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Als die USA im März 2018 Zölle in Höhe von 25 % auf Aluminium und Stahl aus der EU erhoben, begann ein weiterer Handelskonflikt zwischen den beiden langjährigen Verbündeten.

Dieser Streit zog nicht nur Zölle auf Stahl und Aluminium nach sich, sondern auch auf die Einfuhr von EU-Autos in die USA. Zudem wurden pauschale Zölle von 10 % auf viele andere EU-Produkte eingeführt.

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EU-Beamte, die zwischen diplomatischer Empörung und der wirtschaftlichen Notwendigkeit des Schutzes europäischer Industrien hin- und hergerissen waren, kündigten eine Reihe von Gegenmaßnahmen an, die jedoch zunächst ausgesetzt wurden, nachdem US-Präsident Donald Trump eine 90-tägige Pause eingelegt hatte.

In der Geschichte des transatlantischen Bündnisses gab es eine Reihe von wirtschaftlichen Scharmützeln, von Hähnchen über Flugzeugbau bis hin zu Zöllen auf Rindfleisch und Bananen.

In diesem aktuellen Konflikt gibt es jedoch Anzeichen für eine mögliche Eskalation, die weit über frühere Handelsstreitigkeiten hinausgeht. Aufgrund des Handelsüberschusses, den die USA gegenüber der EU im Bereich der Dienstleistungen haben, werden nun auch Dienstleistungen und insbesondere Technologie in das Schlachtfeld einbezogen.

Der Hühnerkrieg – USA 1 / EU 1

Angesichts einer Flut preiswerter amerikanischer Hühnerfleischimporte ergriff die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), die damals aus Frankreich, Westdeutschland, Italien, Belgien, den Niederlanden und Luxemburg bestand, 1962 entscheidende Maßnahmen und verhängte Zölle auf amerikanisches Geflügel.

Dieser Schritt hatte unmittelbare Auswirkungen: Die amerikanischen Geflügelexporte nach Europa, hauptsächlich nach Westdeutschland – einem wichtigen Zielmarkt – brachen ein.

Die USA schätzten ihre Verluste auf 46 Millionen Dollar pro Jahr, während die EWG die Zahl eher auf 19 Millionen Dollar bezifferte. Das GATT – der Vorläufer der WTO – einigte sich schließlich auf einen Kompromiss: 26 Millionen Dollar Schadenersatz.

Da die Verhandlungen in eine Sackgasse geraten waren, entschied sich Washington für Vergeltungsmaßnahmen. Es verhängte Zölle im Wert von rund 26 Millionen Dollar auf eine Reihe europäischer Waren, darunter Lastwagen, Branntwein und Dextrin.

Am Ende ging keine der beiden Seiten als klarer Sieger hervor. Europa zahlte einen geringeren Preis als ursprünglich erwartet, während die USA durch ihre gezielten Zölle ein Druckmittel in der Hand hatten.

Der Bananenkrieg – USA 1 / EU 0

Der sogenannte „Bananenkrieg“ war eine der am längsten andauernden Handelsstreitigkeiten zwischen Brüssel und Washington und dauerte mehr als 15 Jahre.

1993 beschloss die EU eine präferenzielle Handelsregelung, die Bananenexporte aus den AKP-Staaten – einer Gruppe ehemaliger europäischer Kolonien in Afrika, der Karibik und dem Pazifik – im Rahmen einer Strategie zur Unterstützung fragiler Volkswirtschaften begünstigte.

Die USA waren jedoch mit dieser Entscheidung nicht einverstanden und argumentierten, dass sie einige ihrer multinationalen Unternehmen, die im weltweiten Bananenhandel eine wichtige Rolle spielen, unfair benachteilige.

Der Fall wurde von den USA vor die WTO gebracht, die 1997 die EU verurteilte. 1998 änderte die EU ihre Einfuhrregelung, was den USA jedoch nicht ausreichte. Sie schlugen mit Zöllen auf EU-Ausfuhren wie französische Handtaschen und italienischen Pecorino-Käse zurück und verhängten Zölle in Höhe von bis zu 191 Millionen Dollar.

Erst 2009 erklärte sich die EU bereit, ihre Zölle auf Bananen von 176 Euro auf 114 Euro pro Tonne zu senken.

WERBUNGDer Hormonkrieg bei Rindfleisch – USA 0 / EU 1

Was 1989 als gesundheitspolitische Maßnahme begann, eskalierte schnell zu einem weiteren großen transatlantischen Handelsstreit. In jenem Jahr verhängte die EWG ein Einfuhrverbot für Rindfleisch, das mit künstlichen Wachstumshormonen behandelt worden war, und begründete dies mit Sicherheitsbedenken der Verbraucher. Durch diese Entscheidung wurden Rindfleischexporte aus Australien, Kanada und den Vereinigten Staaten praktisch unmöglich gemacht.

Washington und Ottawa fochten die Maßnahme bei der WTO an. Ein Jahrzehnt später, im Jahr 1999, stellte sich die WTO auf die Seite der Beschwerdeführer und gab den USA das Recht, Vergeltungszölle auf Waren aus der EWG – die sich inzwischen in die Europäische Union (EU) umgewandelt hatte – im Wert von 116,8 Millionen Dollar jährlich zu erheben.

Die Sanktionen trafen einige berühmte europäische Exporte, darunter französischen Roquefort, italienischen und spanischen Schinken sowie belgische Pralinen.

Nach mehr als zwei Jahrzehnten des Ringens wurde der Streit 2011 endlich beigelegt: Die EU erklärte sich bereit, ihre Kontingente für hochwertiges, nicht mit Hormonen behandeltes Rindfleisch aus den USA schrittweise auszuweiten; im Gegenzug hob Washington seine Strafzölle auf.

WERBUNGDie unendliche Geschichte: Boeing/Airbus – USA 0 / EU 0

17 Jahre lang lieferten sich die EU und die USA einen erbitterten Kampf um staatliche Subventionen für ihre jeweiligen Luft- und Raumfahrtgiganten – Airbus und Boeing.

Die Geschichte begann mit einem Abkommen aus dem Jahr 1992, das die staatliche Unterstützung für die beiden Flugzeuggiganten regeln sollte. Im Jahr 2004 war Washington jedoch unzufrieden und beschuldigte die EU, Airbus in unfairer Weise zu subventionieren. Die USA zogen sich aus dem Abkommen zurück und reichten eine formelle Beschwerde bei der WTO ein.

Es folgte eine langwierige juristische und diplomatische Konfrontation, die während der ersten Trump-Regierung ihren Höhepunkt erreichte. Im Jahr 2019 ermächtigte die WTO die USA, Zölle auf EU-Waren und -Dienstleistungen im Wert von fast 7,5 Milliarden US-Dollar jährlich zu erheben.

Ein Jahr später, im Jahr 2020, schlug das Pendel zugunsten der EU aus. Die WTO gewährte Brüssel das Recht, als Reaktion auf die Subventionen für Boeing Zölle auf US-Einfuhren zu erheben.

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Im Jahr 2021 wurde ein Durchbruch verkündet: Beide Seiten einigten sich auf die Aussetzung der Zölle, was einen vorübergehenden Waffenstillstand bedeutete. Die Entspannung soll jedoch nur bis 2026 andauern.

Der erste Aluminium- und Stahlkrieg – USA 0 / EU 0

Der Streit begann 2018, als die Trump-Regierung umfassende Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte verhängte und sich dabei wie heute auf nationale Sicherheitsbedenken berief. Die EU reagierte schnell, reichte eine Beschwerde bei der WTO ein und verhängte Gegenmaßnahmen auf US-Waren im Wert von 2,8 Milliarden Euro, darunter bekannte Produkte wie Bourbon, Motorräder und Orangensaft.

Das Patt dauerte bis 2021, als sich beide Seiten – unter der Regierung Biden – darauf einigten, die Zölle auszusetzen, was als Schritt zur Wiederherstellung des transatlantischen Vertrauens gefeiert wurde.

Dieser zerbrechliche Frieden ist nun jedoch tatsächlich zerbrochen. Seit März 2025 sind die US-Zölle von 25 % wieder in Kraft.

WERBUNGSpiel, Satz und Sieg?

Was den aktuellen Handelskonflikt von anderen unterscheidet – abgesehen von der Intensität des Streits – ist die offensichtliche Abkehr von der Welthandelsorganisation (WTO) als Schiedsrichterin.

Wie die oben genannten Beispiele zeigen, wurden Streitigkeiten traditionell über die WTO, die multilaterale Institution zur Bewältigung und Schlichtung globaler Handelsspannungen, abgewickelt.

Doch die USA behindern die Besetzung des Gremiums, das über WTO-Streitigkeiten entscheidet, und haben gegen mehr als die Hälfte der WTO-Mitglieder „Gegenzölle“ verhängt.

Ein Blick auf die homerischen Handelskriege zwischen der EU und den USA erinnert uns daran, dass die multilaterale Organisation bzw. ihr Vorgänger GATT in der Vergangenheit bei der Beilegung von Streitigkeiten eine Vorreiterrolle gespielt hat.

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Die Beispiele der Vergangenheit zeigen auch, dass, selbst wenn es auf dem Papier einen Gewinner geben mag, niemand als echter Gewinner aus einem Handelskrieg hervorgeht.