Es ist bereits ein kleines Jubiläum, das die Mainzer „Saturnalien“ in diesem Jahr feiern: Zum fünften Mal lädt die „Unsichtbare Römergarde“ in diesem Jahr bereits zum närrischen Abend am 11.11. mit Bezug zu Göttern, Narren und Gelehrten – und natürlich der Römerzeit. Wobei die in diesem Jahr ein wenig mehr in den Hintergrund rutschen: Der Fokus liegt auf echter Meenzer Fastnacht mit viel Politik und Kokolores. Das Motto widmet sich dem Spagat zwischen Himmel und Erde, und der Allgegenwärtigkeit der Mainzer Fastnacht.
Kathrin Dohle als Sängerin und Moderatorin des Abends und Christian Vahl als „Neptun“ führen durch die Saturnalien. – Foto: gik
„Ob sichtbar oder unsichtbar, in Meenz is Fastnacht immerdar“, lautet nämlich das Kampagnenmotto der „Unsichtbaren Römergarde“ für die kommende Kampagne 2026 – es stammt aus der Feder der neuen Präsidentin der Unsichtbaren Römergarde, Kathrin Dohle. Die hatte im Februar 2024 ganz sichtbar auf dem Ordensempfang der ungewöhnlichen Garde den Präfektenstab von Christian Vahl übernommen, der seither als Generalfeldmarschall fungiert.
Die „Unsichtbare Römergarde“ versteht sich als Zusammenschluss der Mainzer, die das römische Erbe auch in der Fastnachtszeit stärker wieder ins Bewusstsein rufen wollen, und weil vieles, was die Römer in Mainz hinterließen, im Stadtbild unsichtbar ist, verfiel man auf die Idee mit der unsichtbaren Garde. Namensgeber war dabei ein Ausspruch eines der Gründungsmitglieder, der einmal im Angesicht der Lücken im Mainzer Rosenmontagszug ausrief: „Dort marschiert die Römergarde, unsichtbar!“
„Fastnacht Immerdar“: Saturnalien erinnern an römische Wurzeln
Inzwischen tritt die „Garde“ mit allerlei Aktionen sichtbar in Mainz hervor, sie hat die einst von ihr gegründete Närrische Nachtvorlesung wiederbelebt, organisiert ein Römerfest und Aktionen im Römischen Bühnentheater, erinnerte zuletzt an das Verschwinden der Großen Mainzer Jupitersäule, veranstaltet das Fest der Göttin Carna und jeweils am 11.11. eben auch die „Saturnalien“. Die erinnern an das antike Fest der Römer zu Ehren des Gottes Saturn, das jedes Jahr am 17. Dezember begann, und bei dem die Feiernden in Kostüme und fremde Rollen schlüpften, prunkvolle Prozessionen von einem „König“ angeführt wurden, und dabei Wagen und geschmückte Schiffe auf Rädern mitführten.
Die Altrheinstromer geben sich erneut die Ehre bei den Saturnalien. – Foto: gik
Die Parallelen zur modernen Fastnacht sind durchaus vorhanden, denn auch bei den Saturnalien wurde das Unterste zuoberst gekehrt, wurden aus Bettlern Könige für eine Tag und aus Herren Diener. Und schon damals war die ausgelassene Narretei ein Ventil für Unterdrückung, das gigantische, ungebändigte Fest der Sinne sollte für kurze Zeit Freiheit und Frohsinn schenken.
Und genau an diese Tradition knüpft auch das Saturnalien-Motto 2025 an: „Das Motto vereinigt Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart“, sagte Präsidentin Kathrin Dohle im Gespräch mit Mainz& – und genau dafür stehe das alte deutsche Wort „Immerdar“. Das tauchte laut Dohle ab dem 16. Jahrhundert auf und stehe für „ewiglich“, für sie selbst sei es aber vor allem „poetisch und gehoben“, und signalisiere etwas, das „zu jedem Zeitpunkt“ da sei, sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Zukunft.
Fastnachtsgrößen wie Knab, Raupach und Baumgärtner als Redner
„Immerdar“ stehe aber natürlich auch für „Ewigkeit“, und erinnere deshalb „sofort an die kirchliche Terminologie“, sagte Vahl gegenüber Mainz&. Damit stehe das Motto auch für die Verbindung zwischen Kirche und Fastnacht, zu deren Quellen im Katholizismus, aber durchaus auch bei den Römern. „Wir wollen damit die Allgegenwart der Fastnacht feiern“, sagte Vahl, verbunden mit dem Meenzer Idiom vereine das Motto „alle Komponenten, die Mainz ausmachen.“
Bernhard Knab war als „Narr“ schon 2024 bei den Saturnalien in Hochform. – Foto: gik
Gefeiert wird auch genau am 11.11., dem Tag, an dem die Narren den Vorhang zur neuen Kampagne ein Stück weit lüften – und genau das tun auch die Akteure des Abends. Erneut können die Saturnalien dabei aus dem Vollen der Fastnachtsszene schöpfen: zu den Rednern werden unter anderem Bernhard Knab als „Narr“ und Jens Baumgärtner, bekannt als „Apotheker“ gehören, das Protokoll liefert erneut Gunther Raupach ab. Politisch wird es auch bei den „Alternativen Bänkelsängern“.
Der Ort für krachende Party sind die „Saturnalien“ nicht hier wird mehr auf das geschliffene Wort gesetzt – einige der profiliertesten Redner dieser Kunst pausieren allerdings in diesem Jahr. Dazu gehören etwa Peter Krawietz und Rüdiger Schlesinger, aber auch Fastnachtsikone Hilde Bachmann. Die Sparte Kokolores vertritt in diesem Jahr Gerd Emrich, Römergardist Christian Campe versucht als „Kunde von IKEA“ das Mainzer Verkehrschaos zu lichten.
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Musik: Nadine Meurer, Alternative Bänkelsänger und Trio Aeterna
Die Musik kommt aber natürlich trotzdem nicht zu kurz, dafür sorgen Nadine Meurer als Altstadtwirtin sowie die Altrheinstromer. Das „Trio Aeterna“ sorgt natürlich ebenfalls für Musik, durch den Abend führt erneut Kathrin Dohle. Gefeiert wird zudem wieder im „Grünen Kakadu“ am Mainzer Staatstheater, deswegen stehen nur rund 100 exklusive Plätze im Publikum zur Verfügung. „Es ist ein typisches Mainzer Fastnachtsprogramm, das eher den Charakter der Kammermusik hat“, sagte Vahl.
Besonders stolz sei man, dass erneut sämtliche Akteure „ohne Gage, ohne Kleidergeld und ohne Taxigeld auftreten“, betonte Vahl, so könne man den Eintritt zu lediglich 15,- Euro anbieten. Zusätzliche Spenden seien aber willkommen, der Erlös gehe in diesem Jahr an den neuen Verein „Rettet das Römische Mainz“, der auch die Schirmherrschaft übernommen hat. Eine Besonderheit in diesem Jahr zudem: erstmals wird bei den „Saturnalien“ auch ein Ballett auftreten: maximal zehn Damen des Mainzer Kleppergarde wollen trotz der winzigen Bühne dem Fastnachtstanz huldigen – man darf gespannt sein.
Info& auf Mainz&: Die V. Mainzer Saturnalien finden am Dienstag, den 11.11.2025 statt, los geht’s ab 19.11 Uhr, Einlass ist ab 18.15 Uhr. Ort des Geschehens: Die Staatstheater-Bar „Zum Grünen Kakadu“ am Gutenbergplatz, 1.OG. Karten zu 15,- Euro können bei der Mainzer Kunstgalerie bestellt werden, Email kontakt@mainzer-kunstgalerie.de. Sofern nicht ausverkauft, gibt es auch eine Abendkasse, spontan Entschlossene könne also schauen, ob jemand abgesagt hat. Wie die Saturnalien 2024 waren? Das könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen.
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