„Wir waren verzweifelt auf der Suche nach Arbeit“, sagt Norman Foster gegenüber AD. Es war 1968, und er unterrichtete in Teilzeit an der Architectural Association in London, als einer seiner Studenten, dessen Vater in den Millwall Docks in London arbeitete, ihm erzählte, dass die Reederei Fred Olsen mit Bauunternehmern über den Bau eines neuen Gemeinschaftsgebäudes für ihre Hafenarbeiter verhandelte (ursprünglich als einfacher Dusch- und Aufenthaltsblock gedacht). „Er hat mir gesagt, dass er mir ein Treffen mit dem Hafenmanager verschaffen könnte. Ich habe die Chance genutzt!“
Norman Foster: Der Start seiner Karriere
Das Zayed National Museum in Abu Dhabi, VAE, wird am 3. Dezember 2025 eröffnet werden.
Courtesy of the Zayed National Museum, Abu Dhabi
Norman Foster ist für den Entwurf zahlreicher weltbekannter Wahrzeichen bekannt, darunter der Great Court des British Museum in London, Apple Park im kalifornischen Cupertino, das Millau-Viadukt im französischen Creissels und das bald eröffnende Zayed National Museum in Abu Dhabi. Er gilt als einer der einflussreichsten Architekt:innen der Welt, und doch wäre es fast nicht dazu gekommen – seine Anfänge in Manchester waren schließlich bescheiden. Nachdem er die Schule mit 16 Jahren wegen Mobbing verlassen hatte, arbeitete Foster als Bäcker und Eiswagenfahrer, um seine Ausbildung zum Architekten zu finanzieren. „Ich habe mich schon immer für Gebäude interessiert“, sagt Foster über seine Jugend. „Mit etwa 20 Jahren habe ich entdeckt, dass es möglich ist, Architektur zu studieren.“ Obwohl er nicht über die erforderlichen Qualifikationen für eine Immatrikulation an einer Universität verfügte, machte die University of Manchester eine Ausnahme: Foster durfte Architektur studieren und erhielt 1961 sein Diplom.
„Design ist eigentlich eine soziale Aufgabe. Es dient dazu, unsere Lebensqualität zu verbessern, sowohl in materieller als auch in spiritueller Hinsicht.“
Norman Foster
Im Rahmen der Neugestaltung des Reichstagsgebäudes in Berlin baute Foster eine transparente Kuppel, die nicht nur „die Öffentlichkeit über die Regierung stellte“, sondern mit ihrem zentralen Spiegel- und Lüftungssystem Luft durch das Gebäude leitet und damit in den 1990er-Jahren ein frühes Statement für energieeffizientes Bauen setzte.
RossHelenDie Architektur – eine unermüdliche Leidenschaft
Heute besitzt Foster + Partners 20 Büros in zwölf Ländern und beschäftigt weltweit über 2500 Mitarbeiter:innen. Im Laufe seiner Karriere wurde Foster mehrfach ausgezeichnet und von der Queen als erster Architekt im Jahr 1990 in den Adelsstand erhoben – 2010 legte er allerdings seinen Sitz im House of Lords nieder, da er seinen Hauptwohnsitz in die Schweiz verlegt hatte. Selbst in Zeiten, als er mit lebensbedrohlichen Krankheiten zu kämpfen hatte, blieb das Gestalten für ihn sowohl Leidenschaft als auch Berufung.
„Design ist eigentlich eine soziale Aufgabe“, erklärt Foster, der übrigens auch eine Pilotenlizenz besitzt. „Es dient dazu, unsere Lebensqualität zu verbessern, sowohl in materieller als auch in spiritueller Hinsicht. Es geht um Konzepte von Schönheit, um Komfort und darum, nachhaltig mit der Natur zu arbeiten, um robuste Gemeinschaften zu schaffen.“