Ein Forensiker untersucht einen Zug der London North Eastern Railway (LNER).

Stand: 03.11.2025 11:20 Uhr

Nach dem Messerangriff in einem englischen Zug ist der Tatverdächtige des versuchten Mordes angeklagt worden. Das Motiv ist weiter unklar – die Polizei geht aber nicht von einem Terrorakt aus.

Nach dem Messerangriff auf mehrere Menschen in einem Zug nahe der englischen Stadt Huntingdon ist der Tatverdächtige angeklagt worden. Dem 32-Jährigen wird versuchter Mord in elf Fällen, Körperverletzung und der Besitz einer Stichwaffe vorgeworfen, teilte die British Transport Police mit.

Die Polizei hatte am Sonntagmittag vorerst einen terroristischen Hintergrund ausgeschlossen.

Ein Tatverdächtiger wieder frei

Zehn der Fälle des versuchten Mordes stehen in direkter Verbindung zu dem Messerangriff im Zug. Eine weitere Attacke soll der Polizei zufolge früher am Tag an einer Bahnstation in London erfolgt sein. Der Nachrichtenagentur PA zufolge erlitt dort ein Opfer Gesichtsverletzungen. Die Polizei teilte mit, dass die Ermittler „weitere mögliche in Zusammenhang stehende Straftaten untersuchen“.

Ursprünglich waren nach dem Angriff zwei Verdächtige festgenommen worden. Einer von ihnen ist gestern ohne Anklage wieder freigelassen worden. Der 35-Jährige sei nicht an dem Angriff am Samstagabend beteiligt gewesen, teilte die britische Polizei mit.

Schwer verletzter Bahnmitarbeiter gilt als Held

Die Tat hatte Großbritannien erschüttert. Mehrere Menschen wurden in den Waggons attackiert und niedergestochen, mutmaßlich mit einem Messer. Zehn Menschen waren mit Verletzungen in Krankenhäuser gebracht worden, andere Quellen sprechen von elf Opfern. Fünf Personen wurden inzwischen wieder entlassen.

Ein Mensch befindet sich weiterhin in einem lebensbedrohlichen Zustand. Den Angaben zufolge handelt es sich bei ihm um einen Mitarbeiter der Bahn. Dieser habe sich besonders mutig verhalten, so die Ermittler. Sie hätten die Aufzeichnungen der Überwachungskameras aus dem Zug ausgewertet, zitierte die BBC die Polizei. „Und es ist klar, dass seine Handlungen nichts weniger als heldenhaft waren und zweifellos vielen Menschen das Leben gerettet haben.“

Augenzeugen berichteten mehreren Medien zufolge von schockierenden Szenen in den Waggons des Zuges, der in die britische Hauptstadt unterwegs war. Fahrgäste hätten einen Mann mit einem großen Messer gesehen. Viele seien panisch durch die Waggons gerannt und hätten sich auf den Toiletten versteckt, überall sei Blut gewesen.

König und Premier äußern sich

König Charles III. und seine Frau Camilla zeigten sich „schockiert“ über den Vorfall. Der Monarch sprach den Opfern und ihren Angehörigen sein Mitgefühl aus und dankte den Rettungskräften für ihren Einsatz. 

Der britische Premierminister Keir Starmer sprach von einem „schrecklichen Vorfall“, der „zutiefst beunruhigend“ sei. „Meine Gedanken sind bei allen Betroffenen, und mein Dank gilt den Rettungskräften für ihren Einsatz“, teilte der Regierungschef im sozialen Netzwerk X mit.

Franziska Hoppen, ARD London, tagesschau, 03.11.2025 11:37 Uhr