Sie können sich in dieser Woche von Wagners Liebesdrama „Tristan und Isolde“ fünf Stunden in der Oper überwältigen lassen oder in 70 Minuten durch den gesamten Ring rauschen. Entdecken Sie die konzertanten Möglichkeiten der Blockflöte. „Cateen“, ein junger japanischer Pianist, erobert von Youtube aus die Konzertsäle der Welt. Und das Staatsballett Berlin zeigt uns eine „Wunderkammer“.

1 Tristan und Isolde Heldentenor Clay Hilley und die Sopranistin Elisabeth Teige in den Titelrollen

© Bernd uhlig

Richard Wagner ist Überwältigungsmusik. Insbesondere die 1865 in München uraufgeführte Oper „Tristan und Isolde“ von sage und schreibe fünf Stunden Dauer, die um nichts Geringeres als die Liebe und den Liebestod kreist. Die auf Gottfried von Straßburgs spätmittelalterlichem Epos basierende Handlung lässt sich schnell umreißen: Tristan, ein Ritter, soll die irische Königstochter Isolde als Braut für den alten König Marke nach Cornwall bringen. Isolde, die Tristan eigentlich liebt, will ihn aus Rache töten. Statt eines Todestranks händigt ihr ihre Vertraute Brangäne einen Liebestrank aus, den beide trinken. Die „Forbidden Love“ nimmt ihren tödlichen Lauf.

Wagner konzentrierte sich wesentlich auf das Innenleben seiner Figuren und den tragischen Kernkonflikt, insofern lässt sich seine Bearbeitung als Gegenentwurf zur Opulenz der seinerzeit modischen Grand Opéra begreifen, ja, beinahe als Kammerspiel. Da ist es stimmig, die Inszenierung in die Hände des Regisseurs Michael Thalheimer zu legen, eines veritablen Großmeisters des szenischen Minimalismus.

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Im September 2024 wurde die Koproduktion mit dem Grand Théâtre de Genève in der Schweiz gefeiert, jetzt erfolgt die Berlin-Premiere. Sir Donald Runnicles dirigiert, die Titelrollen übernehmen der Heldentenor Clay Hilley und die wunderbare Sopranistin Elisabeth Teige. (tos)

Deutsche Oper

Bismarckstr. 35, Charlottenburg

Sa 1.11., 16 Uhr (Premiere), So 9.11., 16 Uhr und weitere Termine bis 23.11.

30-184 Euro

2 Stefan Temmingh & Nuovo Aspetto Blockflötist Stefan Temmingh

© Harald Hoffmann

Eine Folge von Bassnoten oder Harmonien, die im Verlauf eines Stücks ständig wiederholt und immer wieder in neuen Varianten ausgeschmückt wird, hieß im England der Barockzeit „Ground“ und ist verwandt mit dem „Loop“ der zeitgenössischen Musik. Mit dieser Idee spielen der Blockflötist Stefan Temmingh und das Ensemble Nuovo Aspetto, die Werke von den Barockmeistern Purcell, Lully, Bach, Vivaldi mit Musik von Chick Corea und Michael Nyman und Improvisationen kombinieren.

Im besten Falle erzählt Stefan Temmingh ein wenig zum Programm. Das macht er nämlich ganz undogmatisch und mit viel Witz, nach dem Motto: „Ist das eine Blockflöte in Ihrer Hosentasche, oder freuen Sie sich nur mich zu sehen?“ (ipa)

Pierre-Boulez-Saal

Französische Str. 33 D, Mitte

Fr 31.10., 19:30 Uhr

10-55 Euro

3 Das DSO und Hayato Sumino „Cateen“ Pianist Hayato Sumino aka Cateen

© Clemens Ascher

Auf Youtube hat er 1,4 Millionen Follower, in den europäischen Konzertsälen ist der 30-jährige Japaner aber noch ein Insider-Tipp. Für seine Fans heißt er nur Cateen, beim Deutschen Symphonie-Orchester tritt Hayato Sumino aber nicht unter seinem Online-Namen auf. Nachdem er gerade bei der Verleihung des „Opus Klassik“ drei Preise abräumen konnte, sind die Erwartungen an ihn nun besonders hoch.

Mit Frédéric Chopins 1. Klavierkonzert hat sich der Pianist kein leichtes Werk ausgesucht. Wie gut, dass ihm mit Marin Alsop eine erfahrene Dirigentin zur Seite steht. Weitere Werke des Abends werden Brahms’ 4. Sinfonie sein sowie „Fate Now Conquers“ des 1986 geborenen Afroamerikaners Carlos Simon sein. (F.H.)

Philharmonie

Herbert-von-Karajan-Str. 1, Tiergarten

Sa 1.11., 20 Uhr

24-63 Euro, erm. 17 Euro

4 Ring ohne Worte Dirigent Teodor Currentzis

© Nadia Romanova

Für Wagners vierteiligen Opernzyklus „Ring des Nibelungen“ braucht es Ausdauer. Die Gesamtspieldauer beträgt rund 15 Stunden. 1987 destillierte Dirigent Lorin Maazel in Zusammenarbeit mit den Berliner Philharmonikern das Werk auf eine gut 70-minütige sinfonische Version für Orchester.

Teodor Currentzis spielt den „Ring ohne Worte“ mit seinem Orchester Utopia. Vom ersten Ton des „Rheingolds“ bis zum Schlussakkord der „Götterdämmerung“ sind alle Höhepunkte von Wagners Tetralogie in konzentrierter Form zu hören. (wei)

Philharmonie

Herbert-von-Karajan-Str. 1, Tiergarten

Mo 3.11., 20 Uhr

ab 50 Euro

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© Staatsballett Berlin

In seinem ersten abendfüllenden Tanzstück für das Staatballett schlägt der spanische Choreograf Marcos Morau einen Bogen von den Kabaretts der Weimarer Republik zur heutigen Berliner Clubkultur. Der imaginäre Club, in den er entführt, ist ein Zufluchtsort, aber auch voller Spannungen.

Es geht ihm um den Kampf zwischen dem Wunsch, die eigene Individualität zu definieren, und der Sehnsucht nach Zugehörigkeit. Diesen Zwiespalt will er sichtbar machen. Die Musik wird live produziert von der spanischen Komponistin Clara Aguilar und dem Berliner Musiker Ben Meerwein. Sie verbinden elektronische Sounds und Jazz mit Vokalmusik. (luzi)

Komische Oper im Schillertheater

Bismarckstr. 110, Charlottenburg

Fr 31.10., 19.30 Uhr (Premiere, Restkarten), Fr 7.11., 19:30 Uhr, So 9.11, 18 Uhr und weitere Termine bis 30.11.

50-112 Euro