Juri Knorr (l.) im Zweikampf mit Viggo Kristjansson (r.)

Stand: 02.11.2025 19:38 Uhr

Nach dem fulminanten 42:31 vom Donnerstag ist das deutsche Handball-Team im zweiten EM-Test gegen Island hart gelandet. Diesmal gab es in München eine verdiente 29:31 (15:16) Niederlage.


Christian Hornung

Die Deutschen legten zehn Wochen vor den Titelkämpfen in Dänemark, Schweden und Norwegen einen Blitzstart in die Partie hin. Nach anderthalb Minuten führte die Mannschaft von Alfred Gislason durch einen Doppelschlag von Julian Köster mit 2:0 und erhöhte in der Folge durch Miro Schluroff und zwei Treffer von Tim Freihöfer auf 5:2. Doch dann kehrte beim DHB-Team der Schlendrian ein, parallel dazu steigerte sich der 40-jährige Ágúst Elí Björgvinsson im isländischen Tor und war für die deutschen Angreifer gleich mehrfach Endstation.

Zu viele Ballverluste und vergebene Top-Chancen

Dazu kamen mehrere Ballverluste, Unkonzentriertheiten in der Deckung und vergebene freie Würfe, so dass Gislason immer ungehaltener wurde. Der Isländer nahm früh die erste Auszeit, wirkte da aber recht wortkarg und ließ seine Anweisungen mehrfach von Kapitän Andreas Golla zu Ende sprechen.

Die Botschaften der beiden kamen aber offenbar nicht so richtig bei der gesamten Mannschaft an, Island glich aus und zog dann plötzlich sogar davon: Nach 25 Minuten lagen die Gäste in München plötzlich sogar mit 15:11 vorne – und das, obwohl David Späth im DHB-Tor noch eine Reihe von Glanzparaden zeigte.

Drei-Tore-Endspurt vor der Pause

Immerhin: Kurz vor der Pause rissen sich die Deutschen nochmal zusammen, verteidigten plötzlich wieder richtig stark und trafen vorne dreifach: Freihöger, dann Franz Sepmper und schließlich Mathi Häseler sorgten dafür, dass der Pausenrückstand nur einen Treffer betrug.

Beim gang in die Kabine gab Freihöfer im ZDF zu: „Mitte der ersten Halbzeit haben wir zu viele Fehler gemacht, das bestraft Island natürlich gnadenlos. Und diesmal spielen sie auch mit Torhüter.“ Das hatten sie am Donnerstag natürlich auch getan, nur hielt der da ziemlich wenig.

Semper gleicht aus, Spannung kommt auf

Im zweiten Durchgang blieb die Partie spannend, Island war im Gegensatz zum ersten Duell mindestens eine Klasse besser. Island hatte zunächst weiterhin leichte Vorteile, konnte sich aber nicht mehr absetzen. In der 38. Minute glich Semper zum 20:20 aus, auch Marko Grgic wurde in dieser Phase stärker. Gislason hatte die Taktik inzwischen längst auf 5-1 umgestellt, und es entwickelte sich ein echter Krimi.

Die Halle in München tobte, als Viggó Kristjánsson zehn Minuten vor dem Ende einen Siebenmeter nicht an Andreas Wolff vorbeibekam, sofort danach kehrte Späth zwischen die Pfosten zurück und entschärfte einen Tempogegenstoß des Isländers. Doch so sehr die Keeper glänzten, so schwer taten sich die Deutschen plötzlich im Abschluss. Grgic, Knorr und der leicht angeschlagene Köster waren plötzlich kein Faktor mehr, von 27:27 zog Island bis zur 54. Minute auf 29:27 davon.

Klare Worte von Golla und Gislason

Doch vor allem Späth stemmte sich gegen die drohende Niederlage, hielt herausragend und feuerte nach jeder Parade gleich wieder die Fans in München an. „Doch letztlich hat uns vor allem das Tempo gefehlt, das uns im ersten Duell ausgezeichnet hat“, gab Golla nach der knappen Niederlage zu. Auch Gislason war ehrlich: „Es hat einfach die Konstanz gefehlt, einige Spieler sind auch nicht an das Niveau herangekommen, das sie am Donnerstag hatten. Wir waren insgesamt im Angriff zu schlecht.“