
Die Siegesserie von Energie Cottbus in der 3. Liga ist bei 1860 München gerissen. Überschattet wurde das Spiel von rassistischen Anfeindungen gegen Energies Justin Butler.
Mit 0:3 (0:2) verloren die Lausitzer am Samstag ihr Auswärtsspiel beim Traditionsklub 1860 München. Die Tore erzielten Thore Jacobsen (39. Minute und 45.+4)) und King Manu per Eigentor (82.). Das Ergebnis verblasste jedoch vor dem Hintergrund der rassistischen Anfeindungen gegen Energies Flügelspieler Justin Butler.
Affenlaute gegen Energies Justin Butler
In der 72. Minute bewegte sich Energies Butler nach einem unerreichten Pass entlang der Seitenlinie, als er sich dort plötzlich in Richtung des Münchner Publikums umdrehte. „Justin hat mir gesagt, dass Affenlaute zu hören waren“, sagte Cottbus-Kapitän Axel Borgmann nach Spielende, „und da haben wir als Mannschaft direkt entschieden, dass das nicht geht, und haben das auch dem Schiedsrichter gesagt.“ Auf dem Feld wurde anschließend – begleitet von einigen fliegenden Bierbechern – hitzig diskutiert und das Spiel für rund sieben Minuten unterbrochen.
Während der Fan schnell gefunden und von Ordnern aus dem Stadion geführt wurde, solidarisierten sich weite Teile des Münchner Publikums mit Butler. „Es ist das Mindeste, dass der Fan aus dem Stadion begleitet wurde“, sagte Borgmann und ergänzte: „Es war wichtig, dass wir nicht einfach weitergespielt haben, sondern das es thematisiert wurde.“ Der Stadionsprecher wies mit einer Durchsage auf den rassistischen Vorfall hin und entschuldigte sich im Namen des Vereins bei Butler. Daraufhin hallten neben lauten Pfiffen unter anderem auch „Nazis raus“-Sprechchöre durch das Münchener Stadion.
Energie-Trainer Wollitz hätte sich einen Spielabbruch gewünscht
Das Spiel wurde anschließend allerdings fortgesetzt. Eine Tatsache, für die Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz nach Spielende wenig Verständnis hatte: „Wir reden immer, aber keiner handelt“, sagte Wollitz und ergänzte: „Ich habe zum Schiedsrichter gesagt. ‚Wir akzeptieren die Niederlage.‘ Er kann das Spiel abbrechen, um ein Zeichen zu setzen.“
Laut den offiziellen Regularien der UEFA ist ein Spielabbruch allerdings erst der dritte und finale Schritt eines Drei-Stufen-Planes für den Umgang mit rassistischen oder anderen grob unsportlichen Zwischenfällen. Schritt eins ist hierbei – wie am Samstag in München – eine Spielunterbrechung mitsamt Stadiondurchsage, Schritt zwei eine längere Unterbrechung mitsamt eines Zurückziehens der beiden Mannschaften in ihre Kabinen.
Ein Spielabbruch soll laut UEFA erst erfolgen, wenn diese beiden Schritte wirkungslos bleiben. „Wir haben alle nicht die Haltung, um mal ein Spiel abzubrechen“, monierte Trainer Wollitz vor dem Hintergrund dieser Regelung am Samstag.
Diskussionen nach dem Rassismus-Zwischenfall: Die Kapitäne und Schiedsrichter | Bild: IMAGO/Eibner
Doppelpack von Kapitän Jacobsen
Die sportliche Geschichte des Spiels ist schnell erzählt: Viel passierte nicht in der ersten Halbzeit zwischen 1860 München und Energie Cottbus. So dauerte es bis zur 22. Minute, ehe die Gastgeber Energies Keeper Marius Funk mit einem Flatterball aus der Distanz erstmals ernsthafter forderten. In der Folge waren es allerdings die Cottbuser, die die Kontrolle übernahmen. Die Lausitzer feierten nicht nur ein Eckenfestival in München, sie belagerten zusehends den Strafraum ihrer Kontrahenten. Einzig ein Tor erzielten sie dabei nicht.
Das rächte sich auf der anderen Rasenseite wenig später. Energies Stürmer Erik Engelhardt zeigte sich bei einem Tackling im eigenen Strafraum unglücklich bis ungestüm und rempelte Münchens Marvin Rittmüller schlichtweg um. Den fälligen Strafstoß verwandelte Thore Jacobson sicher. Doch damit nicht genug: Der Kapitän von 1860 München war es auch, der tief in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit – ausgerechnet nach einer Ecke – völlig frei stehend zum 2:0 für die Gastgeber erhöhte.
Auch in der zweiten Halbzeit fanden die Cottbuser anschließend kaum einmal zu ihrem bislang so gefürchteten Angriffsspiel. Die sonst zuverlässig produktive Offensive um Erik Engelhardt, Timmy Thiele und Tolcay Ciğerci erarbeitete sich kaum Chancen, geschweige denn wirklich gefährliche Torabschlüsse. Für den sportlichen Schlusspunkt des Spiels sorgte ein unglückliches Eigentor zum 3:0-Endstand durch Energies King Manu.