Nach 17 Jahren wird im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle derzeit der Bereich „Bronzerausch“ neu gestaltet. „Wir wissen heute weit mehr über die Menschen, ihre Gesellschaft und ihre Netzwerke in dieser Zeit als noch vor 20 Jahren“, sagte Landesarchäologe Harald Meller. Der Bereich behandelt die Zeit der späten Jungsteinzeit bis zur Frühbronzezeit vor etwa 4.800 bis 3.550 Jahren.

„Bronzerausch“ soll neue Erkenntnisse zeigen

Meller erklärte, der neue „Bronzerausch“ werde diesen enormen Erkenntnisfortschritt widerspiegeln und zeigen, wie eng Mitteldeutschland bereits damals mit ganz Europa verbunden gewesen sei.

Auf 190 Quadratmetern wird der neu gestaltete Bereich ab dem 13. November in der Dauerausstellung des Landesmuseums zu sehen sein. Gezeigt werden Meller zufolge rund 850 Exponate und Exponatgruppen. Darunter sind auch zahlreiche archäologische Neufunde.

Ringheiligtum Pömmelte und Grabhügel Bornhöck

Speziell die Forschungen rund um das Ringheiligtum Pömmelte im Salzlandkreis, die Ausgrabung der Überreste des wiederentdeckten monumentalen Grabhügels Bornhöck ab 2014 sowie zahlreiche neue Erkenntnisse zur sozialen Hierarchie der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur hätten zu einer Neuausrichtung des gesamten Ausstellungsraums geführt, sagte Meller.

Für die Bronzezeit sei der Bornhöck der größte Grabhügel Mitteleuropas. „Obwohl der gewaltige Hügel bereits im 19. Jahrhundert vollständig abgetragen worden war, konnte die Untersuchung seiner Überreste wichtige neue Informationen erbringen, die jetzt in die Dauerausstellung des Landesmuseums einfließen“, erklärte der Landesarchäologe.

Funde erstmals dauerhaft zu sehen

Funde aus dem Ringheiligtum Pömmelte und der zugehörigen Siedlung – der größten bekannten Siedlung der Frühbronzezeit in Mitteleuropa – sollen erstmals dauerhaft zu sehen sein. Gemeinsam mit Objekten aus Schiepzig im Saalekreis, wo Archäologen einen Rinderschlacht- und -verwertungsplatz entdeckt haben, geben sie Einblicke in die wirtschaftlichen und rituellen Grundlagen der Zeit. Die späte Jungsteinzeit vor 4.800 bis 4.200 Jahren wurde von Schnurkeramik- und Glockenbecherkultur geprägt. Beide Kulturen betonten individuelle Kriegerideale. Erste soziale Eliten entstanden.

Herausragendes Exponat ist das Triptychon – also ein dreiteiliges Werk – der Familienbestattungen von Eulau im Burgenlandkreis, das ein über 4.500 Jahre altes Gewaltereignis und gleichzeitig familiäre Verbundenheit dokumentiert. Die Ausstellung soll zeigen, wie aus den Bevölkerungen der Schnurkeramik- und Glockenbecherkultur schließlich die Aunjetitzer Kultur hervorging – eine Gesellschaft, die in Mitteldeutschland den Übergang in die Bronzezeit markierte.

Bereich zur Himmelsscheibe wissenschaftlich erweitert

Besucherinnen und Besucher soll auch Einblicke in die Entwicklung der bronzezeitlichen Metallurgie bekommen – von den ersten Metallarbeiten bis zur Spätbronzezeit. Daran schließt sich der unveränderte, aber nun wissenschaftlich erweiterte Bereich zur Himmelsscheibe von Nebra an. Neue Erkenntnisse beleuchten ihre Herstellung, die Herkunft der verwendeten Rohstoffe sowie die auf der Himmelsscheibe codierten Ideen und davon ausgehend die weitreichenden Fernkontakte der Aunjetitzer Kultur.

Diese Handelsverbindungen reichten von den Britischen Inseln über Skandinavien und Mitteleuropa bis nach Südosteuropa und in den vorderen Orient. „Besonders der Bernsteinhandel vom Nord- und Ostseeraum ins Mittelmeer belegt die erstaunliche Vernetzung der damaligen Welt“, sagte Kurator Jan-Heinrich Bunnefeld. „Den Abschluss dieses Dauerausstellungsteils bilden bunte Glasperlen aus Mesopotamien und Ägypten, die nach dem noch immer rätselhaften Ende der Frühbronzezeit bis nach Mittel- und Nordeuropa gelangten.“