Goldener Oktober – bei den Worten, schwelgt der Mensch gerne in Fantasien. Blitzblauer Himmel, die Sonne strahlt auf gelb-orange Blätter und lässt die noch intensiver leuchten als das Haupthaar des amerikanischen Präsidenten bei einer Golfrunde in Florida. Dazu weht ein mildes Lüftchen aus Südwest, so dass man sich in den noch geöffneten Biergärten zumindest um die Mittagszeit ohne Jacke die Sonne ins Gesicht scheinen lassen kann und den Start der Vitamin D Saison in den November schiebt. So stellt man sich einen goldenen Oktober in Zeiten des Klimawandel vor. Und so war es in der jüngeren Vergangenheit auch oft. Da zeigte sich der Klimawandel im Herbst ohne Unwetter von einer freundlichen Seite. Leider nur für die Seele, die Erderwärmung ist nicht freundlich.
Auf den Klimawandel scheint aber auch nicht immer Verlass zu sein. Zumindest im vergangenen Oktober in Stuttgart nicht. Da war es nur mal sporadisch golden und ansonsten eher gefühlt novembrig. Aber – natürlich – trotzdem statistisch zu mild, wenn auch nur ein bisschen. „Mit einer Mitteltemperatur von 10,9 Grad war der Oktober um 0,3 Grad zu warm“, erklärt Andreas Pfaffenzeller. Der Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) setzt die 0,3 Grad plus ins Verhältnis zu der Zeit von 1991 bis 2020, in der ein durchschnittlicher Oktober an der DWD-Messstation am Schnarrenberg mit 10,6 Grad aus dem Rennen ging. Ein bisschen zu warm war es also, aber eigentlich nur statistisch. Gefühlt war es eher ein wenig unterkühlt, und dass es in Stuttgart zwischen 1961 und 1990 im zweiten Herbstmonat eigentlich zuverlässig Frost und oft auch den ersten Schnee gab, kann man nach den vergangenen Jahren kaum noch glauben. 2022 wurde in Stuttgart übrigens mit 14,5 Grad im Schnitt der bisher wärmste Oktober registriert. Vor drei Jahre hätte man an etlichen Tagen noch locker ins Freibad gegen können. Da war der Klimawandel deutlich spürbar.
Kein Rückschluss auf den Winter
Dass es jetzt mit knapp elf Grad immer noch einen Tick zu mild war, bedeutet übrigens nicht automatisch, dass wir wieder auf einen lauen Winter mit kaum Frost und wenig bis gar keinen Schnee zusteuern wie in der jüngsten Vergangenheit. 1962 zum Beispiel lag der Schnitt für Stuttgart im Oktober bei zehn Grad und galt für die damalige Zeit als völlig normal. Danach folgte aber einer der härtesten Winter in der Wetterhistorie der Landeshauptstadt, in denen der Neckar komplett zufror und übrigens auch zum letzten Mal der Bodensee. Der bisher unwirtlichste Oktober war dagegen 1974 mit fast winterlichen 5,6 Grad im Schnitt.
Beim Regen sparsam wie bei der Sonne
Zum manchmal tristen Erscheinungsbild 2025 trug auch die Sonne bei, die sich doch oft hinter Wolken und manchmal auch hinter Nebel versteckte. Die gut 97 Stunden Sonnenschein entsprechen nur etwa 83 Prozent eines durchschnittlichen Oktobers. Das macht die Sache gefühlt natürlich auch 20 Prozent weniger golden. Aber dafür musste man nicht besonders oft über Pfützen steigen oder mit Gummistiefeln in den Garten, denn auch beim Regen war der Monat prozentual gleich sparsam wie bei der Sonne. Die knapp 47 Liter sind etwa neun Liter auf den Quadratmeter weniger als man erwarten kann und entsprechen auch etwa 83 Prozent der Norm.
Das Wetter im Oktober Foto: StZN/Yann Lange
Trotzdem ist das Jahr 2025 auf einem guten Weg, zum zweiten Mal nacheinander nicht zu trocken zu sein. Und das nach acht Jahren hintereinander zwischen 2016 und 2023, in denen es deutlich zu wenig geregnet hat. Noch ist es nicht soweit, aber vom 1. Januar bis Ende Oktober wurden am Schnarrenberg 657 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen. „Zur durchschnittlichen Jahressumme 691 Litern fehlen also nur noch 34 Liter“, sagt Andreas Pfaffenzeller. Und die dürften bis Ende Dezember auch fallen.
November startet mit Sonne
In den nächsten Tage allerdings nicht. Das Wetter startet nämlich mild und trocken in den meteorologisch meist fürchterlichsten Monat des Jahres. Und wohl auch sehr sonnig, wenn es keinen Nebel gibt. Zähe Suppe am Vormittag wäre für November zwar eigentlich normal, aber vielleicht will der letzte Herbstmonat 2025 den etwas trüben Oktober vergessen machen. Schlecht wäre das nicht.