Aus der Loge des 1840 eröffneten Wilhelma-Theaters blicken OB Frank Nopper (CDU) und der frühere Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück auf die Bühne herab – fast wie Waldorf und Statler aus der Muppet Show. Nur eines unterscheidet die beiden von den berühmten Nörglern: Der Rathauschef hat an diesem Abend wenig Anlass zum Murren.
Denn Seitenhiebe gegen CDU-Politik verteilt Christoph Sonntag – anders, als man es von ihm gewohnt ist – im historischen Theater nicht. Um aktuelle Politik geht es diesmal nicht. Kein Nopper kommt vor, auch kein Manuel Hagel und kein Cem Özdemir, die Ministerpräsident werden wollen. Der Grund ist einfach: Der Kabarettist will Zeitlosigkeit schaffen.
An drei Abenden werden – möglichst ohne Verfallsdatum – mehrere TV-Shows in der prachtvollen Kulisse des von König Wilhelma erbauten Theaters unter dem Titel „Es ist Sonntag“ aufgezeichnet. Sein früheres Programm „Alte Zeiten, neue Zeiten“, das er einst gar in der Porsche-Arena für die Kameras gespielt hat, sei schließlich über zwei Dutzend Mal in zehn Jahren wiederholt worden. Dies will der 63-Jährige auch mit seiner neuen Produktion erreichen. Der erste Sendetermin steht bereits fest: Am 26. Dezember um 22.20 Uhr schlägt’s Sonntag im SWR-Fernsehen.
Geschichten aus dem eigenen Leben
Der Kabarettist zeigt sich an diesem Abend in den Fernsehshows von einer überraschend privaten Seite. Statt tagespolitischer Spitzen erzählt er Geschichten aus seinem eigenen Leben – von den Autofahrversuchen seines Vaters, vom Opa, der die Relativitätstheorie mit dem Hintern erklärt, von seinem geliebten Hund, einem Pudel-Mischling, der „meine Frau eindeutig lieber“ hat.
OB Nopper (rechts) mit Ex-Betriebsratschef Uwe Hück (Mitte) in der Loge des Wilhelma-Theaters Foto: stzn
Sonntag blickt zurück auf seine Münchner WG-Zeit zu Volkszählungs-Tagen, als „wir alle links waren“ – und viele davon heute „die Firmen ihrer Väter übernommen haben und keinen Betriebsrat zulassen“. Die Demokratie sei in Gefahr, mahnt er. Und auch das Klima müsse immer wieder warten: „Da kommt halt immer was dazwischen – Ukraine-Krieg, Fußball-EM, Probleme der Autoindustrie …“
„Bleiben Sie fort!“ – Sonntag lädt Touristen aus
Dann wendet sich der Kabarettist mit einem liebevollen Seitenhieb an Fernsehzuschauer in der Ferne daheim. „Bleiben Sie fort!“, ruft er vor der Schlossplatz-Kulisse in die Kameras, um Stuttgarts Schätze zu schützen. Die schönen Seiten der Stadt will er nicht mit Auswärtigen teilen, schon gar nicht das Mineralwasser. Mögliche Touristen werden also von ihm persönlich ausgeladen.
Die Bühne des Cannstatter Theater ist dem Schlossplatz mit dem Neuen Schloss nachempfunden. Der Kulissenexperte Werner Klaus, mit dem Sonntag seit Jahren zusammenarbeitet, hat den Schlossplatz-Brunnen originalgetreu errichtet, der plätschern kann. Eine gute Vorlage für Sonntag, dass er seine Stuttgart-Liebe zelebrieren kann.
Sonntag bedankt sich bei der Feier im Foyer nach der Aufzeichnung. Foto: stzn
Ganz unpolitisch bleibt der Abend trotz überwiegend privater Erzählungen nicht. Um Putin geht es bei folgender Frage: „Wo sind Schlaganfall und Herzinfarkt, wenn man sie mal dringend braucht?“ Und zu Donald Trump fällt ihm ein: „Was haben seine Frisur und ein String-Tanga gemeinsam? Beide bedecken nur einen Teil des Arschs.“
Am 29. Januar feiert er mit neuem Programm Premiere im Theaterhaus
Nach den Aufzeichnungen von drei Sendungen (produziert von seiner eigenen Firma sonntag.tv) feiert der Kabarettist im Foyer mit prominenten Gästen und freut sich: „Mit diesem tollen Publikum werden wir beeindruckende Sendungen hinbekommen.“ Ein Extra-Lob geht an Nikolai Dörler, der mit seinem Fernsehteam aus Österreich für „Hollywood in Stuttgart“ sorgen, in dem er mit hochwertigen Arri-Kameras „Aufnahmen im Kinolook“ produziere. Unter den Gästen: Kiwanis-Präsident Zoltan Bagaméry, Bauunternehmer Jürgen Pflugfelder, Gudrun Nopper, die Vorsitzende des Vereins Stille Not, VW-Vertriebsleiter Michael Perner, Unternehmer Marcus Pracht.
Sonntags Blick geht nach vorne: Am 29. Januar feiert sein neues Programm „AZNZ 2.0“ Premiere im Theaterhaus, am 21. Februar folgt die Fastenpredigit in der Alten Kelter in Fellbach.