Im Kölner Drogenkrieg gibt es vor Gericht eine plötzliche Planänderung. Wenige Stunden vor Prozessbeginn kommt eine neue Aussage ins Spiel.
Überraschende Wende in einem der Prozesse um den Kölner Drogenkrieg: Am zweiten Prozesstag ordnete Richter Michael Greve am Mittwoch (23. April) überraschend eine Unterbrechung an, weil kurzfristig neue Beweismittel den Akten hinzugefügt wurden. Darunter eine möglicherweise entscheidende Aussage eines Mannes, der tief in die Geschäfte der Kalker Drogenbande verwickelt sein soll.
836 Seiten lang ist das Vernehmungsprotokoll von Hamza B. (Name geändert), einem der mutmaßlichen wichtigsten Männer im Kölner Drogengeschäft. Er soll die Crack-Produktion der Gruppe überwacht haben. Außerdem soll er pro Woche mehrere Kilogramm Koks, Heroin und Crack an seine Kontakte in Frankfurt am Main weiterverkauft haben.
Das umfassende Vernehmungsprotokoll konnte erst am Dienstag den Verteidigern der drei Angeklagten zugestellt werden. Richter Greve nannte es „ausführlich“, der Befragte schweife zudem gelegentlich ab. Die 836 Seiten in der Kürze der Zeit zu verstehen, sei schwierig. Daher unterbrach er nach nur 20 Minuten die Hauptverhandlung. Auch der dritte, für Freitag geplante Verhandlungstag, wurde gestrichen.
Die drei Angeklagten Saddam B., Aymen G. und Aymen S. spielten an diesem Tag nur eine Nebenrolle. Aymen S. kommuniziert per Handzeichen mit einigen Zuschauern, als diese den Sitzungssaal verlassen. Laut Informationen von t-online befanden sich auch einige Angehörige der Angeklagten im Saal.
Die drei Angeklagten stehen im Fokus der Prozesse um den Kölner Drogenkrieg. Derzeit laufen drei Verfahren am Kölner Landgericht, das gegen Saddam B., Aymen G. und Aymen S. ist mit Abstand das größte. Sechs weitere Anklagen sind derzeit in Vorbereitung, wie die Staatsanwaltschaft Köln auf Anfrage von t-online mitteilte.
Der Prozess gegen die drei Mitglieder der Kalker Bande wird unterdessen am Montag fortgesetzt. Dann soll auch erstmals ein Mitglied der Gruppe vor Gericht aussagen. Der Zeuge soll als Teil der Gruppe unter anderem das Drogenlager in Hürth bewacht und im Anschluss eng mit Karim A. zusammengearbeitet haben, um die Hintermänner des Diebstahls zu finden. Die drei Angeklagten schweigen dagegen weiter.