Das neue Schuljahr ist in Bayern erst ein paar Wochen alt, doch viele Schülerinnen und Schüler der 13. Klassen fragen sich schon jetzt, wie es nächsten Sommer nach dem Abitur weitergehen soll. Es ist gut, sich möglichst früh mit dem Thema auseinanderzusetzen, rät Amelie Hass von der Zentralen Studienberatung der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Eine Gelegenheit ist die Studienorientierungswoche der LMU, bei der die Universität vom 3. bis 7. November Infoveranstaltungen, Schnuppermöglichkeiten und Workshops zur Studienorientierung anbietet.
Frau Hass, bei aktuell über 10.000 Bachelor-Studiengängen deutschlandweit – wie kann ich da herausfinden, welches Studium zu mir passt?
Amelie Hass: Dafür braucht es zunächst viel Selbstreflexion. Man muss sich überlegen: Was kann ich gut? Was interessiert mich? Was passt zu mir? Was motiviert mich? Sich zum Beispiel fragen, ob man eher in den natur- oder geisteswissenschaftlichen oder einen anderen Bereich möchte. Dann sollte man sich seine eigenen Entscheidungskriterien festlegen, schauen, was einem wichtig ist, wie etwa der Studienort. Manche wollen beispielsweise unbedingt in ihrer Heimatstadt bleiben, andere wollen unbedingt weg.
Danach muss man anhand dieser Kriterien recherchieren, etwa im Internet oder bei Infoveranstaltungen. In der dritten Phase muss man dann die eigenen Kriterien zusammenbringen mit den Informationen, die man erhalten hat und abwägen, was am besten zusammenpasst.
Wo finde ich die nötigen Informationen?
Wenn man deutschlandweit nach Studiengängen sucht, empfiehlt es sich, hochschulkompass.de zu nutzen. Das ist eine Suchmaschine für alle Studiengänge, mit der man sehr gut filtern kann, etwa nach Abschluss oder Art und Ort der Hochschule. Das ist gut, um einen Überblick zu bekommen. Für weitergehende Informationen, etwa zu Schnupperangeboten, muss man dann auf die Webseiten der einzelnen Hochschulen gehen.
Welche Hilfen bietet mir die LMU bei der Studienorientierung?
Wir bieten etwa Vorlesungen zum Reinschnuppern und Termine, an denen Studierende Einblick in ihr Studienfach geben und Fragen beantworten. Das findet man auf unserer Homepage unter „LMU erleben“. Vom 3. bis 7. November haben wir die Studienorientierungswoche und am 31. Januar einen Tag der offenen Tür. Da stellen sich alle Fächer und Einrichtungen der LMU vor.
Außerdem möchte ich unseren Online-Leitfaden zur Studienorientierung empfehlen, mit Videos zu den einzelnen Schritten und Übungen, die man machen kann.
Kann ich mich auch persönlich beraten lassen?
Ja, die Zentrale Studienberatung der LMU bietet auch persönliche Beratungsgespräche an, vor Ort, aber auch telefonisch oder per Video. Da können wir gezielt unterstützen und gemeinsam erkunden, was infrage kommen könnte und die Orientierungsphase gemeinsam in kleine Schritte aufteilen.
Viele brauchen genau das: Sie sehen einen riesigen Berg und wissen nicht so recht, wo sie anfangen sollen. Wir raten den angehenden Studierenden immer, trotz der Flut an Informationen gut bei sich zu bleiben und keine Angst zu haben vor der Entscheidung. Es ist ja nichts in Stein gemeißelt und man kann den Weg auch immer wieder anpassen.
Was sollte ich bei der Wahl meines Studienganges noch beachten?
Ich glaube, es wird oft unterschätzt, dass es das Wichtigste ist, sich erstmal gründlich Gedanken darüber zu machen, was ich kann und was mich interessiert. Viele fangen zu spät damit an und recherchieren nur noch, was es gibt und schreiben sich dann einfach irgendwo ein. Es lohnt sich aber, die Zeit zu investieren, sich selbst nochmal kennenzulernen, zu reflektieren. Die Chancen auf Erfolg im Studium sind am höchsten, wenn man etwas studiert, das gut zu einem passt, womit man sich identifiziert und wofür man motiviert ist.
Man muss aber auch damit rechnen, dass man im Wunsch-Studiengang keinen Platz erhält, vor allem in besonders nachgefragten Studiengängen wie beispielsweise Psychologie. Nicht nur deshalb lohnt es sich, sich mit Alternativen zu beschäftigen und einen Plan B zu entwerfen. Auch, weil es durchaus sinnvoll sein kann, sich nicht zu schnell auf einen womöglich naheliegenden Studiengang festzulegen: Vielleicht spricht mich auch etwas anderes an?
Muss ich vor dem Studium schon genau wissen, was ich danach für einen Beruf ergreifen möchte?
Ich stelle immer wieder fest, dass Schülerinnen und Schüler sich wieder mehr Gedanken darüber machen sollten, was es eigentlich heißt, zu studieren. Ein Studium ist in der Regel keine Berufsausbildung, sondern die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Inhalten. Man eignet sich Wissen an, um in einem Bereich Expertin oder Experte zu werden und dann ist es mehr oder weniger offen, was man hinterher damit macht. Aber es wird Möglichkeiten geben. Gleichzeitig ist es auch wichtig, sich bei der Studienwahl Gedanken darüber zu machen, in welchem beruflichen Umfeld man sich selbst am ehesten vorstellen kann und welche Wege dorthin führen könnten.