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US-Wirtschaft vor Absturz? Besorgniserregende Warnsignale häufen sich in neuen Analysen, die verstärkt auf eine bevorstehende „Trumpcession“ hindeuten.

München/Washington – Die US-Notenbank senkt die Zinsen und spricht von „gemäßigtem Wachstum“ – doch unter der Oberfläche brodelt es in der amerikanischen Wirtschaft. Neue Analysen liefern vier Indikatoren dafür, dass das ökonomische System unter Donald Trump mehr leidet als auf den ersten Blick ersichtlich: Verbraucher sehen den Arbeitsmarkt pessimistisch, die Verschuldungs-Zinsraten explodieren, Frachtraten stürzen ab und schwerwiegende Zahlungsrückstände bei Autokrediten steigen sprunghaft. Damit mehren sich die Anzeichen für eine bevorstehende Rezession der US-Wirtschaft. Eine Wirtschaftsexpertin ordnet die Gefahr ein.

Die Hinweise auf eine „Trumpcession“ mehren sich. Neue Analysen zeigen besorgniserregende Hinweise auf eine bevorstehende Talfahrt der US-Wirtschaft.Die Hinweise auf eine „Trumpcession“ mehren sich. Neue Analysen zeigen besorgniserregende Hinweise auf eine bevorstehende Talfahrt der US-Wirtschaft. © Manuel Balce Ceneta/dpa

Die US-Notenbank Federal Reserve hat im Oktober 2025 die Leitzinsen um weitere 25 Basispunkte auf eine Spanne von 3,75 bis 4,0 Prozent gesenkt – das niedrigste Niveau seit 2022. Doch hinter den offiziellen Zahlen lauern ernsthafte Anzeichen, die auf eine mögliche Rezession in den USA hindeuten könnten.

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Die von der britischen Investmentfirma M&G am Freitag (31. Oktober) veröffentlichten Charts senden beunruhigende Signale, nicht nur für Anleger weltweit. Vier der „sieben gruseligen Charts“ geben Hinweise auf eine möglicherweise drohende Rezession, also eine „Trumpcession“ in den USA. Die amerikanische Wirtschaft scheint damit fragiler, als es die Statistiken vermuten lassen.

Die ersten besorgnisserregenden Zeichen kommen danach vom Arbeitsmarkt – aber nicht aus den offiziellen Statistiken. Während die Arbeitslosenquote auch im September bei moderaten 4,3 Prozent lag, zeigt der „Labor-Differential Index“ des Conference Board ein ganz anderes Bild. Dieser Index misst, wie die Verbraucher die Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen einschätzen – und die Stimmung ist düster: „Anspannung auf dem Arbeitsmarkt ist ein klassisches Anzeichen für eine Rezession“, so die Datenanalysten von M&G Investments.

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Die Rückgänge bei freiwilligen Kündigungen und Neueinstellungen deuteten auf sinkendes Vertrauen der Arbeitnehmer hin, ordnet die Konjunkturchefin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Geraldine Dany-Knedlik, gegenüber IPPEN.MEDIA die Daten ein. Dieses sei ernst zu nehmen: „Ein Muster, das vor den Rezessionen 2001 und 2008 zu beobachten war“.

Ein weiteres alarmierendes Signal, so M&G, sende der US-amerikanische Autokreditmarkt: Die Zahl der „ernsthaften“ Zahlungsausfälle – wenn Kreditnehmer mindestens 90 Tage im Rückstand sind – nähert sich damit dem Niveau der großen Finanzkrise von 2008.

Verschärfend wirkt das explodierte Kreditvolumen: In den vergangenen 20 Jahren habe sich das Volumen der ausstehenden Autokredite auf mehr als 1,66 Billionen Dollar verdoppelt, so die Analysen. Die Consumer Federation of America warnt: Zahlungsverzüge, Zahlungsausfälle und Fahrzeugpfändungen seien sprunghaft angestiegen und ähnelten „alarmierend den Trends, die bereits vor der Finanzkrise zu beobachten waren“.

„Schwerer Schock“: US-Frachtvolumen nähert sich dem Niveau der großen Finanzkrise

Ein weiterer möglicher Hinweis für eine drohende Konjunkturabschwächung kommt aus dem US-Güterverkehr. Der „Cass-Corp-Freight-Index“, der das Frachtvolumen in den USA misst, erreicht ebenfalls annähernd das Niveau der globalen Finanzkrise. Tiefer als jetzt lag der Index nur – kurzzeitig – unter der Corona-Pandemie – die M&G-Experten sprechen von einem „schweren Schock im US-Frachtverkehr“. Die aktuell fallenden Werte gelten „als klassischer Frühindikator für schwächere Nachfrage und zeigte ähnliche Bewegungen vor der Finanzkrise 2008 und der Pandemie-Rezession 2020“, bestätigt DIW-Expertin Dany-Knedlik.

Der Index basiert auf Rechnungen großer Spediteure für Warentransporte per Lkw, Eisenbahn, Luft- und Schiffsfracht: „Eine Kombination aus restriktiver Geldpolitik und einer schwächelnden Konsumnachfrage hat zu einer Verschlechterung der Daten geführt“, so der Bericht. Dabei seien die Auswirkungen der neuen Zölle von Donald Trump noch nicht einmal vollständig spürbar. 

Diese Indikatoren traten in der Vergangenheit häufig vor Rezessionen auf, besonders in Kombination.  

Trumps Wirtschaftswunder als Rohrkrepierer: Staatsverschuldung und Shutdown

Das vielleicht beunruhigendste Zeichen kommt aus der Staatsverschuldung: Im Fiskaljahr 2025 zahlte die US-Regierung 970 Milliarden Dollar an Zinsen für die Staatsschulden – das sind 57 Milliarden Dollar mehr als das gesamte Verteidigungsbudget von 917 Milliarden Dollar.

Die Folgen sind bereits spürbar: Während die Zinszahlungen explodieren, werden öffentliche Dienstleistungen, Investitionen in Infrastruktur und Bildung zurückgefahren. Die unabhängige Wirtschaftsbehörde, das Congressional Budget Office (CBO) warnt, dass dieser Trend das Wirtschaftswachstum langfristig bremsen könnte, da weniger Geld für produktive Investitionen zur Verfügung steht: „Die explodierenden Zinszahlungen des Staates erinnern an die frühen 1980er und 1990er Jahre, als hohe Zinslasten den fiskalischen Spielraum einschränkten“, gibt auch die DIW-Konjunkturchefin zu bedenken.

Die aktuelle Lage ist durch Pandemie-Nachwirkungen, geopolitische Risiken und eine andere geldpolitische Ausgangslage geprägt, historische Muster sind daher nicht eins zu eins übertragbar.

Die Signale seien insgesamt ernst zu nehmen, bestätigt die Wirtschaftsexpertin, dennoch sei Vorsicht bei der Interpretation geboten. Die Indikatoren seien in der Vergangenheit zwar häufig vor Rezessionen aufgetreten, und besonders in Kombination: „Dennoch ist die aktuelle Lage durch Pandemie-Nachwirkungen, geopolitische Risiken und eine andere geldpolitische Ausgangslage geprägt, historische Muster sind daher nicht eins zu eins übertragbar“, relativiert sie.

Dennoch brisant: Die weitere Entwicklung befindet sich aufgrund des Haushaltsstillstands seit dem 1. Oktober teilweise im Blindflug, Experten haben berechnet, dass der Shutdown die US-Wirtschaft 14 Milliarden Dollar kosten könnte. Behörden sind geschlossen, makroökonomische Daten von staatlicher Seite gibt es kaum noch. „Je nach Dauer der Haushaltssperre wird das annualisierte reale BIP-Wachstum in diesem Quartal um 1,0 bis 2,0 Prozentpunkte sinken“, so das CBO.

Die Frage ist also nicht mehr, ob die US-Wirtschaft schwächelt, sondern wie stark. Die vier Indikatoren der alljährlich vom M&G-Blog „Bond Vigilantes“ um Halloween veröffentlichten Charts sind jedenfalls eine ernste Warnung. Das von Trump ausgerufene Wirtschaftswunder könnte schneller vorbei sein als gedacht.