Wie Künstliche Intelligenz heute schon bei Audioaufnahmen funktioniert, können Hörerinnen und Hörer des Rheinpegel-Podcasts der Rheinischen Post selbst austesten. Zu hören – oder auch nicht zu hören – ist da nämlich ein ordentlicher Regenguss, der bei der Liveaufzeichnung der neuesten Folge am Samstag aufs Dach prasselte. Dort diskutierten Komponist Julian Prießen und Rheinpegel-Moderatorin Tossia Corman über KI in Kunst und Musik – und in Produktionen wie diesem Podcast.
Die Aufzeichnung fand im Rahmen des „New Fall Festivals“ und der „re:publica“ im Düsseldorfer Ehrenhof statt. Für ihr Gespräch vor kleinem Publikum in einem Sightseeing-Doppeldeckerbus wählte Corman die Frage: „Wie viel KI vertragen Kunst und Kultur?“
Die erste Erkenntnis für das Publikum war, dass KI schon längst in Kunst, Musik und Werbung vorhanden ist, ohne dass die Nutzer das groß mitbekommen, wie Julian Prießen erklärte. Als Komponist unter anderem für Musik in Werbung oder Dokumentationen, beschäftige er sich schon seit Jahren mit der KI in seinem Berufsfeld.
Vor allem in der Postproduktion werde die Künstliche Intelligenz viel genutzt. Zum Beispiel, um einfacher Musik oder Tonaufnahmen abzumischen und Störgeräusche – wie prasselnden Regen – herauszufiltern. Aber auch, um Sprecherstimmen zu generieren. Die Sätze, die die Zuhörer am Ende im Werbespot hören, habe dann in manchen Fällen kein echter Mensch im Studio eingesprochen. Stattdessen sei die Stimme generiert, die Maschine habe dafür von bereits bestehenden, echten Tonaufnahmen gelernt.
„Die Firmen gehen sehr unterschiedlich damit um. Oft fehlt da aber der Weitblick“, sagte Prießen. Denn es gebe große Probleme zum Beispiel mit dem Urheberrecht an den KI-generierten Inhalten und der Frage der Vergütung von Künstlern.
Denn KI habe auch wirtschaftliche Folgen – und wirble gerade die ganze Branche auf. „Das ganze System ist schon prekär und jetzt sägt die KI an seinen Pfeilern“, sagte Prießen. Wenn beispielsweise immer mehr KI-generierte Musik die Streamingdienste flute, werde die Konkurrenz dort immer größer. Gleichzeitig würden die Einnahmen kleiner, weil alle Interpreten aus dem gleichen Topf finanziert werden.
Es sei aber nicht alles schlecht an der KI, zeigt sich Prießen überzeugt. Sie könne auch Chancen bieten: „Das heißt nicht, dass ich auf Knopfdruck einen Hit habe, sondern dass ich damit das Handwerk lernen kann“, sagte der Musiker. In diesen Aspekten der KI stecke das Potenzial für Demokratisierung und Chancengleichheit – „bisher wird damit aber nicht viel gemacht“, sagte Prießen.