Berlin – Neuste Zahlen belegen, dass die Beamten und Angestellten im Berliner öffentlichen Dienst häufiger krank sind als in allen anderen Bundesländern.

2024 waren sie im Schnitt an 36,8 Kalendertagen krankgeschrieben, das entspricht 26,2 Arbeitstagen. Bundesweit lag dieser Wert bei 25,5 Arbeitstagen. Diese Daten gab die Finanzverwaltung aktuell auf eine Anfrage des Magazins „Focus“ bekannt.

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In Berlin arbeiten rund 135.000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst, davon etwa die Hälfte verbeamtet. In der genannten durchschnittlichen Fehlzeit von 26,2 Arbeitstagen sind Angestellte und Beamte gemeinsam erfasst.

Aus einem Bericht des Finanzsenats an das Abgeordnetenhaus vom 11. August 2025 geht hervor, dass sich Beamte im Jahr 2024 im Durchschnitt über sechs Tage häufiger krankmeldeten als Angestellte im öffentlichen Dienst. Sie fehlten 40,1 Kalendertage, Angestellte nur 34,1 Kalendertage.

Blickt man auf die einzelnen Berufsgruppen, so ergibt sich ein höchst seltsames Bild: So ist im Bereich Parkraumbewirtschaftung der Bezirksämter der Krankenstand mit durchschnittlich 77,3 Kalendertagen pro Mitarbeiter und Jahr am höchsten, gefolgt von Justizvollzugsanstalten und Ordnungsämtern (50 Tage) und Polizei und Feuerwehr (über 40 Tage).

Hängt der hohe Krankenstand mit der Arbeitsbelastung zusammen? Darauf weist die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hin. Das mag für Beamte im Einsatz gelten. Sie haben mit unendlich vielen Demonstrationen und Verbrechen zu tun und häufen viele Überstunden an. Das geht auf die Gesundheit. Wer aber nur am Schreibtisch sitzt, auf den trifft das nicht zu.

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Ähnlich ist es mit den Ordnungsämtern: Ist der Außendienst wirklich so schwer, dass er zu 50 Fehltagen pro Jahr führen muss? Und was ist mit dem Innendienst – der wird so anstrengend nicht sein!

Die extrem hohe Fehlquote bei den Parkraumkontrolleuren (77,3 Kalendertage) weist wiederum darauf hin, dass der Dienst sehr unangenehm sein muss. Dann muss sich aber am Dienst etwas ändern. Krankmelden ist nicht die Lösung.

Der Beamtenbund (dbb) wehrt sich regelmäßig gegen den Vorwurf, dass Beamte gerne mal blau machen. Man möchte diesen Vorwurf auch nicht generell erheben. Aber, wie bereits erwähnt, ist der Krankenstand unter Beamten in Berlin eben höher als unter den Angestellten des öffentlichen Dienstes und erst recht im Verhältnis zur gesamten arbeitenden Bevölkerung.

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Rund 67 Prozent der Krankheitsfälle im Berliner öffentlichen Dienst sind nach dem Bericht der Senatsfinanzverwaltung Kurzzeiterkrankungen mit einer Dauer von bis zu drei Tagen. Das entspricht exakt dem Zeitraum, in dem der Arbeitgeber kein ärztliches Attest verlangt.

Es ist eine Binsenweisheit, dass der Druck auf Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst niedriger ist als in den meisten Unternehmen auf dem freien Markt. Deshalb mag die Hemmschwelle zur Krankmeldung niedriger sein.

Wie auch immer, man erfährt nicht, worin die Ursachen für die extrem hohen Fehlzeiten liegen. Sind Berlins Staatsdiener nun faul oder überlastet?

Die Verwaltungen des Senats und der Bezirke legen dazu keine Erkenntnisse vor. Das ist das Problem. Die Krankenstände kosten viel Geld, das vom Steuerzahler aufgebracht werden muss. Die Regierung ist verpflichtet, Licht ins Dunkel zu bringen.

Hat Gunnar Schupelius recht? Schreiben Sie an: gunnar.schupelius@axelspringer.de