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Amazon erlebt KI-Boom: AWS wächst wie seit 2022 nicht mehr, Trainium-Chip sind ausverkauft. Doch der Konzern will Hunderttausende Stellen abbauen – der überraschende Grund hat nichts mit KI zu tun.

Seattle – Der weltweit größte Online-Versandhändler profitiert vom Boom rund um Künstliche Intelligenz: Die starke Nachfrage nach KI– und Cloud-Diensten führt bei Amazon zu Rekordergebnissen. Im dritten Quartal stieg der Umsatz um 13 Prozent auf 180,2 Milliarden Dollar, der Gewinn je Aktie erreichte 1,95 Dollar. Es gibt jedoch eine Kehrseite der Medaille: Das Unternehmen baut massiv Stellen ab. Geht es nach Amazon-CEO Andy Jassy, soll dieser Schritt nicht mit Künstlicher Intelligenz zu tun haben. „Es geht nicht wirklich ums Geld, und derzeit auch nicht um KI“ – vielmehr gibt es einen anderen, überraschenden Grund. 

Amazon-LogistikhalleAmazon profitiert vom KI-Boom, baut allerdings massiv Stellen ab. (Archivbild) © Wolf von Dewitz/dpaUmsatzrekord im vierten Quartal erwartet: Amazon wächst dank Künstlicher Intelligenz rasant

Trotz der von US-Präsident Trump verhängten Zölle, die auch Amazon stark betreffen, rechnet Amazon im vierten Quartal sogar mit einem Umsatzrekord von bis zu 213 Milliarden Dollar. Besonders die Cloud-Sparte AWS legte kräftig zu und wuchs mit 20 Prozent so stark wie seit 2022 nicht mehr, berichtet der Focus. CEO Andy Jassy führt das Wachstum auf die hohe Nachfrage nach KI-Anwendungen und Cloud-Kapazitäten zurück. „Wir sehen weiterhin starke Nachfrage nach KI und Kerninfrastruktur und haben uns darauf konzentriert, die Kapazität zu beschleunigen – wir haben in den letzten zwölf Monaten mehr als 3,8 Gigawatt hinzugefügt“, wird CEO Andy Jassy im Der Aktionär zitiert. 

Bei Amazon steckt KI inzwischen in fast allen Geschäftsbereichen. Besonders stark zeigt sich das im Cloud-Geschäft und bei hauseigener Hardware. Ein vergleichsweise neuer und milliardenschwerer Geschäftsbereich ist der selbst entwickelte KI-Chip Trainium2, der im Quartalsvergleich um 150 Prozent wuchs. Mit Project Rainier baut Amazon zudem einen der größten KI-Rechencluster der Welt auf: Fast 500.000 Trainium2-Chips sollen künftig die Modelle des KI-Partners Anthropic antreiben.

Amazon baut massiv Stellen ab: „Nicht wirklich finanziell getrieben“

Auch das Kerngeschäft von Amazon profitiert von KI, da 250 Millionen Kunden Rufus nutzen, den smarten Einkaufsassistenten des Onlinehändlers. Das bisherige Fazit ist äußerst erfolgversprechend, da Käufer, die ihn nutzen, ihre Bestellungen sogar um rund 60 Prozent häufiger abschließen. Zudem setzt Amazon KI in der Logistik ein: Die Zahl der Städte mit Same-Day- und Next-Day-Lieferung stieg in nur vier Monaten um 60 Prozent, die Expresszustellung frischer Lebensmittel soll bis Jahresende auf 2.300 Orte ausgeweitet werden.

Der KI-Boom hat allerdings auch seine Kehrseite, die sich in den nächsten Jahren auch stark auf den Arbeitsmarkt auswirken wird. Amazon will nämlich laut internen Strategiepapieren bis 2033 rund 600.000 Arbeitsplätze durch Automatisierung und Roboter ersetzen. Ziel des Konzerns ist es, bis 2033 rund 75 Prozent aller Abläufe zu automatisieren. Amazon, einer der größten Arbeitgeber der Welt, setzt damit zunehmend auf Entschlackung. Aktuell baut Amazon bereits rund 14.000 Jobs im Verwaltungsbereich ab, etwa vier Prozent der Büroangestellten. Die betroffenen Teams sollen bereits informiert worden sein.

Wir haben uns verpflichtet, wie das größte Start-up der Welt zu arbeiten, und das bedeutet … Hierarchieebenen abzubauen.

Amazon-Chef Andy Jassy meinte dazu nun, die Entscheidung sei „nicht wirklich finanziell getrieben, und auch nicht durch KI – jedenfalls nicht im Moment. Es geht um Kultur.“ In den vergangenen Jahren habe Amazon viele neue Geschäftsbereiche und Führungsebenen aufgebaut. „Am Ende hat man deutlich mehr Leute und Schichten als zuvor – und manchmal merkt man gar nicht, dass das die Eigenverantwortung derjenigen schwächt, die tatsächlich die Arbeit machen”, zitiert ihn CNN. Laut Jassy soll Amazon wieder „wie das größte Start-up der Welt“ agieren – und dazu gehöre auch, überflüssige Hierarchieebenen abzubauen.