Pokrowsk – Dramatische Lage in und um die ukrainische Mittelstadt Pokrowsk (ehemals 65.000 Einwohner).
Hunderten russischen Soldaten ist es gelungen, in die Stadt, die bereits seit 14 Monaten von Russland teilbelagert wird, einzudringen. Innerhalb der Stadt toben seit Mitte vergangener Woche schwere Kämpfe, wobei Russlands Invasionstruppen in nahezu allen Stadtteilen Fuß gefasst haben.
Ein Wohnviertel in Pokrowsk, das bereits von russischen Invasoren erobert wurde
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► Allerdings: Auch mehr als 1000 ukrainische Soldaten halten sich nach BILD-Informationen weiter im Stadtgebiet auf. Einige von ihnen weit hinter den feindlichen Linien. Insofern ist die Schlacht bislang nicht entschieden, auch wenn russische Truppen den ukrainischen zahlenmäßig 10 zu 1 überlegen sind und weit mehr Feuerkraft zur Verfügung haben als die Verteidiger.
Der Schlüssel zum Erfolg der Russen liegt dabei einmal mehr in der viel zu dünnen Verteidigung auf ukrainischer Seite, weil sie zu wenige Frontsoldaten haben. So ist es russischen Truppen gelungen, durch kilometerweite Lücken hinter die ukrainischen Linien zu gelangen und den Anschein einer russischen Eroberung der Stadt zu erzeugen.
Ein russischer Soldat tötet im Norden der Stadt einen ukrainischen Verteidiger und zieht sich wieder zurück
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▶ Ein ukrainischer Offizier zu BILD: „Die Russen haben mit ihrer Infiltrationsstrategie für Chaos gesorgt. Plötzlich weiß niemand mehr, wo unsere Truppen und wo die Feinde sind. Das führt zu Unruhe, einer unklaren Frontlage und sogar Friendly Fire.“ Dieses Chaos, so der Offizier, spiele Russland in die Hände, „weil für sie keine Menschenleben zählen und wir auf jeden lebenden Soldaten angewiesen sind“.
Russen-Machthaber Wladimir Putin (73) behauptete bereits am Donnerstag, in Pokrowsk und der Nachbarstadt Myrnohrad seien mehrere Tausend Ukrainer eingekesselt. Eine Behauptung, der sogar von eigenen Kriegsbloggern widersprochen wurde. In Wirklichkeit gibt es einen etwa fünf Kilometer breiten Korridor, durch den die ukrainische Armee Nachschub ins Gebiet und Verwundete nach Westen evakuieren kann.
Laut dem Kartenanbieter DeepStateMAP ist Pokrowsk derzeit von drei Seiten umzingelt (rot). In Grau markiert ist das Kampfgebiet, das sich bereits auf die meisten Teile der Stadt ausdehnt
Foto: DeepStateMAP
Dennoch ist die Lage in Pokrowsk für die Ukraine „kritisch“, wie Präsident Wolodymyr Selenskyj (47) am Freitag eingestand. Und auch an seiner Militärführung zur Schlacht um die Stadt gibt es Kritik. Der einflussreiche Blogger und Drohnenlieferant Serhij Sternenko (30) auf Telegram:
„Awdijiwka, Wuhledar, Sudscha. In jedem dieser Fälle schnitt der Feind unsere Nachschubwege ab, und die Einheiten gerieten in ein Feuerinferno. Jedes Mal zogen sich unsere Truppen im letzten Moment unter schweren Verlusten zurück und ließen Ausrüstung und Hab und Gut zurück. Nicht alle konnten entkommen. Manche blieben für immer in ihren Stellungen. Das geschieht jetzt wieder.“
Kampf um Pokrowsk: Ukraine droht Kessel-Schlacht
Quelle: BILD31.10.2025