Zwei Personen in einer Illustration von Kat Menschik auf orangenem Hintergrund.

AUDIO: „Westend“ – der neue Roman von Volker Kutscher (54 Min)

Stand: 03.11.2025 09:00 Uhr

Illustratorin Kat Menschik hat Volker Kutschers neuen Roman „Westend“ gestaltet. Das Buch ist Teil ihrer Reihe „Illustrierte Lieblingsbücher“ – ein Treffen von Krimikunst und Zeichenkunst.

von Katja Weise

West-Berlin 1973, der 74-jährige Gereon Rath ist längst im Ruhestand und lebt im Seniorenheim. Dort wird er von Hans Singer besucht, der als Privatdozent und Historiker über die Arbeit der Berliner Polizei forscht. Rath ahnt, dass der junge Kollege ihm auf der Spur ist und Fragen stellen wird, die über das Forschungsinteresse hinausgehen. Wird Rath also über das reden, was sich 1953 zugetragen hat? Wird er den Zusammenhang herstellen zum Schauplatz Berlin, Anfang der 1930er-Jahre?

Volker Kutscher hat mit „Westend“ wieder einen atemberaubenden Roman vorgelegt, und weil er so besonders ist, hat Kat Menschik das Buch in ihre Reihe „Illustrierte Lieblingsbücher“ aufgenommen. In NDR Kultur à la carte sind beide, Autor und Illustratorin, zu Gast und sprechen mit Katja Weise über das Verbrechen, Hintergründe und den Erfolg des Krimis.

Wie seid ihr beide zusammengekommen? Kat, hast du ihn gefragt? Weil diese drei Bände sind in der Reihe „Lieblingsbücher“ erschienen. Das sind Titel, die du dir allesamt aussuchst.

Kat Menschik: Ja, das war so: Ich habe Volker Kutscher auf einer Buchmesse angesprochen, wo er Band vier seiner Gereon-Rath-Reihe vorgestellt hatte. Eigentlich ging das so, dass ich hingegangen bin und sagte: „Guten Tag Herr Kutscher, ich bin großer Fan Ihrer Bücher, ich habe sie alle gelesen und es würde mich wahnsinnig freuen, wenn wir in der Reihe meiner ‚Lieblingsbücher‘, die da gerade am Start war, vielleicht mal zusammen ein Buch machen könnten.“

Cover Buch: Volker Kutscher / Kat Menschik: " Westend"

Volker Kutscher beschreibt, wie es dem Berliner Kommissar Gereon Rath in und nach dem Zweiten Weltkrieg ergangen ist.

Warst du dir überhaupt bewusst, wie groß diese Ehre ist, Volker, dass du das gefragt wurdest?

Volker Kutscher: Ja, ich war mir dessen bewusst, weil ich auch Kat Menschiks Arbeit kannte und schätzte. Gerade ihre Murakami-Illustrationen hatten es mir sehr angetan, und das habe ich ihr auch damals schon gesagt. Ich habe es als große Ehre empfunden, in ihrer Reihe auftreten zu können. Was ich allerdings noch nicht wusste, als ich zugesagt habe, dass das mit Klassikern anfängt. Der erste Band war Kafka, dann kam Shakespeare, dann E.T.A. Hoffmann. Ich war dann der vierte im Bunde und da hatte ich schon ein bisschen Bammel, ob ich diesen Anforderungen gerecht werden konnte. Deswegen habe ich mir auch besonders viel Mühe gegeben, wobei ich das sowieso immer beim Schreiben mache. Aber ich habe auch gesagt, das muss was anderes als die Romane werden – und es sollte auch ein anderer Stil sein als meine Kurzgeschichten, die ich bis dato geschrieben hatte. Dazu ist „Moabit“ entstanden.

Alle diese drei Bände haben wir zusammen gemacht und konzipiert. Wir haben uns dazu immer schon sehr früh ausgetauscht. In allen drei Bänden war es mir wichtig, auch erzählerisch etwas Besonderes zu machen. „Westend“ ist tatsächlich jetzt der Abschluss unserer bisherigen Zusammenarbeit, es ist ein Interview. Das habe ich alles natürlich in den Romanen und Kurzgeschichten so nicht machen können.

„Westend“ spielt 1973 und da treffen wir jetzt auf einen deutlich gealterten Gereon Rath, der inzwischen in einer Seniorenresidenz lebt, und zwar in Berlin-Westend. Ist das eine Idee, die du auch von Anfang an hattest, dass du ihn so viele Jahre nach Ende dieser zehn Bände nochmal wieder treffen möchtest, um dann die Frage zu stellen, was ist eigentlich danach mit ihm passiert?

Ein großer Mann steht zwischen zwei Frauen vor einem Mikrofon in einem Hörfunkstudio.

Illustratorin Kat Menschik mit Schriftsteller Volker Kutscher und Moderatorin Katja Weise.

Kutscher: Ja, das war vor sechs Jahren. Wir haben eigentlich über „Mitte“ gesprochen, was damals in der Entstehung war. Es war damals schon klar, „Mitte“ heißt „Mitte“, weil danach noch etwas kommen soll, weil es der Band in der Mitte ist. Das der letzte Band dann „Westend“ heißen wird, war auch schon klar. Es war damals auch klar, es wird ein Interview, ein Rückblick. Was Gereon Rath dann noch im Roman erlebt, das stand alles noch gar nicht fest, weil die letzten noch nicht geschrieben waren. Das heißt, ich wusste schon, als ich den letzten Rath-Roman schrieb, es wird einen Rückblick von Gereon geben. Ich wusste auch grob, was und welche Themen ich erzählen und antippen wollte. Es sollten wichtige Nachkriegsthemen sein, wie die Nazi-Zeit in die Nachkriegszeit hinein, aber auch darüber hinaus wirkt. Deswegen gibt es drei Zeitebenen: die Zeit des Interviews 1973, mit dem Kassettenrekorder aufgenommen. Dann werden diese Bänder aber erst 2025 im Nachlass gefunden von Doktor Professor Singer, der dieses Interview führt. Es geht aber um Ereignisse von 1931 bis 1968, das hat mir auch großen Spaß gemacht, diesen Bogen zu spannen.

Wann weißt du, Kat, wie Gereon aussieht?

Menschik: Das ist wirklich das Schwierigste bei allen drei Bänden gewesen. Ich weiß, das zum Anfang gar nicht und ich habe ehrlich gesagt, früher als ich Fan der ersten Stunde war und die Bücher gelesen habe, ein Bild zu Gereon Rath gehabt. Dann gab es irgendwann die Fernsehserie und das wurde dann überdeckt. Und ich kann mich nicht mehr erinnern, wie mein Gereon Rath aussah.

Ich erarbeite den mit Volker zusammen, genau wie Charly (Charlotte Ritter, die Hauptprotagonistin aus „Moabit“) auch. Es war wirklich so, dass ich angerufen habe und gesagt habe: „Sag‘ mal, wie sieht deine Charly aus? Hat sie Locken? Hat sie glatte Haare?“ Ich frage dann in erster Linie Volker, weil ich denke, es sind seine Figuren und er muss mit denen glücklich sein und da haben wir uns rangearbeitet.

Das Gespräch führte Katja Weise. Einen Ausschnitt davon lesen Sie hier, das ganze Gespräch können Sie oben auf dieser Seite und in der ARD Audiothek hören.

Buchcover: Volker Kutscher, "Rath"

Der zehnte Teil der Gereon-Rath-Reihe taucht tief ein in die Zeit des deutschen Nationalsozialismus.

Volker Kutscher im Gespräch

Ein Gespräch mit dem „Babylon Berlin“-Autor über einen fehlbaren Menschen, unmenschliche Romanhelden und das Leben danach.

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