeben, die Systeme hätten diese Last aber problemlos verarbeitet. „Die Prüfergebnisse zeigen eindeutig: Die Last konnte ohne Probleme verarbeitet werden“, erklärt der Pressesprecher. Auch Ausfälle habe es beim VVS nicht gegeben.
Personalisierung soll laut VVS den Missbrauch verhindern
Kritik an der Personalisierung der Tickets weist der VVS ebenfalls zurück. Diese sei notwendig, erklärt Hetfleisch, weil das in den Konzerttickets enthaltene VVS-Kombiticket sonst beliebig oft vervielfältigt werden könnte. „Das Vorgehen ist üblich und auch in anderen Verbünden mit Kombitickets gängige Praxis“, sagt der Sprecher.
Im Unterschied zu Konzertveranstaltern könne der ÖPNV keine „Blacklist“-Funktion einsetzen, die einen Barcode nach dem Scannen ungültig mache. Daher sei eine eindeutige, personalisierte Kennzeichnung zwingend nötig, um Missbrauch zu verhindern.
„Aktuell haben wir keinen Act, der eine Personalisierung verlangt“
Anders beurteilt Jürgen Schlensog, Promoter der Jazz Open, die Lage. Gegenüber unserer Redaktion erklärt er, die technischen Engpässe hätten eindeutig beim VVS-System gelegen. Laut Informationen des Ticketdienstleisters SAP könne das dortige System bis zu 8000 gleichzeitige Bestellvorgänge verarbeiten. Die VVS-Server hätten dagegen nur eine Kapazität von etwa 1100 Bestellungen gleichzeitig. „Somit können wir festhalten, dass es sich beim VVS-System um die Engstelle gehandelt hat“, so Schlensog.
Das sei zwar „ein Stück weit verständlich“, sagt er – die hohe Leistungsfähigkeit des SAP-Systems erreiche kaum ein anderes Unternehmen. Trotzdem habe die Drosselung der Bestellvorgänge auf die geringere Kapazität der VVS-Server zur Überlastung und langen Wartezeiten geführt.
Auch bei der Personalisierung der Tickets zeigt sich Schlensog kritisch. „Aktuell haben wir keinen Act im Line-up, der eine Personalisierung verlangt“, sagt er. Zwar verstehe man die Sorge des VVS vor Missbrauch, doch sei unklar, warum das System des Verbundes keine Entwertung des Kombitickets per Scan ermögliche. Selbst bei zwei Kontrollen während einer Fahrt könne ein Abgleich durch das Kontrollpersonal erfolgen.
Inzwischen haben sich Veranstalter und VVS auf eine Lösung geeinigt, die gewissermaßen ein Kompromiss ist. Nur wer mit Bus und Bahn fahren will, muss seinen Namen angeben, ansonsten ist dies nicht notwendig. Schlensog: „Wir danken dem VVS für diese für unsere gemeinsamen Kunden sinnvolle Lösung.“