
Noch im Sommer kannten ihn nur wenige Experten – heute könnte er die Bürgermeisterwahl in New York gewinnen: Der 34-jährige linke Demokrat und Muslim Mamdani will die Stadt bezahlbar machen. Damit fordert er US-Präsident Trump heraus.
Im New Yorker Stadtviertel Astoria in Queens scheint die Wahl schon entschieden zu sein. Der 34-jährige Bürgermeisterkandidat Zohran Mamdani ist hier zu Hause, seine Nachbarschaft hat er regelrecht elektrisiert. Schülergruppen laufen mit Mamdani-Wahlplakaten durch die Straßen. Andere Unterstützer malen mit bunten Farben die Mamdani-Slogans auf den Bürgersteig: „Mieten einfrieren“ oder „Busse kostenlos“.
Auch Maggie pinselt fleißig mit: „Ich mag Mamdanis Politik für ein bezahlbares Leben in der Stadt.“ Für sie seien kostenlose Busse wichtig. Und auch wenn sie keine Kinder habe, wünsche sie sich eine kostenlose Kinderbetreuung für ihre Nachbarinnen und Nachbarn. „Denn das hilft uns einfach allen“, sagt sie.
Hoffnungsträger für New York City
Das Wahlfieber hat aber auch andere Teile der Stadt erreicht. Rund 740.000 Menschen haben bereits vor dem eigentlichen Wahltag beim „Early Voting“ ihre Stimme abgegeben – fast fünf Mal mehr als bei der vergangenen Bürgermeisterwahl.
Auch Steff hat schon gewählt und ihr Kreuz bei Mamdani gemacht. In seiner Kampagne gehe es um Hoffnung und nicht um Angst, sagt sie: Viele Menschen wünschten sich eine positive Vision für ihre Stadt. Im Wahlkampf verspricht Mamdani, New York City zu einem Ort zu machen, an dem jeder, der dort zu Hause ist, ein Leben in Würde führen könne.
Steuererhöhungen unrealistisch
Mamdani gehört zum linken Flügel der Demokratischen Partei. Er bezeichnet sich selbst als Sozialist und will seine Wahlversprechen am liebsten durch Steuererhöhungen für Reiche und Unternehmen umsetzen. Dafür bräuchte er allerdings die Unterstützung der Gouverneurin des Bundesstaates New York. Doug Turetsky, ehemaliger Mitarbeiter des Haushaltsbüro der Stadt New York, hält das für ausgeschlossen: „Die Gouverneurin und ihre Mitarbeiter werden im kommenden Jahr neu gewählt. Da wird niemand vorher die Steuern erhöhen wollen.“
Trump droht den Wählern
Ein weiteres Problem ist Donald Trump. Für ihn ist Mamdani ein Kommunist. Der US-Präsident hat bereits gedroht: Sollte Mamdani die Bürgermeisterwahl gewinnen, werde er Bundesmittel für die Stadt New York streichen. In einem am Sonntag ausgestrahlten CBS-Interview erklärt sich Trump: „Das wird schwer für mich als Präsident, New York viel Geld zu geben. Denn wenn die Stadt von einem Kommunisten regiert wird, dann verschwenden Sie all das Geld, das Sie dorthin schicken.“
Mamdani kämpft gegen Eliten
Dass Mamdani dann noch Geld für seine Wahlversprechen übrig hat, halten viele Experten für unwahrscheinlich. Trotzdem führt der in Uganda geborene Sohn indischstämmiger Eltern die Umfragen an und könnte der erste muslimische Bürgermeister der Stadt werden. Sein Kontrahent – der ehemalige demokratische Gouverneur von New York, Andrew Cuomo – belegt seit Wochen den zweiten Platz, obwohl ihn einflussreiche Milliardäre mit großen Wahlkampfspenden unterstützen. Auch sie wollen den aus ihrer Sicht wirtschaftsfeindlichen Mamdani verhindern.
Doch das scheint die Mehrheit der Bürger nicht zu beeindrucken. „Genau darum geht es bei dieser Wahl“, meint Turetsky. „Es geht weniger um das politische Angebot eines einzelnen Kandidaten, sondern eher darum, dass die Finanz- und Immobilieneliten nicht mehr über die Politik der Stadt bestimmen“.
Richtungsweisend für die Demokraten?
Sollte Mamdani die Wahl deutlich gewinnen, könnte das bei den Demokraten für eine Richtungsdiskussion sorgen. Der linke Flügel der Partei könnte im Kampf gegen Trumps Rechtspopulismus an Bedeutung gewinnen. Themen wie Lebenshaltungskosten oder soziale Ungerechtigkeit könnten dann auch bei anderen Wahlen für die Demokraten im Fokus stehen.
