Am Donnerstag ist die Ausstellung „Freie Kunst für freie Bauern? Die Bauern-Galerie: Ein Bild der späten DDR“ im Schloss Elisabethenburg in Meiningen eröffnet worden. Sie zeigt in der DDR gesammelte Werke der sogenannten „Bauern-Galerie“, die von 1987 bis 1990 bestand.

Die Werke sind anlässlich des Bauernkriegs-Jubiläums erst das dritte Mal seit dem Ende der DDR zu sehen. Zuletzt waren sie 2006 ausgestellt. Kuratorin Almut Pollmer-Schmidt wünscht sich, dass die Ausstellung Kunst aus DDR-Zeiten einer neuen Generation näher bringt. „Man kommt vielleicht mit Vorurteilen zu Kunst aus der DDR in diese Ausstellung, aber die werden grandios aufgebrochen durch die Beziehungen, in die die Werke treten.“

Gezeigt werden vor allem Bilder aus den späten Achtziger Jahren: ganze Grafikserien von Gert Mackensen, außerdem Grafiken von Gisela Kurkhaus-Müller und Frank Gottsmann, Fotografien von Katharina Müller oder Plastiken von Jo Jastram. „Aber auch ältere Bilder wurden angekauft, zum Beispiel von Kurt Querner, 1976 verstorben und gewissermaßen der Nestor der Bauernmalerei der DDR„, erklärt Pollmer-Schmidt.

Werke von Willi Sitte und Bernhard Heisig

Weil im Sonderausstellungsbereich der Meininger Museen nicht genügend Platz war, hat Kuratorin Almut Pollmer-Schmidt einige Bilder der „Bauerngalerie“ auch in die Dauerausstellung gehängt.

Ein Highlight ist „Die Landsauna“ von Willi Sitte, ein großes Triptychon voller Energie und Bewegung, auf dem Landarbeiter sich ihrer Arbeitskleidung entledigen und schwitzen und duschen und lagern. Jetzt korrespondiert das Gemälde mit zwei flämischen Porträts ebenfalls nackter Damen.

Und so geht es weiter, Raum für Raum: Stillleben zu Stillleben, Porträt zu Porträt, Landschaft zu Landschaft. „Wir haben hier einen Raum, der ist dem Meininger Hofmaler Carl Wagner gewidmet“, hebt Kuratorin Pollmer-Schmidt hervor. Sie verweist außerdem auf eine Herbstlandschaft von Siegfried Böhnlich und einen Dorfweg in Borna von Bernhard Heisig.

Kunst der Bauern in der DDR

Die Idee zur „Bauern-Galerie“ war 1985 entstanden. Im Thomas-Münzer-Jahr hatte der Verband der gegenseitigen Bauernhilfe angeschoben, dass eine Kunstsammlung entstehen soll, in der das Leben der Landarbeiter und Genossenschaftsbauern abgebildet wird – ein Pendant zu den weitaus bekannteren Sammlungen der Wismut zum Beispiel.

Es war ein großes politisches Projekt, um die Bauern über die Kunst mit dem Staat zu verbinden. Das gewaltige Ringberghaus in Suhl mit seinen 900 Betten diente ab 1979 als Ferienheim für Landarbeiter und Funktionäre der Bauernverbände. In einem gesonderten Galerieanbau sollte die Sammlung untergebracht und mit wechselnden Ausstellungen gezeigt werden.

Der verantwortliche Kurator bis 1988 war Herbert Schönemann, der spätere Leiter der Erfurter Kunsthalle. „Für die Sammlung wurden Werke in der gesamten DDR in Auftrag gegeben“, erklärt Kuratorin Pollmer-Schmidt. Aber Schönemann sei auch zu Künstlerinnen und Künstlern ins Atelier gefahren. 

Kritische Auseinandersetzung mit der DDR

In den Achtzigern entstanden viele kritische Werke der DDR-Kunst, zum Beispiel zum Braunkohleabbau, wie „Der letzte Sommer in Aitra“ von Günther Richter. Eytra war ein Dorf, das umgesiedelt wurde und dem Braunkohleabbau zum Opfer fiel. Auf dem Bild ist ein verlassenes Haus zu sehen. Eine Grafik von Dieter Bock von Lennep zeigt einen der Apokalyptischen Reiter von Dürer vor dem Hintergrund einer Braunkohlelandschaft.

Man kommt vielleicht mit Vorurteilen zu Kunst aus der DDR in diese Ausstellung, aber die werden grandios aufgebrochen durch die Beziehungen, in die die Werke treten.

Almut Pollmer-Schmidt, Kuratorin

Eines der ersten Auftragswerke für die Sammlung der Bauerngalerie war der Bilderzyklus „Fritz Dallmann“. Walter Womacka malte ihn für das Foyer des Ringberghauses. Es entstand ein regelrechter Geschichtszyklus über das Leben des Vorsitzenden der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe.

Kuratorin Pollmer-Schmidt hat dem Dallmann-Zyklus einen eigenen Raum in der Meininger Ausstellung gewidmet: „Das dritte Bild hat zu Recht zu DDR-Zeiten die Gemüter gespalten.“ Man sehe Dallmann übergroß als Heilsbringer im Zeichen des Regenbogens, das Korn rieselt aus seinen Händen, im Hintergrund Mähdrescher, die das Feld bestellen. Alles in allem ein Idealbild prosperierender Landwirtschaft, „aber defacto befand sich zu dieser Zeit die Landwirtschaft in einer Krise“, stellt Pollmer-Schmidt fest.  

Die Kunstsammlung „Bauern-Galerie“ vereint zwar auch einige eher mäßige Werke mit propagandistischem Gestus, aber daneben ganz unterschiedliche künstlerische Handschriften von hoher Qualität. Und sie ist ohne Frage das, was der Ausstellungstitel verheißt: Ein Bild der späten DDR.