Liebe Leserin, lieber Leser,
huch
– ein neues Gesicht? Nicht ganz. Neu war ich hier vor zehn Jahren.
Am 2. November 2015 durfte ich Ihnen an dieser Stelle die erste
Ausgabe einer hoffnungsvollen Newsmail namens ZEIT:Elbvertiefung
vorstellen. Und, tatatataaa, jetzt darf ich ein Jubiläum vermelden:
Denn wie Sie hier lesen, gibt es dieses verrückte Ding immer noch!
Damals
starteten wir mit so gewagten Sachen wie
- einer
– hoffentlich – humorvollen Leseransprache („So was kapiert
kein Schwein“, sagten einige Branchenkenner damals), - interessanten
Neuigkeiten aus Hamburg („Local interessiert doch kein Schwein
mehr“, sagten einige Branchenkenner damals) und - Mitmach-Rubriken
wie „Meine Stadt“ und „Hamburger Schnack“ („Da macht doch kein
Schwein mit“, sagten einige Branchenkenner damals).
Ich
hatte dazu noch mehr im Kopf. Bei allem Witz, bei den News aus
Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft und den Möglichkeiten
mitzumachen, sollte es letztlich um eine Frage gehen: In welcher Stadt
wollen wir leben? Also: Wie wünschen wir uns unser Hamburg – und
was können wir und andere dafür tun?
Sie
können sich vielleicht vorstellen, wie aufgeregt ich war, als dann
am frühen Morgen des 2. November 2015 die allererste Elbvertiefung
per Mail erschien, nach wochenlanger Entwicklungsarbeit mit einem
kleinen, kreativen Team.
Und
wie froh ich war, als ich am frühen Abend die ersten Reaktionen der
Leserinnen und Leser bekam:
Resonanz:
ganz überwiegend positiv.
Kritik:
Zuschrift eines Wirtschaftsbosses (er habe den im Titel der E-Mail
versprochenen Appell zur Ausbaggerung der Elbe nicht gefunden, da
dies aber dringendst nötig sei, erwarte er, dass ich dies nun am
folgenden Tag nachhole).
Abbestellungen:
eine.
Neuanmeldungen:
850!
Am
zweiten Tag waren es dann schon mehr als 1.300. (Empörter Anruf des
Wirtschaftsbosses: Er habe immer noch nicht diesen Appell gefunden …)
Patrik
Schwarz, damals geschäftsführender Redakteur der ZEIT, der die
Oberhoheit über die Regionalausgaben der ZEIT hatte und mit dem ich
mich in den ersten Wochen intensiv über manchen Text stritt, wobei
ich irgendwann merkte, dass er in Wirklichkeit ein echt feiner Kerl
ist, schrieb mir in einer Mail: „Wenn das erst der Anfang ist …“
© ZON
Newsletter
Elbvertiefung – Der tägliche Newsletter für Hamburg
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Es
war erst der Anfang. Heute hat die ZEIT:Elbvertiefung rund 110.000
Abonnentinnen und Abonnenten. Was nichts anderes heißt, als dass
dieses Jubiläum – zehn Jahre Elbvertiefung –,
anlässlich dessen mich die Hamburg-Redaktion eingeladen hat, wieder
ein paar Tage lang das Editorial zu schreiben, dass dieses Jubiläum
also in Wirklichkeit Ihr Jubiläum ist.
Und
dafür möchte ich Ihnen erst mal ganz herzlich danken: Dass Sie,
auch wenn die Zeiten heute ganz andere sind als damals, diese Mail
lesen, dass Sie sich über uns amüsieren, bei uns mitmachen, sich
auch mal über uns ärgern, aber uns doch gewogen bleiben, darauf
hoch die Gläser! Beziehungsweise aktuell eher die Kaffeetassen.
Und
jetzt würde mich noch interessieren: Wie genau wurden Sie Leserin
oder Leser der Elbvertiefung – und wo genau lesen Sie sie, jetzt
gerade?
Wenn
Sie mögen, schreiben Sie uns doch an hamburg@zeit.de,
Betreff: „Zehn Jahre Elbvertiefung“.
Herzliche
Grüße,
Ihr
Mark Spörrle
PS:
Kurz vor
Halloween, Pardon, kurz vor dem Reformationstag hat
sich bei uns der Fehlerteufel eingeschlichen. Wir korrigieren: Die
Band Die Höchste Eisenbahn spielt ihr Hamburg-Konzert am 27.
November 2025.
WAS HEUTE WICHTIG IST
© Marcus Golejewski/dpa
Die
Halloween-Nacht ist in diesem Jahr
friedlich geblieben. Laut der Polizei
verlief das Volksfest in der Nacht von Freitag auf Samstag ruhiger
als in vorangegangenen Jahren. Besondere Vorkommnisse seien nicht
festgestellt worden. Die Polizei führt das unter anderem darauf
zurück, dass sie in den Stadtteilen Harburg, Wilhelmsburg,
Steilshoop und Billstedt erhöhte Präsenz gezeigt habe und
potenzielle Krawallmacher frühzeitig angesprochen habe. Erstmals
seien auch Drohnen eingesetzt worden, um einen Überblick zu
behalten. Friedlich blieb auch ein Auflauf von etwa 150 Zombies, die
in der Wandelhalle des Hauptbahnhofs zu dem Song Thriller
von Michael Jackson tanzten. Dabei handelte es sich um die
Werbemaßnahme eines Musicaltheaters.
Das
Münchner Votum
für eine Bewerbung als Austragungsort der Olympischen Spiele
wurde in Hamburg mit Optimismus aufgenommen. Immerhin zeige es, dass
es eine Mehrheit für das Großevent gebe, sagte Steffen Rülke, der
Leiter der hiesigen Olympia-Projektgruppe. Am Samstag lud Rülke zur ersten von mehreren Infoveranstaltungen zum Hamburger
Bürgerentscheid ein, der für den 31. Mai 2026 geplant ist. Vor rund
zehn Jahren scheiterte Hamburgs Olympia-Bewerbung an einer solchen
Abstimmung. Welche deutsche Stadt als Bewerber ins Rennen geht, soll
im kommenden Jahr entschieden werden. München, Hamburg, Berlin und
die Region Rhein-Ruhr konkurrieren als mögliche Austragungsorte für
die Olympischen Spiele 2036, 2040 oder 2044.
Das
private Eisenbahnunternehmen Metronom bietet ab
heute vorübergehend weniger Bahnverbindungen zwischen Hamburg,
Bremen und Uelzen an. Der sogenannte
Stabilisierungsfahrplan gilt bis 13. Dezember, in dieser Zeit
entfallen mehrere Verbindungen ersatzlos. Grund dafür seien fehlende
Züge. Derweil meldet der Fahrgastverband Pro Bahn: Wegen der seit
August laufenden Sperrung und Generalsanierung der ICE-Trasse
Hamburg–Berlin würden viele Berufspendler auf das Auto umsteigen.
Es brauche einen Ausbau der regionalen Bahnverbindungen. Zwischen
Hamburg und Berlin sollen Züge Ende April 2026 wieder regulär
verkehren.
In aller Kürze
• Achtung
Vogelgrippe: Für
Nutztiere herrscht in Hamburg seit dem Wochenende Stallpflicht, wer
tote Wildvögel (etwa Gänse, Enten oder Möwen) sichtet, soll das
bitte im Bezirksamt melden •
Es war ein bitteres
Wochenende für den Fußball: Die
Herren des FC St. Pauli haben am Samstag 0:4 gegen Mönchengladbach
verloren, die Kollegen vom HSV trafen am Sonntag in Köln wenigstens
einmal das Tor und unterlagen mit 4:1 •
Aus den
Polizeimeldungen: Im Ölmühlenweg
in Wandsbek ist am Samstag eine 91 Jahre
alte Fußgängerin von einem Auto angefahren und getötet worden.
Und zwischen Hamburg-Neugraben und
Buxtehude hat
ein Feuer den Verkehr der S- und Regionalbahnen lahmgelegt.
Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts auf Brandstiftung
THEMA DES TAGES
© Jonas Walzberg/AP/dpa
Sie rechneten mit der Niederlage – aber nicht mit so vielen Nein-Stimmen
Eine
Initiative wollte die Hamburger überzeugen, in ihrer Stadt das
Grundeinkommen zu testen. Sie scheiterte. Und jetzt? Lesen
Sie hier einen Auszug aus dem Artikel von ZEIT:Hamburg-Redakteurin
Viola Diem.
Ab
und zu klingt Enttäuschung an. Sie habe Hamburg für eine weltoffene
und progressive Stadt gehalten, sagt eine Frau. „Nach diesem
Ergebnis stelle ich mir die Frage: Ist das noch der richtige Ort für
mich?“ Einer ihrer Mitstreiter fragt sich und die anderen: „Hatten
wir überhaupt je eine Chance?“
Es
ist ein Dienstagabend im Oktober. In einem Co-Working-Space in Altona
trifft sich das Team der Initiative Hamburg testet Grundeinkommen.
Die Abstimmung liegt da neun Tage zurück, das Vorhaben ist
gescheitert. Nur 37 Prozent der Hamburgerinnen und Hamburger, die
ihre Stimme abgaben, waren für den Versuch, der Rest lehnte ihn ab.
2.000 Hamburgerinnen und Hamburger sollten drei Jahre lang einen
monatlichen Betrag von bis zu 1.346 Euro erhalten, plus
Krankenversicherung – ohne Gegenleistung.
Doch
daraus wird nun nichts.
Wie
kam es zu der Niederlage? Was würden sie im Rückblick anders
machen? Und wie geht es jetzt weiter mit dem Grundeinkommen und den
Menschen, die Hamburg von ihm überzeugen wollten? Das sind die
Fragen an diesem Abend im Co-Working-Space.
Über
30 Leute sind gekommen. Sie tragen Namensschilder auf der Brust,
viele kennen einander noch nicht. Am Schluss hatte die Kampagne um
die 130 Helferinnen und Helfer aus Hamburg sowie Berlin, die Jüngsten
noch nicht volljährig, der Älteste über 90. Auch an dem Abend ist
die Gruppe gemischt: Leute von Mitte 20 bis über 60. Vom Chef einer
Kommunikationsagentur und einer Künstlerin bis zur Studentin, die
gerade den Bachelor in Politikwissenschaften abgeschlossen hat. Von
Menschen, die schon bei den Grünen oder Linken aktiv waren, bis zu
anderen, die sich zuvor nie politisch engagiert hatten.
Es
seien aber auch Leute dabei, die eher aus dem liberalen oder
konservativen Spektrum kämen und denen es wichtig gewesen sei, dass
die Kampagne nicht zu „links“ rüberkommt, erzählt Joy Ponader.
Ponader
und Laura Brämswig haben die Kampagne initiiert. Beide machen den
Job hauptberuflich, wie 13 weitere Profi-Campaigner werden sie durch
Spendengelder bezahlt. Zu den großen Unterstützern gehörte der
inzwischen verstorbene Götz Werner, Gründer der Drogeriekette dm.
Brämswig
und Ponader leiten das Treffen an diesem Abend. Es ist das zweite
Wiedersehen seit der Abstimmung. Am Tag danach habe es einen
Videocall gegeben, der „sehr emotional“ gewesen sei, sagt die
36-jährige Brämswig. Für die Freizeitaktivisten und
Kampagnenprofis stecken Monate, manchmal Jahre der Arbeit in dem
Vorhaben.
Wie
die Initiative trotz dieses Rückschlags weitermachen will, lesen
Sie in der ungekürzten Fassung auf zeit.de.
DER SATZ
© Niklas Grapatin/laif
„Macht Hamburg glücklich? Könnte sein. Schlecht gelaunt ist ja schon Berlin.“
Hamburg
ist die glücklichste Stadt in Deutschland, heißt es. Die Gründe
bleiben im Verborgenen, doch unser Ressortleiter Florian Zinnecker hätte da eine Idee.
DARAUF KÖNNEN SIE SICH FREUEN
Kommende
Woche Montag führt Gastdirigent Riccardo Minasi das Ensemble
Resonanz durch das Programm „plastik
& pastorale“.
Im Großen Saal der Laeiszhalle werden dann ab 20 Uhr Werke von
Kristine Tjøgersen und Ludwig van Beethoven zu hören sein. Unter
anderem Beethovens 6.
Sinfonie,
die „Pastorale“.
Wir
verlosen dreimal zwei Karten für das Konzert. Schicken Sie uns bis
morgen, 12 Uhr eine E-Mail mit dem Betreff „Pastorale“ an
hamburg@zeit.de.
Die Gewinner:innen werden von uns direkt benachrichtigt. Viel Glück!
MEINE STADT
Es ist immer eine Frage der Perspektive …
© Silke Rathjens-Beth
HAMBURGER SCHNACK
An
der Kasse des Supermarktes: vor mir ein Herr mit einem Weihnachtsmann
und einer Flasche Cola. Die Kassiererin ruft nach dem Scannen der
Artikel erstaunt: „Das ist ja verrückt, 7,95 Euro für 125 g
Schokolade.“ Darauf der Kunde: „Ja, das ist wahr, und er wird noch
nicht mal die Adventszeit erleben …“
Gehört
von Gerd
Möller-Brix
Das war
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