Berlin – Wer sich ein E-Auto kauft, sollte nicht nur beim Fahrzeug auf den Preis achten. Auch an den Ladesäulen fallen unterschiedlich hohe Kosten an. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) fordert: Stromtanken muss billiger werden.

135.691 Normalladepunkte und 44.247 Schnellladepunkte listet die Bundesnetzagentur aktuell auf. Auf sie sind alle E-Auto-Besitzer angewiesen, die keine eigene Garage samt Wallbox haben. „Die Mehrheit aller Menschen kann nicht im Eigenheim laden, sondern lebt in Mietwohnungen“, sagt VDA-Präsidentin Hildegard Müller (58) zu BILD. „Umso wichtiger, dass das öffentliche Laden deutlich günstiger wird. Aktuell ist das Laden viel zu teuer.“

VDA-Präsidentin Hildegard Müller (58) nach dem Auto-Gipfel mit Bundeskanzler Friedrich Merz (69, CDU): Sie fordert von der Bundesregierung eine Senkung der Stromnebenkosten

VDA-Präsidentin Hildegard Müller (58) nach dem Auto-Gipfel mit Bundeskanzler Friedrich Merz (69, CDU): Sie fordert von der Bundesregierung eine Senkung der Stromnebenkosten

Foto: Kay Nietfeld/dpa

Vor allem in Ballungszentren komme es häufig zu höheren Kosten an der Ladesäule als im ländlichen Raum – teilweise von mehr als 1 Euro pro Kilowattstunde (kWh).

Zum Vergleich: Bei einer Vertragsbindung an einen Anbieter (z. B. EnBW, EWE Go, Vattenfall InCharge, Mercedes oder Stadtwerke) können Autofahrer schon ab 47 Cent pro kWh „tanken“, hat der ADAC ermittelt. Zu Hause liegt der Tarif meist noch darunter – zwischen 30 und 40 Cent.

Warum ist Strom-Tanken so teuer?

Also alles Abzocke? „Fakt ist: Die Preisgestaltung bzw. Preiszusammensetzung von Ladestrom ist gleichermaßen komplex wie intransparent“, erklärt VDA-Präsidentin Müller. Einzelne Preisbestandteile könnten je nach Anbieter und Standort unterschiedlich ins Gewicht fallen.

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Auch die Monopolkommission der Bundesregierung hatte bereits vor Jahren kritisiert, dass es eine Konzentration einzelner Anbieter gebe, die in ihrer Region auf mehr als 50 Prozent Marktanteil kommen. „Die fehlende Konkurrenz kann zu hohen Preisen für Ladestrom führen und die Verbreitung der Elektromobilität erschweren“, heißt es in einem Energie-Gutachten.

Müller betont: „Um den Wettbewerb zwischen den Ladestandorten zu erhöhen, sind mehr öffentliche und private Ladepunkte erforderlich.“ Der Ausbau sei ein entscheidender Hebel, um die Attraktivität der E-Mobilität zu fördern.

Gleichzeitig müsse die Bundesregierung die Energie-Nebenkosten reduzieren. „Das betrifft insbesondere die Höhe der Netzentgelte sowie die Stromsteuer für Ladestrom“, fordert Müller.

Wie viel Strom man braucht, hängt vom Modell ab. Akkus von E-Kleinwagen speichern bis zu 35 kWh – das reicht für eine Strecke von maximal 230 Kilometern bei hoher Effizienz. Bei Mittelklasse-Wagen sind es bis zu 80 kWh (bis zu 470 Kilometer). So kann man daheim schon für weniger als 30 Euro die Batterie mit 80 kWh auffüllen, würde an der Wucher-Ladesäule bis zu 80 Euro zahlen.