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Eine Rewe-Kassierin zeigt auf, welche Produkte Kunden an der Supermarkt-Kasse peinlich berühren. Die Supermarkt-Expertin kennt alle Geheimnisse ihrer Käufer.
Neu-Isenburg – Über 50 Jahre Berufserfahrung haben Ulrike Schwerdhöfer aus Neu-Isenburg zu einer wahren Menschenkennerin gemacht. Die 76-jährige Rewe-Kassiererin durchschaue ihre Kundschaft mit nur einem Blick in den Einkaufswagen. Das Piepen des Scanners und das Rascheln der Tüten sind für sie zur Routine geworden – doch ihr geschulter Blick verrät ihr laut eigener Aussage weit mehr über die Menschen vor ihr.
Eine Rewe-Kassiererin gibt Einblick in die Art und Weise, wie Menschen einkaufen und was das über sie sagt. (Symbolbild) © Rolf Vennenbernd/dpa
„Ich weiß genau, ob Kunden Geld haben oder nicht“, erklärt Schwerdhöfer gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Ihre Beobachtung: Betuchte Kunden würden ohne Zögern zu Bio-Produkten und Markenartikeln greifen. Ein weiteres verräterisches Zeichen – sie sollen meist auf den Kassenzettel verzichten. Immer beliebter werden auch SB-Kassen bei Kunden. Rewe hat hier jetzt jedoch einen Kleingeld-Trick gestoppt.
Studien belegen, dass Verbraucher mit höherem Budget oft Bio-Produkte kaufen
Völlig anders verhielten sich Menschen mit begrenztem Budget. Diese würden fast ausnahmslos mit Einkaufszettel im Supermarkt erscheinen, selbst für nur wenige Artikel. „Bei denen ist alles genau abgezählt, und sie kaufen möglichst viele Sonderangebote“, beschreibt die erfahrene Kassiererin das Verhalten preisbewusster Kunden.
Schwerdhöfers Einschätzungen decken sich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen. Soziologe Jörn Höpfner bestätigt, dass Einkaufsgewohnheiten tatsächlich den sozialen Status preisgeben. Studien zeigen laut dem Portal Geniale Tricks: Menschen mit höherem Einkommen kaufen häufiger Bio-Produkte und moderne Lebensmittel wie Quinoa oder Couscous. Eine Untersuchung der Verbraucherzentrale NRW belegt zudem, dass Konsumverhalten stark von den ökonomischen Verhältnissen abhängt. 2018 gaben Deutsche rund 235 Milliarden Euro für Lebensmittel aus – jedoch sehr ungleich verteilt.
Kondome gehören laut Rewe-Kassiererin zu Produkten, für die Kunden sich schämen
Besonders interessant wird es bei Artikeln, die Kunden lieber verstecken möchten. Erotik-Zeitschriften würden oft mit der Rückseite nach oben auf dem Kassenband landen. „Zum Einscannen muss ich die aber umdrehen und denke: Ach, wie schön“, erzählt Schwerdhöfer mit einem Augenzwinkern.
Auch Kondome sollen zu den Produkten gehören, die Kunden gerne diskret erwerben möchten. „Manche verstecken etwas, das ihnen peinlich ist und die anderen Kunden nicht sehen sollen“, berichtet sie. Nach über fünf Jahrzehnten an der Kasse nehme Schwerdhöfer solche Situationen gelassen – sie habe bereits alles erlebt. Kürzlich schilderte eine Mutter einen peinlichen Bezahl-Moment an einer Rewe-Kasse.
Rewe-Kassiererin wurde zur „Mitarbeiterin des Jahres“ ausgezeichnet
Ulrike Schwerdhöfer ist längst eine Institution im Rewe-Markt in Neu-Isenburg. 2014 wurde sie zur „Mitarbeiterin des Jahres“ im deutschen Lebensmitteleinzelhandel gewählt. Kunden sollen sich gezielt an ihrer Kasse an und den Markt nur ihretwegen besuchen.
Obwohl sie längst in Rente sein könnte, arbeitet die gebürtige Essenerin weiterhin 18 Stunden pro Woche – aus purer Leidenschaft. In den Jahrzehnten im Handel habe sie auch Veränderungen im Kundenverhalten beobachtet: Die Menschen seien hektischer geworden und wollten schneller abgefertigt werden. Dennoch liebe sie ihren Job – der Platz an der Kasse sei für sie kein Arbeitsplatz, sondern ein Hobby. (Quellen: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Geniale Tricks, Verbraucherzentrale NRW) (tt)