Eigentlich wird die Nationalgarde der Vereinigten Staaten vor allem bei Überschwemmungen, Hurrikans oder Waldbränden mobilisiert. Schlagzeilen machte sie aber in den vergangen Monaten vor allem durch Einsätze in US-Städten.
US-Präsident Donald Trump begründete das umstrittene Vorgehen mit Protesten gegen die Ausländerpolizei ICE, bei der es in den vergangenen Wochen gelegentlich Zusammenstöße gab, und mit angeblich ausufernder Kriminalität.
Nach Los Angeles, Washington D.C und Memphis sollte die Nationalgarde nach dem Willen von US-Präsident Donald Trump nun auch in Portland eingesetzt werden. Dies wurde nun von einer Richterin blockiert.
Bundesrichterin Karin J. Immergut betonte, es gebe „weder einen Aufstand in Portland noch eine Bedrohung für die nationale Sicherheit“, womit Trump sein Vorgehen begründet hatte.
Sie hatte bereits am Samstag festgestellt, dass Trump die rechtliche Grundlage fehle, um in Oregon stationierte Militärtruppen in die Metropole Portland zu senden. Auch mit Chicago liegt Trump wegen eines Einsatzes der Nationalgarde im Clinch. Doch was darf sie eigentlich und wer befehligt sie? Ein Überblick.
Was ist die Nationalgarde?
Die Nationalgarde ist Teil der Reserve der US-Streitkräfte. Sie besteht aus den beiden Teilstreitkräften des Heeres (Army National Guard) und der Luftstreitkräfte (Air National Guard).
Sie wurde 1903 durch den sogenannten Militia Act formiert. Das Bundesgesetz organisiert die Nationalgarde in ihren heutigen Strukturen. Laut Defense Manpower Data Center dienen – Stand 2023 – rund 419.000 Reservisten und Reservistinnen in der Nationalgarde. Etwa 9500 sind in den US-Außengebieten wie Puerto Rico, Guam oder den Jungferninseln stationiert (Stand 2017).
Wo wird die Nationalgarde eingesetzt ?
Die Nationalgarde hat ein breites Einsatzspektrum. Sie wird zur Unterstützung bei der Katastrophenhilfe eingesetzt. Zum Beispiel bei den verheerenden Waldbränden in Kalifornien im Januar 2025 oder auch nach Hurrikan Katrina 2005. Über 50.000 Nationalgardisten halfen bei Evakuierungen, Rettungsaktionen und der Wiederherstellung der Ordnung in New Orleans.
Sie kann auch zur Gewährleistung der Inneren Sicherheit entsendet werden. Beim Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 waren über 25.000 Nationalgardisten in Washington, D.C. stationiert, um die Sicherheit rund um die Amtseinführung von Präsident Joe Biden zu gewährleisten. Während der George-Floyd-Proteste wurden tausende Nationalgardisten in mehreren Bundesstaaten mobilisiert, um lokale Polizeikräfte zu unterstützen.
Die Nationalgarde kann auch militärische Auslandseinsätze unterstützen. Dies geschah im Irak und in Afghanistan.
Wer befehligt die Nationalgarde?
Sind die Reservisten in den US-Bundesstaaten im Einsatz, übernimmt der jeweilige Gouverneur den Oberbefehl. Nur wenn es zum Krieg oder zu nationalen Notfällen kommt, kann der US-Präsident das Kommando übernehmen.
Beim Einsatz der Nationalgarde in Los Angeles bei den Protesten gegen die Razzien der Einwanderungsbehörde ICE berief sich US-Präsident Donald Trump deshalb auf die nationale Sicherheit. Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom kritisierte die Entsendung und warf der Regierung vor, mit ihrem Eingreifen die Spannungen „gezielt“ anzuheizen.
Wer hat das Sagen in Kalifornien – Gouverneur Gavin Newsom (l.) oder Präsident Trump? (Archivbild)Bild: Mark Schiefelbein/AP/dpa/picture alliance
Wer ist in der Nationalgarde?
Grundsätzlich steht allen US-Bürgern die Mitgliedschaft in der Nationalgarde offen. Sie müssen aber bestimmte körperliche, geistige und rechtliche Voraussetzungen erfüllen. Die meisten Nationalgardisten dienen nebenberuflich in den Einheiten, es gibt auch hauptberufliche Soldaten, sie sind aber in der Minderheit.
Soldaten, die einen Wehrdienst in der Armee absolviert haben, können sich danach für den Einsatz in der Nationalgarde bewerben. Sie benötigen meist keine weitere Ausbildung.
Die zweite Möglichkeit ist eine freiwillige Verpflichtung zum ausschließlichen Dienst in der Nationalgarde ohne eine Dienstzeit in aktiven Truppenteilen. Dann wird eine Ausbildung in einer Einrichtung der Streitkräfte absolviert.
Der Aufwand für die Mitglieder der Nationalgarde ist klar geregelt. Der typische Dienstumfang umfasst ein Wochenende pro Monat und zwei Wochen pro Jahr. Für einen Wochenendeinsatz erhalten die Nationalgardisten je nach Dienstgrad zwischen 200 und 600 US-Dollar. Zudem gibt es Zulagen für Unterkunft und Verpflegung, Bildungsförderung und Krankenversicherung. Bei längerer Dienstzeit können auch Rentenansprüche geltend gemacht werden.
Dieser Artikel wurde am 10. Juni 2025 verfasst und am 6. Oktober 2025 aktualisiert.